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Die Grundlagen der Kriegswirtschaft der UdSSR

Der Vaterländische Krieg erforderte die unverzügliche Umstellung der sowjetischen Wirtschaft auf das Gleis der Kriegswirtschaft. In den Beschlüssen der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (B), der Sowjetregierung und in den Anordnungen des Genossen Stalin wurde bereits in den ersten Tagen des Großen Vaterländischen Krieges das Programm für die Überführung der sozialistischen Friedenswirtschaft auf die sozialistische Kriegswirtschaft festgelegt.

Die Errichtung des Staatlichen Verteidigungskomitees, das die sowjetische Legislative und Exekutive sowie die Parteileitung des Landes in sich vereinigte, gab die Gewähr für die Planmäßigkeit und Einheitlichkeit aller Aktionen in bezug auf die Mobilisierung sämtlicher Ressourcen der Wirtschaft für die Bedürfnisse des Großen Vaterländischen Krieges.

Ein Vergleich der Kriegswirtschaft des zaristischen Rußland in den Jahren von 1914 bis 1917 mit der Sowjetunion in den Jahren von 1941 bis 1945 demonstriert die gewaltige Überlegenheit der sowjetischen Kriegswirtschaft, die es dem Sowjetstaat ermöglichte, trotz des zeitweiligen Verlustes einer Reihe von industriellen und landwirtschaftlichen Gebieten, die Versorgung der Front mit Kriegsausrüstung und Verpflegung sicherzustellen.

Die Kriegswirtschaft der Sowjetunion stützte sich auf die Herrschaft des sozialistischen Eigentums an den Produktionsmitteln. Die Konzentration der hauptsächlichsten Produktionsmittel in den Händen des Sowjetstaates sicherte die rasche Umstellung der Wirtschaft auf die Bedürfnisse des Krieges. Das Privateigentum an den Produktionsmitteln im zaristischen Rußland stellte bei dem niedrigen Entwicklungsstand der Produktivkräfte und der Abhängigkeit vom Auslandskapital das Land während der Jahre 1914 bis 1917 vor unlösbare Schwierigkeiten in der Kriegsführung.

Die sozialistische Revolution hat die Abhängigkeit unseres Landes vom Auslandskapital beseitigt und die klassenmäßige Struktur der sowjetischen Bevölkerung von Grund auf verändert. Während im zaristischen Rußland die Arbeiter und Angestellten in Stadt und Land im Jahre 1913 weniger als 17% der Gesamtbevölkerung ausmachten, war ihr Anteil in der Sowjetunion des Jahres 1939 bereits auf 48%, d.h. fast auf die Hälfte der gesamten Bevölkerung gestiegen. Bekanntlich gab es in Rußland vor der sozialistischen Oktoberrevolution weder Kolchosbauern noch genossenschaftlich organisierte Gewerbetreibende und Handwerker, wohingegen diese Gruppe in der Sowjetunion des Jahres 1939 bereits 46%, d.h. den wesentlichen und überwiegenden Anteil der übrigen Hälfte der Bevölkerung des Landes ausmachte. Die Zahl der Einzelbauern sowie der nicht genossenschaftlich organisierten Gewerbetreibenden und Handwerker betrug im Jahre 1913 65% der Bevölkerung, im Jahre 1939 hingegen nur 2,6%.

Die Bourgeoisie, d.h. die Gutsbesitzer, die Groß- und Kleinbürger der Städte, die Händler und die Großbauern machte im Jahre 1913 16% der Gesamtbevölkerung Rußlands aus. In der Sowjetunion waren die Ausbeuterklassen – die Gutsbesitzer, die städtische Bourgeoisie und die Großbauern – schon lange vor Ausbruch des Vaterländischen Krieges beseitigt worden. Diese Veränderungen in der Klassenstruktur der sowjetischen Bevölkerung im Vergleich zu der Rußlands vor der Revolution gaben die Gewähr für die moralisch-politische Einheit der Völker der Sowjetunion, für das feste Bündnis zwischen der Arbeiterklasse und den Bauern und für die unerschütterliche Freundschaft aller Völker, die in der großen Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken vereint sind.

1913 lebten in Rußland 139 Mill. Menschen, davon zählten 25 Mill. zur Stadtbevölkerung und 114 Mill. zur Landbevölkerung. Rußland war vorwiegend ein Agrarland und in bezug auf die Industrie außerordentlich schwach entwickelt. In den Jahren des sozialistischen Aufbaues haben sich die Städte und Dörfer der Sowjetunion in einer bisher unbekannten Weise entwickelt und umgestaltet. In einem nahezu unbewohnten Raum hat der Sowjetstaat 364 neue Städte als Stützpunkte der sozialistischen Industrie errichtet. Auf dem Territorium der Sowjetunion lebten im Jahre 1940 193 Mill. Menschen, wobei sich die Stadtbevölkerung im Vergleich zu 1913 um das 2,4fache erhöht hatte.

Das Niveau der Industrieproduktion in den sozialistischen Betrieben der UdSSR lag sowohl in der Vorkriegs- als auch in der Kriegsperiode unvergleichlich höher als das der privatkapitalistischen Industrieunternehmen Rußlands vor der Revolution. Die Bruttoproduktion der russischen Großindustrie betrug im Jahre 1913 11 Mrd. Rubel, die der sowjetischen Großindustrie belief sich im Jahre 1940 auf 129,5 Mrd. Rubel. Im Jahre 1943 belief sich die Industrieproduktion der östlichen Gebiete der Sowjetunion allein (in vergleichbaren Preisen) auf 83 Mrd. Rubel, d.h. sie überstieg die Industrieproduktion des gesamten zaristischen Rußland um das Siebeneinhalbfache.

Die Bruttoproduktion der sowjetischen Großindustrie überstieg im Jahre 1940 das Niveau der Industrieproduktion Rußlands vom Jahre 1913 um das 11,7fache, im Maschinenbau und in der Metallbearbeitung der Großindustrie sogar um das 41fache. Die Produktion von hochwertigem Walzgut, der Grundlage des Maschinenbaus im Kriege, war im Jahre 1940 im Vergleich zu 1913 um das 80fache gestiegen. Kraftfahrzeuge, Traktoren, Aluminium und Gummi wurden in Rußland vor der Revolution überhaupt nicht produziert.

Zum Unterschied von der Industrie des zaristischen Rußland war die von den kapitalistischen Ländern unabhängige Industrie der Sowjetunion während des Vaterländischen Krieges trotz des zeitweiligen Verlustes bedeutender Gebiete in der Lage, den Bedarf der Kriegswirtschaft aus der Inlandsproduktion sicherzustellen. Allein in den östlichen Gebieten der Sowjetunion lag im Jahre 1943 die Produktion von Kohle um das 2,3fache, von Stahl um das 2fache, von Walzgut um das1,7fache, von Kupfer um das 4,1fache, von Blei um das 59fache und von Zink um das 18,8fache höher als auf dem gesamten Gebiete Rußlands im Jahre 1915. Die Erdölförderung der Sowjetunion war vor dem Kriege 3,5mal größer als im zaristischen Rußland.

Die grundsätzlich verschiedene Klassenstruktur der sozialistischen Gesellschaft sicherte der UdSSR eine bedeutend höhere Produktion an landwirtschaftlichen Erzeugnissen, wobei der größte Teil der auf den Markt gelangenden Waren in den Händen des Arbeiter- und Bauernstaates konzentriert war. Zu Beginn des ersten Weltkriegs betrug die höchste Brutto-Getreideernte Rußlands etwa 4,9 Mrd. Pud. Am Vorabend des Vaterländischen Krieges betrug die Brutto-Getreideernte der Sowjetunion 7,3 Mrd. Pud. Hierbei überstieg die auf den Markt gelangenden Getreidemenge in der Sowjetunion zu Beginn des Vaterländischen Krieges die des zaristischen Rußlands zu Beginn des ersten Weltkrieges um nahezu das Doppelte.

Im zaristischen Rußland gehörten 22% der gesamten auf den Markt gelangenden Getreideproduktion den Gutsbesitzern, 50% den Großbauern und nur 28% der breiten Masse der Bauern, d.h. den Mittel- und Kleinbauern. In der Sowjetunion entfielen vor Beginn des Krieges etwa 10% der gesamten Marktgetreideproduktion auf die staatlichen Sowchose und fast 90% auf die Kolchose. Somit befand sich in der UdSSR faktisch die gesamte auf den Markt gelangenden Getreideproduktion in den Händen sozialistischer Produzenten.

Im zaristischen Rußland waren von den 367 Mill. Hektar des gesamten landwirtschaftlich genutzten Bodens über 80 Mill. Hektar im Besitz von Großbauern und 152,5 Mill. Hektar in den Händen von Gutsbesitzern. In der Sowjetunion gehörten vor dem Kriege von den insgesamt 422 Mill. Hektar des landwirtschaftlich genutzten Bodens 371 Mill. Hektar den Kolchos- und den werktätigen Einzelbauern und 51 Mill. Hektar den staatlichen Sowchosen. Es ist daher nicht verwunderlich, daß das 200-Mill.-Volk der Sowjetunion in so heldenhafter Weise um seine Heimaterde, um seine Städte und Dörfer kämpfte.

Ein Vergleich der Kriegswirtschaft der Sowjetunion in den Jahren 1941 bis 1945 mit der Sowjetrußlands in den Jahren 1918 bis 1921 zeigt, wie weit die Sowjetwirtschaft in den Jahren der sozialistischen Revolution vorangekommen war. Die Produktivkräfte waren gestiegen, die Produktionsverhältnisse und die Klassen hatten sich verändert und eine sozialistische Intelligenz war herangewachsen.

Zu Beginn des Jahres 1918 betrug die Gesamtbevölkerung auf dem Gebiete der Sowjetunion einschließlich der vorübergehend von den Interventen und Weißgardisten besetzten Gebiete 142,6 Mill. Menschen. In der Zeit, als das von den Interventionisten und Weißgardisten besetzte Gebiet während des Bürgerkrieges seinen größten Umfang erreicht hatte, also im November 1918, sank die Bevölkerungszahl Sowjetrußlands auf 60 Mill. Menschen. Im Vaterländischen Krieg betrug die Bevölkerung der Sowjetunion zur Zeit der größten deutschen Okkupation im Jahre 1942 nicht weniger als 130 Mill. Menschen; sie überstieg somit die Bevölkerungszahl des Jahres 1918 um mehr als das Doppelte.

Der Stand der industriellen Produktion in der Kriegswirtschaft Sowjetrußlands während der Jahre 1918 bis 1921 läßt sich mit dem der sowjetischen Kriegswirtschaft in den Jahren 1941 bis 1945 überhaupt nicht vergleichen. Die Bruttoproduktion der gesamten Industrie überstieg im Jahre 1940 den Stand der Industrieproduktion Sowjetrußlands im Jahre 1920 um das 38fache, im Maschinenbau und in der Metallbearbeitung sogar um das 512fache.

Allein in den östlichen Gebieten überstieg die Bruttoproduktion der sowjetischen Industrie im Jahre 1943 das Produktionsniveau des Jahres 1920 um das 20fache. In den östlichen Gebieten der Sowjetunion wurden im Jahre 1943 60mal mehr Kohle und 65mal mehr Roheisen gewonnen als auf dem Gesamtgebiet Sowjetrußlands im Jahre 1919.

Zur Zeit der größten Gebietsverluste und damit auch des geringsten Umfangs der Anbauflächen in der Landwirtschaft, also im Jahre 1942, überstieg die Brutto-Getreideernte der Sowjetunion die des gesamten Gebietes von Sowjetrußland im Jahre 1919 um ein Mehrfaches. Hierbei ist zu ergänzen, daß die UdSSR am Vorabend des Vaterländischen Krieges über beträchtliche staatliche Vorräte an Getreide und Lebensmitteln verfügte, die im Jahre 1918 selbstverständlich überhaupt nicht vorhanden waren.

Der Anteil der sozialistischen Produktion an der gesamten Industrieproduktion der Sowjetunion stieg von 76% im Jahre 1923 auf 100% am Vorabend des Vaterländischen Krieges; in der gleichen Zeit stieg der Anteil der sozialistischen Produktion an der Gesamterzeugung der Landwirtschaft von 4% auf 99,7% und der Anteil der sozialistischen Betriebe am Einzelhandelsumsatz von 43% auf 100%. All das kennzeichnet den vollen Sieg des Sozialismus in Stadt und Land sowie die Schaffung der für das weitere Anwachsen der Produktivkräfte der UdSSR notwendigen Voraussetzungen.

Die Anzahl der qualifizierten Arbeiter, der Grundlage für die industrielle Entwicklung der Wirtschaft, hat ebenfalls zugenommen. Die Gesamtbevölkerung der Sowjetunion hatte in den Jahren 1926 bis 1939 eine Zunahme von 16% zu verzeichnen, während der Stamm an qualifizierten Facharbeitern um ein Mehrfaches gewachsen ist. Das Personal für Bohrmaschinen stieg um das 5,7fache, die Zahl der Dreher um das 6,8fache, der Fräser um das 10fache, der Arbeiter an den Werkbänken um das 14fache, der Feinmechaniker für den Instrumentenbau um das 12,3fache, das Personal für Pressen und Stanzen um das 6,3fache, die Zahl der Monteure und Elektromonteure um das 6,4fache, der Mechaniker um das 9,5fache, der Lokomotivführer um das 3.3fache, der Schiffsmaschinisten um das 3,2fache, der Chauffeure um das 40fache und der Traktorenführer um das 215fache.

Die sowjetische Intelligenz belief sich im Jahre 1939 auf 11,8 Mill. Menschen (qualifizierte Arbeiter mit Mittelschulbildung nicht eingerechnet). Dabei vergrößerte sich die Anzahl der Ingenieure in den Jahren von 1926 bis 1939 um das 7,7fache, die Anzahl der Agronomen um das 5fache, des agrotechnischen Personals um das 8,8fache, der wissenschaftlichen Arbeiter um das 7fache, der Lehrer um das 3,5fache, der auf dem Gebiet der Kultur und Aufklärung Tätigen um das 8,4fache und die Anzahl der Ärzte um das 2,3fache. Der kulturelle Aufschwung der sowjetischen Bevölkerung und das Anwachsen der Facharbeiterstämme in Stadt und Land veränderte die Struktur der Sowjetarmee und gewährleistete ihre historischen Siege im Vaterländischen Krieg.

Zur Charakteristik der sowjetischen Kriegswirtschaft in der Periode des Vaterländischen Krieges muß schließlich auch ein Vergleich zwischen der Friedens- und der Kriegswirtschaft der UdSSR herangezogen werden. Die Periode der sowjetischen Friedenswirtschaft wird durch die allgemeine erweiterte sozialistische Reproduktion des Volksvermögens in allen Gebieten des Landes charakterisiert. Die erweiterte sozialistische Reproduktion vollzog sich auch in der Periode der sowjetischen Kriegswirtschaft – trotz des Verlustes einer Reihe von Wirtschaftsgebieten. In den östlichen Gebieten der UdSSR war ein rasches Tempo der erweiterten sozialistischen Reproduktion zu verzeichnen. Diese erweiterte Reproduktion während des Vaterländischen Krieges sicherte vor allem den Ersatz des Volksvermögens, das infolge der zeitweiligen Besetzung einer Reihe von Gebieten und der in diesen Gebieten durch die deutschen Barbaren vorgenommenen Zerstörungen verlorengegangen war.

Eine Besonderheit der erweiterten Reproduktion in der Periode der sowjetischen Kriegswirtschaft liegt in der Veränderung der Proportionen sowie des Umfanges der Akkumulation und des persönlichen Verbrauchs zugunsten des spezifischen Kriegsbedarfs. Hierbei wird ein bedeutender Teil des gesellschaftlichen Produktes zur Produktion von Kriegsmaterial eingesetzt, das die Grundfonds des Landes nicht unmittelbar reproduziert. Der spezifische Kriegsbedarf aber, ohne den die Landesverteidigung unmöglich wäre, ist die Bedingung und Voraussetzung für den Bestand und die Entwicklung der erweiterten sozialistischen Reproduktion selbst.

In der Periode der sowjetischen Kriegswirtschaft veränderte sich das Verhältnis zwischen Akkumulation und Konsumtion, und in der ersten Etappe der Kriegswirtschaft waren ihre absoluten Ausmaße zeitweilig gefallen. Im Vergleich mit dem Vorkriegsjahr 1940 war die Produktion des gesellschaftlichen Gesamtprodukts im Jahre 1942 infolge der Besetzung einer Reihe von Industriegebieten durch die Deutschen gesunken. Auch die absolute Größe des Produktionsverbrauchs hatte sich vermindert, obwohl das anteilige Verhältnis unverändert erhalten geblieben war. Der persönliche Konsumtionsfonds der Bevölkerung hatte sich um einiges verringert. Anteil und Ausmaß der Akkumulation sanken vorübergehend, obwohl die Akkumulation im Verlauf der gesamten Kriegswirtschaft fortgesetzt wurde.

In der Geschichte der sowjetischen Kriegswirtschaft brachte das Jahr 1943 einen radikalen Umschwung; er wird durch die größten Siege der Sowjetarmee, durch die Festigung und Entwicklung der Kriegswirtschaft mit den deutlich hervortretenden Merkmalen einer erweiterten Reproduktion charakterisiert. Die Produktion des gesellschaftlichen Gesamtprodukts hat sich im Vergleich zu 1942 beträchtlich erhöht. Der Produktionsverbrauch, das Volkseinkommen, der persönliche Verbrauch der Werktätigen und die Akkumulation nahmen zu; die Grund- und Umlauffonds der Wirtschaft erhöhten sich.

Als im Verlauf des Jahres 1944 das Sowjetland durch unsere Armee von den Hitlertruppen restlos gesäubert war, setzte sich in der sowjetischen Kriegswirtschaft der Wachstumsprozeß der erweiterten Reproduktion fort. Die Steigerung der Kriegsausgaben in den Jahren 1943 bis 1944 war zugleich mit dem absoluten Anwachsen des Produktions- und des persönlichen Verbrauchs sowie auch der Akkumulation verbunden und nicht – wie im Jahre 1942 – mit deren absoluter Verringerung. Hierin zeigen sich die Besonderheiten der erweiterten Reproduktion in den verschiedenen Etappen der sowjetischen Kriegswirtschaft.

Die Kriegswirtschaft der UdSSR unterscheidet sich grundsätzlich von der der kapitalistischen Länder, ebenso wie die Gesetze der sozialistischen und der kapitalistischen Reproduktion sich voneinander unterscheiden. Dieser Unterschied ist aus einem Vergleich der kriegswirtschaftlichen Grundlagen in der Sowjetunion mit denen der USA ersichtlich, die wir als Beispiel heranziehen.

1. Die Kriegswirtschaft der UdSSR ist eine sozialistische Wirtschaft, die auf dem gesellschaftlichen Eigentum an den Produktionsmitteln basiert. Die amerikanische Kriegswirtschaft ist eine kapitalistische Wirtschaft, und zwar in einem Entwicklungsstadium, in dem die kapitalistischen Monopole und das Finanzkapital die Herrschaft ausüben. Im Verlauf des zweiten Weltkrieges hat sich die Herrschaft der kapitalistischen Monopole in den USA auf Grund der weiteren Konzentration und Zentralisation des Kapitals außerordentlich verstärkt. Das Gerede von naiven Menschen oder nicht selten von böswilligen Lügnern über den „Volkskapitalismus“ der USA ist nichts als ein Märchen für Toren. Es genügt darauf hinzuweisen, daß im Jahre 1944 in den USA 75% aller Rüstungsaufträge an die 100 der größten kapitalistischen Monopole vergeben wurden, wobei den 30 Super-Monopolen 49% der Gesamtaufträge zufielen. Sie sind die allmächtigen Herren der amerikanischen Kriegswirtschaft.

2. In der Sowjetunion ist der auf die moralisch-politische Einheit und den Patriotismus seiner Völker gestützte sozialistische Staat die Triebkraft der Kriegswirtschaft. In den USA hingegen sind die kapitalistischen Monopole, für die der Krieg ein außerordentlich profitreiches Geschäft und ein Mittel zur Eroberung der Weltmärkte bedeutet, die treibenden Kräfte der Kriegswirtschaft. Die Gewinne der amerikanischen Monopolisten stiegen von 6,4 Mrd. Dollar im Jahre 1939 auf 24,5 Mrd. Dollar im Jahre 1943 und betrugen für alle vier Kriegsjahre zusammengenommen 87 Mrd. Dollar. Die Erwägungen einiger Theoretiker, die sich für Marxisten halten, über „die entscheidenden Rolle des Staates in der Kriegswirtschaft der kapitalistischen Länder“ sind purer Unsinn, dem keinerlei Beachtung zukommt. Diese „Marxisten“ glauben naiverweise, daß die räuberische Ausnutzung des amerikanischen Staatsapparates durch das Monopolkapital zwecks Erlangung von Kriegsprofiten irgendwie von der entscheidenden Rolle des Staates in der Kriegswirtschaft zeuge. Für den bürgerlichen amerikanischen Staat ist das Zusammenwachsen des Staatsapparates, vor allem seiner Spitzenbehörden, mit den Leitern und Agenten der kapitalistischen Monopole und des Finanzkapitals charakteristisch. Die Macht der amerikanischen Monopolkapitalisten besteht u.a. auch darin, daß sie den amerikanischen Staat in ihren Dienst gestellt haben. Von ebenso großer Naivität zeugen die Betrachtungen über die Planung der amerikanischen Kriegswirtschaft durch den Staat. Die staatliche Verteilung von profitablen Rüstungsaufträgen an die kapitalistischen Monopole darf keineswegs mit Planung der Volkswirtschaft verwechselt werden. Die armseligen Versuche, die amerikanische Wirtschaft zu „planen“, müssen unweigerlich Schiffbruch erleiden, sobald sie mehr sein wollen als lediglich eine Beihilfe für den Profiterwerb der Monopolisten.

3. Die UdSSR hatte im Verlauf der Kriegswirtschaft eine schwere Last zu tragen, was mit den Kriegskosten und der zeitweiligen Besetzung eines Teiles unserer Gebiete durch Deutschland zusammenhing. Die kapitalistischen USA dagegen verdienten am Krieg, indem sie der vor dem Kriege fälligen Wirtschaftskrise entgingen und für die Monopolkapitalisten bis dahin unerreichte Profite und neue Weltmärkte einbrachten. Der hohe Stand der kapitalistischen Akkumulation, der Arbeitsproduktivität und der Produktionstechnik, der von den USA während des Krieges erreicht wurde, verschärft allerdings die dem Kapitalismus immanenten Widersprüche und schafft die Basis für eine neue verheerende Wirtschaftskrise und die chronische Arbeitslosigkeit. Die Ungleichmäßigkeit in der Entwicklung der kapitalistischen Länder, die sich im Laufe des zweiten Weltkrieges verstärkt hat, schafft neue Widersprüche und Konflikte und verschärft zugleich auch die allgemeine Krise des Kapitalismus. Dies alles zeigt, daß die Grundlagen der sowjetischen Kriegswirtschaft und die der USA ebenso wie das System des Sozialismus und das des Kapitalismus einander entgegengesetzt sind.

Wir fassen zusammen: Die ökonomische Grundlage der sowjetischen Kriegswirtschaft ist das sozialistische Eigentum an den Produktionsmitteln, das die Konzentration aller materiellen Kräfte der sowjetischen Wirtschaft auf die siegreiche Beendigung des Vaterländischen Krieges gewährleistet hat. Die Umstellung der Wirtschaft auf das Geleis der Kriegswirtschaft, die Verlagerung der Produktivkräfte und ihr Wiederaufbau in den östlichen Gebieten waren die Vorbereitung für den Gesamtaufschwung der Kriegswirtschaft in der UdSSR.