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Die Industrie und die Kriegsproduktion

Unter Einsatz des gesamten Potentials ihrer Produktivkräfte rüstete die sozialistische Industrie der UdSSR die Sowjetarmee mit erstklassigem Kriegsmaterial aus. Trotz der Evakuierung einer beträchtlichen Anzahl von Rüstungsbetrieben, trotz des zeitweiligen Ausfalls einer Reihe von hochentwickelten Industriegebieten aus der Bilanz der sowjetischen Kriegswirtschaft vermehrte sich die Rüstungsproduktion allein in den östlichen und den zentralen Gebieten der Sowjetunion im Verlaufe des Vaterländischen Krieges um das Zweieinhalbfache gegenüber dem Produktionsniveau auf dem Gesamtgebiet der UdSSR im Jahre 1940.

Die sozialistische Industrie ist der Stolz des Sowjetvolkes. Sie wurde von der Arbeiterklasse und der Intelligenz der UdSSR nach dem Plan Lenins und Stalins geschaffen. An dieser Stelle ist es notwendig, die Hauptergebnisse in der Entwicklung der sozialistischen Industrie zu erwähnen, die die Unabhängigkeit und das kriegswirtschaftliche Potential der Sowjetunion gewährleistet haben.

1. Das hohe Wachstumstempo der Industrie. Im Jahre 1940 war die Produktion von Produktionsmitteln in der Großindustrie der UdSSR im Vergleich zum Jahre 1913 um das Siebzehnfache und die Produktion von Konsumtionsmitteln um das 7,6fache angewachsen. Im Vergleich zum Jahre 1920 war die Produktion von Produktionsmitteln im Jahre 1940 um das Einundneunzigfache und die Produktion von Konsumtionsmitteln um das Neunundfünfzigfache angestiegen.

2. Die Errichtung einer hochentwickelten inländischen Produktionsmittelindustrie unter besonderer Berücksichtigung des Maschinenbaus und der metallbearbeitenden Industrie. Im Jahre 1913 belief sich die Produktion von Produktionsmitteln in Rußland auf nur 33,6% der gesamten Industrieproduktion, der Maschinenbau und die metallbearbeitende Industrie betrugen insgesamt nur 8,9%. Die russische Industrie war vor der Revolution von den in industrieller Hinsicht stärkeren kapitalistischen Ländern abhängig, wobei der Bedarf an Industrieausrüstungen vorwiegend durch Import gedeckt wurde. Rußland war im ersten Weltkrieg nicht in der Lage, den Rüstungsbedarf seiner Armee aus der Inlandsproduktion zu decken. In der Sowjetunion belief sich der Anteil der Produktionsmittel an der Gesamtproduktion im Jahre 1940 bereits auf 61,2%, der Anteil des Maschinenbau und der metallbearbeitenden Industrie auf 36,3%. Die sozialistische Industrie der Sowjetunion ist von den kapitalistischen Ländern unabhängig und durchaus in der Lage, die Volkswirtschaft mit Ausrüstungen und die Sowjetarmee mit Kriegsmaterial zu versorgen.

3. Die Veränderungen im räumlichen Standort der Industrie und die Errichtung neuer Produktionsbasen in den östlichen Gebieten der UdSSR. Der von Lenin und Stalin geschaffene Plan zur räumlichen Verteilung der Produktivkräfte in der UdSSR hat das wirtschaftliche Antlitz des Sowjetlandes umgestaltet. Die Verwirklichung dieses Planes machte während des Vaterländischen Krieges das schnelle Wachstum der Industrieproduktion im Osten möglich. Die Bruttoproduktion der sowjetischen Industrie stieg allein in den östlichen Gebieten von 39,4 Mrd. Rubel im Jahre 1940 auf 48,1 Mrd. Rubel im Jahre 1941, auf 74,9 Mrd. Rubel im Jahre 1942, auf 85,6 Mrd. Rubel im Jahre 1943 und auf 91,2 Mrd. Rubel im Jahre 1944.

4. Die Revolutionierung der Technik im industriellen Fertigungsprozeß. Die Elektrifizierung und Automatisierung der Industrieproduktion haben die sozialistische Industrie in den fortschrittlichsten und modernsten Zweig der materiellen Produktion umgestaltet. Die erstklassige Technik im Maschinenbau und im Hüttenwesen hat der Sowjetarmee die Lieferung moderner und vervollkommneter Geschütze, Flugzeuge und Panzer gesichert.

5. Das Anwachsen der Arbeiterklasse in der Sowjetunion. Hier handelt es sich bereits nicht mehr um ein Proletariat, das über keinerlei Produktionsmittel verfügt. Die Arbeiterklasse der Sowjetunion hatte als Herr über ihre Produktivkräfte in materieller, politischer und kultureller Hinsicht einen Aufschwung zu verzeichnen. Die Umwandlung der sowjetischen Arbeiterklasse vom Proletariat zum Herrn über die Produktionsmittel verlieh dem Patriotismus der sowjetischen Arbeiter während des Vaterländischen Krieges jene unerschütterliche Kraft und Stärke und gab die Gewähr für die großen Erfolge des Sowjetstaates in der Produktion von Kriegsmaterial für die Ausrüstung der Armee.

Der überwiegende Teil des Kriegsmaterials wurde während des Vaterländischen Krieges in den östlichen Gebieten der Sowjetunion produziert. Im Ural vergrößerte sich die Kriegsproduktion im Jahre 1942 gegenüber 1940 um mehr als das Fünffache und im Jahre 1943 um das Sechsfache. In den Gebieten von Westsibirien stieg die Produktion von Kriegsmaterial im Jahre 1942 gegenüber 1940 um das Siebenundzwanzigfache und im Jahre 1943 sogar um das Vierunddreißigfache. In den Wolgagebieten erhöhte sie sich im Jahre 1942 gegenüber 1940 um das Neunfache und im Jahre 1943 um das Elffache. Das war die Antwort des sowjetischen Hinterlandes auf den Aufruf des Führers der Sowjetunion, des Genossen Stalin, die sowjetische Armee mit bestem Kriegsgerät auszurüsten.

Auf Grund des Stalinschen Programms zur Neuausrüstung der Sowjetarmee mit modernstem Kriegsgerät vollzog sich die Umgestaltung der Rüstungsproduktion in der UdSSR. Die Flugzeugindustrie ging auf den Bau von neuen, schnellen Jägern, Schlacht- und Bombenflugzeugen über, die mit großkalibrigen Maschinengewehren, Kanonen und Raketengeschossen ausgerüstet waren. Die Panzerindustrie stellte sich auf den Bau neuer, heute in der ganzen Welt bekannter, mittlerer Panzer vom Typ T34 und moderner erstklassiger schwerer Panzer vom Typ JS um. Die Waffenindustrie nahm die beschleunigte Massenherstellung von automatischen Waffen, Granatwerfern sowie von modernen Geschützen auf und machte sich die Produktion von Raketengeschossen zu eigen.

Bei Ausbruch des Vaterländischen Krieges stand die sowjetische Rüstungsindustrie gerade im Begriff, sich neue technische Methoden anzueignen, die Massenproduktion von modernem Kriegsmaterial war noch nicht organisiert. Als am Vorabend des Vaterländischen Krieges die Bedrohung der Sowjetunion durch Hitlerdeutschland immer augenfälliger wurde, nahm die Sowjetregierung als Vorbeugungsmaßnahme den Mobilisierungsplan für Munition für die zweite Hälfte des Jahres 1941 und das Jahr 1942 an, der auf die Umstellung der Industrie im Kriegsfalle berechnet war. Dieser Mobilisierungsplan beinhaltete ein Programm für die Munitionsherstellung, desgleichen ein Programm für die Umstellung der Industrie, insbesondere des Maschinenbaus für den Fall eines Angriffs der faschistischen Aggressoren auf die Sowjetunion.

Die Sowjetregierung ergriff die notwendigen Maßnahmen zur Vorbereitung der Betriebe auf eine mögliche Umschaltung der Produktion im Kriegsfalle gemäß dem Mobilisierungsplan. Zu diesem Zwecke wurden die Betriebe beauftragt, einen technologischen Fertigungsplan für die Munitionsherstellung entsprechend den vorhandenen Ausrüstungen auszuarbeiten, die für die Munitionsproduktion notwendigen Werkzeuge und Ausrüstungen entsprechend dem den Betrieben auferlegten Mobilisierungsprogramm vorzubereiten und Materialien und Halbfabrikate als betriebliche Mobilisierungsreserven für die Rüstungsproduktion anzulegen.

Der Mobilisierungsplan wurde bereits in den ersten Tagen des Vaterländischen Krieges zur operativen Aufgabe in bezug auf die Entfaltung des wichtigsten und mengenmäßig größten Zweiges der Rüstungsproduktion umgestaltet – nämlich der Herstellung von Munition. Im Maschinenbau, im Hüttenwesen und in der chemischen Industrie setzte eine beschleunigte Umstellung der Friedens- auf die Kriegsproduktion ein. Das Anwachsen der Kriegsproduktion wurde durch die grundlegende Umstellung der gesamten sowjetischen Industrie auf die Erfordernisse des Vaterländischen Krieges gewährleistet. Die auf die Produktionskapazitäten des ganzen Landes gestützte Rüstungsindustrie beherrschte in kürzester Zeit die moderne Kriegstechnik und entwickelte den technologischen Fertigungsprozeß in bezug auf die Produktion von Flugzeugen, Panzern, Waffen und Munition am laufenden Band.

Die Umstellung der sowjetischen Industrie auf die Erfordernisse des Vaterländischen Krieges vollzog sich durch eine weitgehende Ablösung der Friedensproduktion durch die Kriegsproduktion auf Grund des umgestalteten Sortiments der Industrieproduktion, der Schaffung neuer Produktionsgemeinschaften und der allseitigen Entwicklung der Schwerindustrie. Im Zusammenhang damit hat sich die Struktur der sowjetischen Industrie während des Krieges wesentlich verändert. Es stieg der Anteil der Kriegsproduktion und aller Industriezweige, die mit den Rüstungsbetrieben zusammen arbeiteten. Der Anteil des gesamten Maschinenbaus und der metallbearbeitenden Betriebe an der Industrieproduktion der UdSSR vergrößerte sich von 36% im Jahre 1940 auf 57% im Jahre 1942. In der gleichen Zeit verringerte sich der Anteil der Leicht- und Nahrungsmittelindustrie von 34% auf 20%.

Die tiefgehendste Umstellung der Industrie zugunsten der Kriegsproduktion erfuhr das Eisenhüttenwesen, das sich die Herstellung einer Reihe neuer arbeitsintensiver und hochlegierter Stähle für die Produktion von Kriegsmaterial zu eigen machte und während des Vaterländischen Krieges den Anteil des Qualitätswalzeisens am Gesamtausstoß von Walzeisen um das 2,6fache erhöhte.

In der kritischsten Zeit der Kriegswirtschaft, im November 1941, wurde vom Genossen Stalin ein Programm zum Aufbau neuer Kapazitäten in der Hüttenindustrie festgelegt und mit allem Nachdruck in die Tat umgesetzt. Die Zunahme der Metallerzeugung im Ural und in Sibirien betrug im Kriegsjahr 1943 gegenüber dem Vorkriegsjahr 1940 bei Roheisen (umgerechnet auf Martin-Roheisen) 1,6 Mill. t, bei Stahl (umgerechnet auf Normalstahl) 2,3 Mill. t und bei Walzeisen (umgerechnet auf Normalprofile) 1,8 Mill. t. Im Jahre 1944 wuchs in den östlichen Gebieten die Produktion von Roheisen um 46%, von Stahl um 44%, von Walzeisen um 42% gegenüber dem Stand von 1940 in den gleichen Gebieten.

Der Metallverbrauch in der Kriegsproduktion hatte während des Vaterländischen Krieges eine ungewöhnliche Zunahme zu verzeichnen. Für die Munitionsherstellung wurden im Jahre 1940 830000 t Eisenmetall verwandt, im Jahre 1941 1838000 t und im Jahre 1942 bereits 2437000 t. Trotz des zeitweiligen Ausfalls der südlichen Hüttenreviere aus der Kriegswirtschaftsbilanz der UdSSR hat sich der Eisenverbrauch für die Munitionsproduktion im Jahre 1943 gegenüber 1940 verdreifacht. Auf jeden in die Sowjetunion eingedrungenen Deutschen, der sich in der vordersten Linie der sowjetisch-deutschen Front befand, sind im Jahre 1943 von der Sowjetarmee und der Arbeiterklasse der Sowjetunion mehr als eine halbe Tonne mit Pulver und Trinitrotoluol gefüllten Metalls abgeschossen worden.

Die Umstellung des Maschinenbaus auf die Kriegsproduktion wurde durch die Verdrängung und Einschränkung des Maschinenbaus für den Zivilbedarf durchgeführt. Die Stahl- und Eisengießereien sowie die Maschinenbauwerke wurden auf die Produktion von Geschoß- und Minenkörpern umgestellt, die Motorradwerke auf die Herstellung von Handfeuerwaffen, die Traktorenwerke auf den Bau von Panzern und die Uhrenfabriken auf die Herstellung von Granatzündern. Die Spezialisierung der Maschinenbauwerke und die produktionsmäßige Zusammenarbeit der Betriebe in bezug auf die Lieferung von Guß- und Schmiedeteilen sowie Halbfabrikaten wurde revidiert.

Die chemische Industrie stellte ihre Betriebe ebenfalls auf die Bedürfnisse der Kriegsproduktion um. Die größte Entwicklung erfuhr die Stickstoffindustrie. Stickstoff ist neben Metall die Basis des modernen Krieges. Stickstoff in Form von Ammoniak und Salpetersäure ist ein unerläßlicher Bestandteil der Pulver- und Sprengstoffherstellung. Trotz des zeitweiligen Ausfalls des Donezbeckens mit seiner hochentwickelten chemischen Industrie und der Verlagerung einer Reihe chemischer Betriebe aus Moskau und Leningrad wurden im Jahre 1942 in den östlichen Gebieten 252000 t konzentrierter Salpetersäure und im Jahre 1943 342000 t hergestellt gegenüber den 232000 t im Jahre 1940 auf dem Gesamtgebiet der Sowjetunion.

Die Kriegsproduktion übte einen großen Einfluß auf die technische Entwicklung der gesamten Industrie aus. Es genügt, darauf hinzuweisen, daß die Flugzeugindustrie einen völlig neuen Zweig des Elektromaschinenbaus ins Leben rief, nämlich die Funkpeilung, die es erlaubte, auf große Entfernungen zu sehen, zu hören und zu wirken. Die Panzerindustrie rückte die Frage eines hochwertigen Hüttenwesens und die Verbesserung der Gießereiverfahren in den Vordergrund. In der Munitions- und Waffenindustrie entwickelte sich die neue Raketentechnik, die auf größte Sprengkraft und Geschwindigkeiten abzielte.

In den erbitterten Kämpfen hat sich die sowjetische Kriegstechnik unaufhörlich vervollkommnet und die vielgerühmte technische Ausrüstung der deutschen Armee überflügelt. Das militärische Oberkommando Hitlers war der Meinung, die Sowjetarmee mit Panzern und Granatwerfern schlagen zu können. Es unterschätzte ganz offensichtlich die Feldartillerie, die Hauptschlagkraft im modernen Kriege. Die Überlegenheit der Sowjetarmee in der artilleristischen Bestückung und im taktischen Einsatz ist eine unbestreitbare Tatsache. Nicht weniger klar ist die Überlegenheit der Sowjetarmee in bezug auf den Einsatz der Luftwaffe, insbesondere der gefürchteten Schlachtflieger, einer mächtigen Stoßkraft der Armee. Die sowjetischen Panzer übertrafen die deutschen an Qualität besonders in bezug auf ihre Manövrierfähigkeit im Einsatz und demnach auch hinsichtlich ihrer Schlagkraft.

Durch den schweren Arbeitseinsatz der sowjetischen Arbeiterklasse und die Kampftaten der Sowjetarmee wurde nicht nur eine qualitative, sondern auch eine quantitative Überlegenheit der sowjetischen Kriegstechnik über die deutsche erreicht. Im Jahre 1941, also 4½ Monate nach Ausbruch des Krieges, bezeichnete Genosse Stalin den Mangel an Panzern und teilweise auch an Flugzeugen als eine der wichtigsten Ursachen für die zeitweiligen Mißerfolge der Sowjetarmee. Es war notwendig, die Überlegenheit der deutschen Armee in kürzester Frist zunichte zu machen. Diese schwierige Aufgabe der ersten Kriegsperiode wurde erfolgreich ausgeführt.

Infolge der heldenhaften Anstrengungen der Arbeiterklasse, der KPdSU(B) und der Sowjetregierung unter der täglichen persönlichen Leitung des Genossen Stalin, infolge der Ausdauer und Zähigkeit bei der Organisierung der Kriegsproduktion wurde das schnelle Anwachsen der Erzeugung von Kriegsmaterial zu einem Entwicklungsgesetz der sowjetischen Kriegswirtschaft. Bereits ein Jahr nach dem Aufruf des Führers der Sowjetarmee und des sowjetischen Volkes, also im Dezember 1942, war die Flugzeugproduktion im Vergleich zum Dezember 1941 um das 3,3fache gestiegen. Besonders stürmisch verlief während der gleichen Zeit die Entwicklung des Flugmotorenbaues, der Grundlage für den Flugzeugbau. Die Herstellung von Flugmotoren erhöhte sich um das 5,4fache.

Die Produktion von Panzern hatte sich gegenüber 1941, also im Verlaufe eines einzigen Jahres, trotz der im Zusammenhang mit der Evakuierung in den Werken von Charkow und Stalingrad eingestellten Panzerproduktion verdoppelt. Die Produktion von Dieselmotoren für Panzer hatte sich im Dezember 1942 im Verhältnis zum Dezember 1941 um das 4,6fache erhöht.

Die Herstellung von Geschützen hatte sich im Dezember 1942 im Vergleich zum Dezember 1941 um das 1,8fache vermehrt. Die Herstellung von Maschinengewehren war im Dezember 1942 gegenüber Dezember 1941 um das 1,9fache angestiegen. Die Herstellung von Gewehren vermehrte sich um 55% trotz der Verlagerung der größten Waffenfabriken von Tula. Nahezu von Grund auf wurde die Herstellung von schweren 12-cm-Granatwerfern entwickelt, deren Ausstoß sich im Dezember 1942 gegenüber Dezember 1941 fast um das Fünffache vermehrt hatte.

Die Herstellung von Artilleriemunition hatte sich im Dezember 1942 im Vergleich zu 1941, das heißt während eines einzigen Jahres, nahezu verdoppelt. Die Produktion von Fliegergranaten wuchs in der gleichen Zeit um das 6,3fache. Die Herstellung von Wurfgranaten war im Vergleich zum Dezember 1941 um das 3,3fache angestiegen, darunter die Produktion von 12-cm-Wurfgranaten um das 16fache. Die Herstellung von Raketengeschossen hatte sich im Dezember 1942 im Vergleich zum Dezember 1941 um das 1,9fache vermehrt. Die Produktion von Fliegerbomben stieg in der gleichen Zeit um das 2,1fache und die von Handgranaten um das 1,8fache. Die Produktion von Patronen normaler und großer Kaliber hatte sich im Vergleich zum Dezember 1941 um mehr als das 1,8fache erhöht.

Seit dieser Zeit setzte sich die Entwicklung der Kriegsindustrie unentwegt fort. Äußerst lehrreich ist ein Vergleich des Tempos und des Niveaus der sowjetischen Kriegsproduktion während des Vaterländischen Krieges mit den entsprechenden Daten Rußlands aus der Zeit des ersten Weltkrieges, die in der Arbeit von A. A. Manikowskij „Die Versorgung der russischen Armee im Weltkrieg“ angeführt werden.

Zum Vergleich der Rüstungsproduktion in Rußland während des imperialistischen Krieges von 1914 bis 1917 mit der der Sowjetunion in der Zeit des Vaterländischen Krieges während der Jahre 1941 bis 1945 genügt die Feststellung, daß die Sowjetunion in der Kriegszeit das 29fache an Artilleriegerät hergestellt hat, als im zaristischen Rußland während des ersten Weltkrieges in sämtlichen regierungseigenen und privaten Unternehmen produziert worden war. Die Produktion von Granatwerfern in der UdSSR hatte sich während der gleichen Zeit im Vergleich zur Produktion des zaristischen Rußland um das Neunundachzigfache vermehrt.

In der Sowjetunion wurden während des Vaterländischen Krieges an Maschinengewehren aller Art um 78mal mehr hergestellt als im zaristischen Russland während des ersten Weltkrieges und an Gewehren das 6,4fache.

Die Produktion von Granaten aller Kaliber lag in der Sowjetunion während des Vaterländischen Krieges um das 8,2fache und die von Patronen aller Art um das 6,9fache höher als die, die während des ersten Weltkrieges der Armee geliefert wurden.

Zu diesem quantitativen Anwachsen der Waffen- und Munitionsproduktion müssen die in keiner Weise vergleichbaren qualitativen Veränderungen in dem Kriegsmaterial der Sowjetunion während des Vaterländischen Krieges gegenüber dem Kriegsmaterial des zaristischen Rußland während des ersten Weltkrieges hinzugefügt werden. Es muß die Produktion von Raketengeschossen und –wurfgeräten, die Produktion einer erstklassigen schweren und Flakartillerie, moderner, leistungsfähiger Panzer, schneller Flugzeuge, von Schlachtflugzeugen, schweren Granatwerfern, Schnellfeuer-MGs, Maschinenpistolen und die Herstellung von automatischen Gewehren angeführt werden, auf die die Sowjetarmee mit Recht stolz ist. Diese technischen Errungenschaften waren der russischen Armee im ersten Weltkrieg völlig unbekannt.

A. A. Manikowskij, der Leiter der Hauptverwaltung für Artilleriewaffen der russischen Armee im Kriege 1914 bis 1917, machte in seinem Buche eine überaus instruktive Feststellung über die Erfahrungen aus der Organisation der Kriegsproduktion in Rußland während des ersten Weltkrieges. Er schrieb: „Aus einer ganzen Reihe der oben angeführten Dokumente wird zweifellos klar, daß man erst nach der Kriegserklärung an die Notwendigkeit dachte, Munition auch während des Krieges selbst herzustellen. Unsere größte Unterlassungssünde und unser größtes Unglück bestanden darin, daß wir der Annahme waren, einen modernen Krieg einzig und allein mit Hilfe der in Friedenszeiten hergestellten Reserven führen zu können. Darum hatten wir uns auch nicht in genügendem Maße um die Entwicklung unserer regierungseigenen und privaten Unternehmungen gekümmert und keinerlei Pläne für die technische (betriebsmäßige) Mobilisierung aufgestellt. Der Erfolg war, daß wir in der Kriegszeit zu einer Reihe von übereilten und wenig zweckmäßigen Improvisationen Zuflucht nehmen mußten.“

Es muß anerkannt werden, daß der Sowjetstaat diesen gewaltigen, durch die Herrschaft des Privateigentums und die industrielle Rückständigkeit des zaristischen Rußlands bedingten Fehler im Vaterländischen Kriege vermieden hat. Bereits in der Vorkriegszeit waren in der Sowjetunion eine Rüstungsindustrie geschaffen worden, die über spezialisierte Werke der Flugzeug-, Panzer- und Schiffbauindustrie sowie der Waffen- und Munitionsindustrie verfügte. Auf dieser Basis wurde während des Vaterländischen Krieges die Kapazität der sowjetischen Rüstungsindustrie erweitert. Gerade dieser Umstand erlaubte es dem Oberkommando der Sowjetarmee, trotz des Verlustes eines großen Teiles der am Vorabend des Vaterländischen Krieges geschaffenen kriegstechnischen Reserven die Front mit Kriegsmaterial zu versorgen.

Während des ersten Weltkrieges hatten Deutschland, Österreich-Ungarn, Bulgarien und die Türkei gegen Rußland 127 Divisionen ins Feld geworfen. Während des zweiten Weltkrieges stellten Deutschland, Rumänien, Italien und Ungarn an der Ostfront 257 Divisionen gegen die Sowjetunion auf, davon Deutschland allein 207 Divisionen, d.h. 2,4mal mehr als während des ersten Weltkrieges. Nichtsdestoweniger wurden die deutschen Divisionen und deren Söldlinge von der Sowjetarmee geschlagen.

Während des ganzen ersten Weltkrieges wurden der Armee des zaristischen Rußland 55,6 Mill. Artillerie- und Wurfgranaten aller Kaliber geliefert. Während des zweiten Weltkrieges erhielt die Sowjetarmee von der sozialistischen Industrie 775,6 Mill. Artillerie- und Wurfgranaten, d.h. 14mal mehr als der russische Armee im ersten Weltkrieg geliefert wurden. In dieser Lawine von Eisen und Feuer lebten der Zorn des Sowjetvolkes und seine unüberwindliche Kraft im Kampf um den Sieg über die räuberischen Hitlerimperialisten.

Infolge der heldenhaften Anstrengungen der Arbeiterklasse und der sozialistischen Industrie in der UdSSR erhielt die Sowjetarmee eine technisch erstklassige Kriegsausrüstung. Gegen Ende des Vaterländischen Krieges mit Hitlerdeutschland lagen die Bestände der Sowjetarmee höher als in der Friedenszeit, und zwar an Divisionen um das Vierfache, an Artillerie um das Fünffache, an Panzern um das Fünfzehnfache und an Flugzeugen um das Fünffache.

Die Schlagkraft der Sowjetarmee zeigte sich in ihrer ganzen Macht im Endkampf um Berlin im April 1945. In dieser letzten Schlacht wurden von der Sowjetarmee eingesetzt: 41000 Geschütze und Granatwerfer, 8400 Flugzeuge, die den Schlag der Artillerie aus der Luft unterstützten, und über 6300 moderne Panzer und Sturmgeschütze.

All diese Siegeswaffen wurden von den Händen, dem Geist und der Arbeit des Sowjetvolkes geschaffen. Der Sieg der Sowjetarmee über Hitlerdeutschland wurde mit eigenen Waffen, mit eigenem Kriegsgerät errungen.

Wir fassen zusammen: Die Sowjetarmee war in der Periode des Vaterländischen Krieges mit erstklassigem, in den eigenen Betrieben des Landes geschaffenen Kriegsgerät ausgerüstet worden. Das Anwachsen der Rüstungsproduktion und die Versorgung der Armee mit Kriegsmaterial wurden durch die mächtige Entwicklung der Rüstungsindustrie in der Periode der Kriegswirtschaft und durch die feste, vor dem Vaterländischen Kriege in der Sowjetunion geschaffene industrielle Basis gewährleistet.