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    Anmerkungen

Die Planung der Produktion

Die grundlegenden Besonderheiten der planmäßigen erweiterten sozialistischen Reproduktion bleiben auch in der Periode der Kriegswirtschaft als Gesetzmäßigkeiten bestehen:

  • 1. das schnelle Anwachsen der Produktion des gesellschaftlichen Gesamtprodukts auf Grund der Festigung der sozialistischen Gesellschaftsordnung;
  • 2. die Verwirklichung der sozialistischen Akkumulation durch die Zunahme der Grundfonds des Landes und die Sicherstellung des technischen Fortschritts;
  • 3. die Erweiterung des Konsumtionsfonds zusammen mit dem Anwachsen der Gesamtwirtschaft;
  • 4. das Fehlen der Zyklen und Krisen in der Wirtschaft und die Festigung neuer Proportionen in der Verteilung der Produktivkräfte durch den Plan.

Der größte Erfolg der Partei Lenins und Stalins, des Sowjetstaates, aller Völker der Sowjetunion, ihrer Arbeiterklasse sowie der Kolchosbauern und der Intelligenz in der Organisierung und Planung der Kriegswirtschaft ist besonders aus den Wirtschaftsergebnissen des Kriegsjahres 1943 zu ersehen – eines Jahres, das einen allseitigen Aufschwung und die entscheidende Wendung in allen Zweigen der sowjetischen Kriegswirtschaft brachte. Die Grundzüge der planmäßigen erweiterten sozialistischen Reproduktion finden ihren klarsten Ausdruck in den Ergebnissen dieses Jahres. Im Jahre 1943 hatte der Sowjetstaat bereits „...eine gut organisierte und schnell wachsende Kriegswirtschaft“ (Stalin).

Die Bruttoproduktion der gesamten staatlichen Industrie und der Gewerbegenossenschaften vergrößerte sich im Jahre 1943 um 17% gegenüber dem Stand von 1942. Besonders stürmisch verlief die Entwicklung der Kriegsindustrie. Die Produktion von Flugzeugen erfuhr während des Jahres 1943 im Vergleich zu 1942 eine Steigerung von 37%. Die Produktion von Geschützen auf Selbstfahrlafette stieg um 71%, die von Flugabwehrartillerie um 65%, die von großkalibrigen Maschinengewehren um 74%, die Produktion von 7,6cm-Granaten stieg um 35%, die von 12,2cm-Granaten um 90%, die von 15,2cm-Granaten um 60%, die von Fliegergranaten um 33%, die Produktion von 8,2cm-Wurfgranaten stieg um 81%, die von 12cm-Wurfgranaten um 78%, die von Sprengbomben um 67% und die Produktion von Patronen um 45%.

Die Erzeugung an Elektroenergie stieg im Jahre 1943 im Vergleich zu 1942 um 12%, im Ural sogar um 20%, die Kohleförderung erhöhte sich um 23%, die Roheisengewinnung um 17%, die Aluminiumerzeugung um 20%, die Nickelerzeugung um 52%, die Erzeugung von Ammoniak um 47%, die Automobilproduktion um 41%, die Herstellung von Elektromotoren um 129%, die Kugellagerproduktion um 36% und die Herstellung von Hochofenausrüstungen um 127%. Die Schwerindustrie hielt mit diesem Wachstumstempo Schritt und bildete ein starkes Fundament für den Aufschwung der gesamten Kriegswirtschaft.

Die Arbeitsproduktivität in der Industrie stieg während des Jahres 1943 im Vergleich zu 1942 um 7%, und innerhalb des Volkskommissariats für die Kriegsindustrie sogar um 13%. Die Anzahl der Arbeiter und Angestellten stieg um 6% und der Lohnfonds um 15%. Die Selbstkosten der Industrieproduktion sanken um 2,5% und waren eine wichtige Quelle der erweiterten sozialistischen Reproduktion.

Das Volumen der zentralisierten Kapitalinvestitionen betrug im Jahre 1943 19,5 Mrd. Rubel. Es wurden in Betrieb genommen: 119 Turbinen mit einer Kapazität von 1880000 kW, Kohlebergwerke mit einer Jahreskapazität von 23,7 Mill. t, 586 neue Erdölbohrstellen, 5 Hochöfen mit einer Jahreskapazität von 955000 t Roheisen, 47 Martinöfen mit einer Jahreskapazität von 2047000 t Stahl, 15 Koksbatterien mit einer Jahreskapazität von 1530000 t Koks.

Im Eisenbahnverkehr vermehrten sich im Jahre 1943 im Vergleich zu 1942 die Verladungen im Tagesdurchschnitt um 7%, die Beförderung von Kohle stieg sogar um 16%. Der Transport von Erdöl auf der Wolga stieg um 48%, die Frachtschiffahrt auf dem Kaspischen Meer und den Fernöstlichen Gewässern um 58%.

Die Anbauflächen aller landwirtschaftlichen Kulturen stiegen im Jahre 1943 gegenüber 1942 um 7%, darunter die Anbauflächen für Getreidekulturen um 5%, für Kartoffeln und Gemüse um 40%, für Sonnenblumen um 93% und für Zuckerrüben um 23%. Es entwickelte sich eine gewaltige Aktivität bei der Wiederherstellung des Traktorenparks und der Hebung der Ernteerträge in der Landwirtschaft. Auf breiter Front begann der Wiederaufbau der Wirtschaft in den befreiten Gebieten der RSFSR und der Ukraine.

Die angeführten Kennziffern zur kriegswirtschaftlichen Entwicklung eines Jahres des allgemeinen Aufschwungs in der Kriegswirtschaft der UdSSR zeigen Inhalt und Tempo der planmäßig erweiterten Reproduktion der in den Dienst des Vaterländischen Krieges gestellten Volkswirtschaft.

Die Triebkräfte für den Aufschwung der sowjetischen Kriegswirtschaft sind der sozialistische Staat und der heldenhafte Arbeitseinsatz der Völker der von der Partei der Bolschewiki, der Partei Lenins und Stalins, geführten Sowjetunion. In der sowjetischen Wirtschaft wird die Aktivität des Volkes zur Erfüllung des staatlichen Planes mobilisiert, und die Arbeit jedes einzelnen ist letzten Endes einem einheitlichen Ziel untergeordnet. Der staatliche Plan für die Entwicklung der Volkswirtschaft der UdSSR ist immer einem ganz bestimmten Ziel untergeordnet, das für die gegebene Periode vom sozialistischen Staat festgelegt wird. In der Periode des Vaterländischen Krieges bestand das Ziel der Kriegswirtschaftspläne in der Konzentration aller materiellen Hilfsquellen unseres Landes auf die restlose Zerschlagung der Eindringlinge und die Säuberung unserer Erde vom Feinde.

An dieser Stelle ist es unbedingt notwendig, auf die folgenden Besonderheiten des staatlichen und seinem Inhalte nach sozialistischen Wirtschaftsplanes hinzuweisen, die ihn zu einem Entwicklungsgesetz der sowjetischen Wirtschaft verwandeln.

  • 1.Die Kraft des sozialistischen Planes beruht auf dem aktiven schöpferischen Wirken der Sowjetvölker, der Partei Lenins und Stalins und der sowjetischen Regierung. Dem staatlichen Plane wohnt die Kraft eines wirtschaftlichen Entwicklungsgesetzes inne, weil er sich auf die Autorität und die Mitarbeit des gesamten, im Staat organisierten Sowjetvolkes stützt; ohne das tägliche schöpferische Wirken des Volkes, der Kommunistischen Partei und des Staates wäre der Plan ein Haufen von toten Ziffern.
  • 2.Die Kraft des staatlichen Planes beruht darauf, daß er alle materiellen Hilfsquellen des Landes auf die Lösung der generellen, von der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (B) und dem Sowjetstaat gestellten Aufgaben konzentriert, auf die Festigung des Sozialismus und des sozialistischen Eigentums an den Produktionsmitteln, auf Wahrung der Unabhängigkeit der sowjetischen Wirtschaft von der kapitalistischen Umwelt und, in der Periode des Vaterländischen Krieges, auf die Deckung des Bedarfs der Kriegswirtschaft.
  • 3.Der Erfolg des sozialistischen Planes wird durch die richtige Verteilung der Arbeitskräfte und der materiellen Fonds, durch das Vorhandensein von Reserven für die Beseitigung eines eventuellen Rückstandes in der Planerfüllung und durch die richtige Proportionierung aller Zweige der materiellen Produktion und der Verteilung, der Produktion und des Transportes bestimmt. Ein Plan, der diese Wechselbeziehungen nicht gewährleistet, der die Gesetze der Produktion und der Verteilung nicht berücksichtigt, muß Schiffbruch erleiden.

Und in der Tat, gibt es denn wirklich ökonomische Gesetze für die Produktion und die Verteilung, denen die sozialistische Planung sowohl in der Friedens- wie auch in der Kriegszeit Rechnung tragen muß? Zweifellos gibt es solche Gesetze, und sie müssen unbedingt berücksichtigt werden; nur die Kenntnis dieser ökonomischen Gesetze ermöglicht ihre Ausnutzung im Interesse des Sozialismus. Das elementarste Gesetz, das die Produktionskosten und die Verteilung der Produkte betrifft, ist das in der sowjetischen Wirtschaft umgewandelte Wertgesetz.

In der sozialistischen Wirtschaft bedeutet das Wertgesetz, daß es unbedingt notwendig ist, die Planung und Berechnung der Produktionskosten, d.h. den Aufwand an gesellschaftlicher Arbeit für die Erstellung des gesellschaftlichen Produktes nicht nur in Naturalform, sondern auch in Geldform durchzuführen. Das ist äußerst wichtig, weil der Sozialismus eine genaueste Berechnung und Planung der Produktion erfordert. Solange es Unterschiede gibt zwischen der Arbeit in den staatlichen Betrieben und in den Kolchosen, zwischen der qualifizierten und unqualifizierten, der geistigen und physischen Arbeit, solange die Produkte entsprechend der Qualität und Quantität der geleisteten Arbeit verteilt werden, bleibt auch die Notwendigkeit bestehen, die verschiedenen Arbeitsarten auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen, nämlich den Wert, der durch den Aufwand an gesellschaftlich notwendiger Arbeit bestimmt wird.

Der Wert des in der Sowjetunion produzierten gesellschaftlichen Produktes, d.h. der in einem bestimmten Abschnitt erzeugten Bruttoproduktion der Gesamtwirtschaft, wird durch die Produktionskosten bestimmt. Den wirklichen Wert des gesellschaftlichen Produktes bilden die Kosten, die von der Gesellschaft zu seiner Produktion aufgewendet werden. Diese Kosten werden ihrerseits durch die Menge an gesellschaftlich notwendiger Arbeit bestimmt, die von den Völkern der Sowjetunion für die Erzeugung des gesellschaftlichen Gesamtproduktes aufgewandt wird.

In der sowjetischen Wirtschaft benutzt die staatliche Planung das Wertgesetz, um die erforderlichen Proportionen in der Produktion und der Verteilung der gesellschaftlichen Arbeit und des gesellschaftlichen Produktes sicherzustellen, die Proportionen, die durch die Aufgaben der Festigung und Entwicklung der sozialistischen Ordnung bestimmt werden. Diese Notwendigkeit wird durch den Sowjetstaat verwirklicht, der bestimmte Proportionen in der Verteilung der Arbeit und der materiellen Fonds zur Festigung des Sozialismus und zur Lösung der vom Staat für den jeweiligen Zeitabschnitt gestellten Aufgaben festsetzt und deren Einhaltung sichert. Die Kriegswirtschaft der UdSSR hat die Proportionen der Friedenszeit von Grund auf verändert. Bei der Verteilung der Arbeit und der materiellen Fonds erhielten die Rüstungsproduktion und die mit ihr verbundenen Zweige der Kriegswirtschaft den überwiegenden Anteil. Mit der Veränderung der wirtschaftspolitischen Aufgaben verändern sich auch die Proportionen in der Verteilung der Arbeit und der materiellen Fonds. Die für die Lösung einer bestimmten Aufgabe einmal festgesetzten Proportionen müssen jedoch mit aller Beharrlichkeit eingehalten werden.

Das Wertgesetz ist nicht nur in der Produktion, sondern auch im Austausch der Produkte wirksam. Bekanntlich erfolgt der Austausch der Produkte vermittels der Preise, die auch in der sozialistischen Wirtschaft nichts anderes darstellen als den Geldausdruck des Wertes der Erzeugnisse bzw. ihrer Produktionskosten und schließlich den Ausdruck für den Aufwand an gesellschaftlich notwendiger Arbeit. Der Arbeiter eines sozialistischen Betriebes, der für seinen Arbeitslohn oder ein Geldeinkommen anderer Art Konsumgüter kauft, tauscht eine bestimmte Arbeitsmenge, die er in der Produktion aufgewendet hat, gegen eine entsprechende Arbeitsmenge, die in den Konsumgütern enthalten ist.

Natürlich stimmen Preis und Wert jeder einzelnen Ware nicht überein und können auch nicht übereinstimmen, aber die Summe der Preise für die gesamte Produktion der Wirtschaft der UdSSR in einem bestimmten Zeitabschnitt ist gleich der Summe der für dieses Produktion aufgewandten Gestehungskosten, d.h. der gesellschaftlichen Gesamtarbeit. Es ist demzufolge nicht möglich, mehr zu verteilen und auszutauschen als produziert wurde, oder mehr als die Gesellschaft für die Erzeugung des gesellschaftlichen Produktes an Arbeit zugeteilt und aufgewendet hat.

Das Wertgesetz wirkt nicht nur in der Verteilung des Produkts, sondern auch schon bei der Verteilung der Arbeit auf die verschiedenen Zweige der sowjetischen Wirtschaft. Der staatliche Plan nutzt hierbei das Wertgesetz aus, um die gesellschaftliche Arbeit auf die verschiedenen Zweige der Wirtschaft so zu verteilen, wie es das Interesse des Sozialismus erfordert. In den Plänen der erweiterten sozialistischen Reproduktion, die in der UdSSR staatliche Volkswirtschaftspläne darstellen, muß ein bestimmtes Verhältnis zwischen Industrie und Landwirtschaft, zwischen der Produktion von Produktionsmittel und der Produktion von Konsumtionsmitteln, zwischen Produktionssteigerung und dem Ausbau des Verkehrswesens sowie zwischen der Akkumulation und der Konsumtion eingehalten werden.

Wenn man die sozialistische Produktion der UdSSR in die I. Abteilung, die Produktionsmittel produziert, und in die II. Abteilung, die Konsumtionsmittel produziert, aufteilt, so wird es offensichtlich, daß der Wert der Produktionsmittel, die der Staat den Betrieben der II. Abteilung zuteil, in einem bestimmten im Plan festgelegten Verhältnis zu dem Wert der Konsumtionsmittel stehen muß, die den Betrieben der I. Abteilung zugeteilt werden. In der Tat, wenn die Betriebe der I. Abteilung auf Konsumtionsmittel und die der II. Abteilung auf Produktionsmitte verzichten müßten, wäre die erweiterte sozialistische Reproduktion unmöglich. Die Arbeiter der Produktionsmittel produzierenden Betriebe hätten keine Konsumtionsmittel und umgekehrt die Konsumtionsmittel produzierenden Betriebe keine Produktionsmittel, d.h. keine Brennstoffe, Rohstoffe und Ausrüstungen.

Das Wertgesetz ist somit das in der sozialistischen Wirtschaft umgewandelte und elementarste in den Dienst der staatlichen Planung gestellte Gesetz der Produktionskosten, der Verteilung und des Austausches der Produkte.

Zwischen dem Wertgesetz in der sozialistischen Wirtschaft der UdSSR und dem Wertgesetz in den kapitalistischen Ländern besteht ein grundsätzlicher Unterschied.

  • 1. In der UdSSR fehlt der Widerspruch zwischen der konkreten Arbeit, die Gebrauchswerte schafft, und der abstrakten Arbeit, die den Wert schafft. Dieser Widerspruch bildet die Keimzelle der Krisen in der kapitalistischen Gesellschaft. In der Sowjetunion besteht kein Widerspruch zwischen der konkreten Arbeit, die einen bestimmten Gebrauchswert schafft, und der gesellschaftlich notwendigen, abstrakten Arbeit, die den Wert schafft, weil die Arbeit in ihrer konkreten Form durch den Plan auf die Produktionszweige im Interesse der Festigung und des Wachstums des Sozialismus verteilt wird, und damit ist sie gesellschaftlich notwendig und wird notwendigerweise zu einem Teil der gesellschaftlichen Gesamtarbeit.
  • 2. In der Sowjetunion besteht kein Antagonismus zwischen den einzelnen Betrieben, die zugleich Wert und Gebrauchswert erzeugen. Dieser Antagonismus wird in der kapitalistischen Wirtschaft durch das Privateigentum an den Produktionsmitteln hervorgerufen und führt zu einer zerstörenden Konkurrenz, zur Anarchie in der Produktion und letzten Endes zu den Krisen. Der Austausch der Produkte zwischen den sozialistischen Betrieben der Sowjetunion ist ein Austausch von Warenwerten. Jeder sozialistische Betrieb hat allerdings einen im voraus durch den Plan bestimmten Verbraucher, der Absatz seiner Produktion ist gesichert, und an die Stelle der kapitalistischen Konkurrenz treten eine vernünftige Zusammenarbeit sowie der sozialistische Wettbewerb. Dennoch können die verschiedenen Arten der konkreten Arbeit – der qualifizierten und der einfachen, der geistigen und der körperlichen, der Arbeit in den staatlichen Betrieben und in den Kolchosen nur als Werte ausgetauscht werden, als geronnene, gesellschaftlich notwendige Arbeit, die in die Produktion eingegangen ist und in sowjetischem Geld ausgedrückt wird.
  • 3. In der Sowjetunion besteht kein Widerspruch zwischen dem Teil des Wertes des gesellschaftlichen Produktes, der unmittelbar dem persönlichen Verbrauch dient, und dem für die Erweiterung der Produktion oder für die Akkumulation bestimmten Teil, da beide der Gesamtheit der Werktätigen gehören. Somit bringt der für die Akkumulation zu verwendende Teil des Wertes die ökonomische Notwendigkeit der erweiterten Reproduktion zum Ausdruck, ohne die eine Entwicklung der Wirtschaft unmöglich ist.
  • 4. In der Sowjetunion ist der Gegensatz zwischen dem Wert des Produktes und der Profitrate aufgehoben. In der kapitalistischen Wirtschaft führt dieser Widerspruch dazu, daß infolge der Krisen einzelne Betriebe, ja sogar ganze Produktionszweige zugrunde gehen, in denen der Wert bzw. die Produktionskosten der Ware die herrschende durchschnittliche Profitrate nicht gewährleisten. In der UdSSR wirkt, wie bekannt, die durchschnittliche Profitrate nicht als ökonomisches Gesetz; sie bestimmt weder die Entwicklung des einzelnen sozialistischen Betriebes, noch die eines ganzen Produktionszweiges.
  • 5. In der kapitalistischen Wirtschaft ruft das Wertgesetz in seiner Entwicklung Widersprüche und Antagonismen hervor, die die einzige Triebkraft in der spontanen Bewegung der kapitalistischen Gesellschaft darstellen. Die blinden Widersprüche des Kapitalismus treiben wie eine ungebändigte Naturgewalt die Völker von einer Krise zur anderen. In der sowjetischen Wirtschaft ist der planende sozialistische Staat die Triebkraft der Bewegung und Entwicklung der Wirtschaft. Der sozialistische Staat hat die blindwaltenden Gegensätze und Bewegungskräfte aufgehoben; er löst und beseitigt die im Entwicklungsprozeß der sowjetischen Wirtschaft zwischen den wachsenden Bedürfnissen der sozialistischen Gesellschaft und dem erreichten Niveau der Produktion entstehenden Widersprüche. Die Bedürfnisse der von den Fesseln des Privateigentums befreiten Völker der Sowjetunion sind eine gigantische Triebkraft für die Entwicklung der Produktion und der ganzen sozialistischen Wirtschaft.

Das sind die Gründe dafür, daß in der sowjetischen Wirtschaft im Gegensatz zur kapitalistischen neue, früher unbekannte Probleme aufgetaucht sind, die Probleme der Planung und die damit verbundenen Fragen einer die gesamte Wirtschaft umfassenden Organisation der Produktion. Zum Unterschied von der politischen Ökonomie des Kapitalismus, die von den spontanen Bewegungsgesetzen spricht, lehrt die politische Ökonomie des Sozialismus, einschließlich der Periode der Kriegswirtschaft, die ökonomischen Gesetze der Planung und Organisation der Produktion. Aus diesem Grunde ist die auf vernünftiger Ausnutzung und Anwendung der ökonomischen Gesetze der Produktion und Verteilung begründete sozialistische Planung selbst ein gesellschaftliches Entwicklungsgesetz und als solches Gegenstand der politischen Ökonomie.

In der Periode des Vaterländischen Krieges war es notwendig, den Entwicklungsgesetzen der sowjetischen Wirtschaft manchmal Gewalt anzutun und ihnen einen einseitigen kriegsbedingten Charakter beizugeben. Es ist z.B. ganz offensichtlich, daß die Vielzahl der Einzelhandelspreise für ein und dieselbe Ware (was mit dem Kartensystem verbunden ist) sich im Widerspruch mit dem Wertgesetz befindet. Nach Beendigung der Periode der Kriegswirtschaft entfällt die Notwendigkeit für ein Kartensystem, die Vielzahl der Preise wirkt sich schädlich aus und wird daher abgeschafft. Die normale Entwicklung des Warenumsatzes wird sichergestellt, und das Niveau der Warenpreise bestimmt sich letzten Endes im Einklang mit dem Wert dieser Waren.

Die Kriegswirtschaft der UdSSR bietet ein reiches Erfahrungsfeld für die sozialistische Planung und die Produktionsorganisation in den Betrieben. Diese Erfahrung muß sorgfältig studiert und in vieler Hinsicht für den Wiederaufbau und die Entwicklung der Wirtschaft in der Nachkriegsperiode ausgenutzt werden. Die sozialistische Organisation der Produktion beginnt mit der richtigen Auswahl und Verteilung der Arbeitskräfte. Die Stalinsche Methode der Kaderauswahl bedeutet Einschätzung der Menschen nach ihren Fähigkeiten, ihrer Qualifikation und ihrer Hingabe an die Sache der Arbeiterklasse und der Heimat, sie schließt eine Auswahl nach dem Prinzip „Vetternwirtschaft“ und Auswahl „seiner Leute“ aus.

In der Planung und Organisation der Produktion in den Industriebetrieben müssen für die Periode der Kriegswirtschaft folgende Besonderheiten erwähnt werden:

  • 1. Die Umstellung der Planung, so daß eine operative Kontrolle über die Erfüllung des Planes und die vordringliche Befriedigung der Bedürfnisse in den entscheidenden Industriezweigen der Kriegsproduktion, vor allem der Schwerindustrie und des Transportwesens, garantiert ist.
  • 2. Die allseitige Entwicklung der Metallbasis sowie der Schmieden und Pressen, deren Vorhandensein eine schnelle Produktionsumstellung in den Betrieben zwecks Erfüllung der Rüstungsaufträge garantierte, wie z.B. in der Waffenindustrie, die über ihre eigenen Erzbasen sowie die Produktion von Gießerei- und Schmiedeerzeugnissen verfügte.
  • 3. Die Entwicklung des Armaturen- und Werkzeugmaschinenbaus, die Organisation großer Abteilungen für den Instrumentenbau sowie den Bau von Werkbänken in den Maschinenbaubetrieben, die eine schnelle Übernahme neuer Produktionsarten und die Erreichung des notwendigen Tempos in der Produktionssteigerung garantierten.
  • 4. Die Organisation einer störungsfreien Materialversorgung der Betriebe, die Versorgung der Betriebe mit Vorräten an Rohstoffen, Metall, Brennstoff und Halbfabrikaten in allen Produktionsstadien, die richtige Versorgung aller Stadien des Produktionsverlaufes durch Anlieferung der notwendigen Halbfabrikate und Einzelteile. Der geringste Rückstand in diesem oder jenem Stadium des Produktionsverlaufes spiegelt sich im Produktionsausstoß und demzufolge in der Arbeit des gesamten Betriebes wieder.
  • 5. Die Organisation der Arbeit nach einem graphischen Betriebsplan, der nicht nur den Ausstoß an Fertigprodukten festlegt, sondern auch die Zuführung von Einzelteilen und Halbfabrikaten in den Produktionsprozeß. Nur eine geplante Zufuhr von Einzelteilen und Halbfabrikaten in allen Stadien des technologischen Fertigungsprozesses, in allen Produktionsstadien sichert in den Betrieben einen gleichmäßigen, dem graphischen Arbeitsplan entsprechenden Ausstoß an Fertigprodukten. Die technische Basis dieses graphischen Betriebsplans ist die Organisation der Fließbandproduktion, die in der Kriegszeit einen so großen Aufschwung genommen hat.
  • 6. Die vorausschauende und vorbildliche Arbeit der Beschaffungsabteilungen. Die Beschaffungsabteilungen in den führenden Betrieben bestimmen die Arbeit der Montageabteilungen und treiben den Produktionsausstoß voran. Ohne gutentwickelte Beschaffungsabteilungen, die eine hinreichende Beschickung aller Produktionsstadien durch die Lieferung von Schmiede- und Einzelteilen gewährleisten, sind die Montageabteilungen der Betriebe öfters zum Stillegen verurteilt.
  • 7. Die Beachtung des Wirtschaftlichkeitsprinzips, der Gewinn- und Verlustrechnung sowie die Senkung der Produktionskosten. Die allseitige Entwicklung der persönlichen Impulse zur Erhöhung des Produktionsausstoßes durch das Prämiensystem im Einklang mit den gesellschaftlichen Prinzipien und Aufgaben ist eine überaus wichtige Quelle für die Steigerung der Produktion. Nur auf dieser Grundlage gewinnt der sozialistische Wettbewerb, der die Initiative und die Energie von Millionen von Menschen erweckt, seine gigantische Kraft.

Das wichtigste Kriterium für eine reife Planung und Organisation der Produktion liegt in der Bildung von Reserven in der Sphäre der Produktion und Zirkulation, der Kapazitäten und Fertigwaren, der Arbeitskräfte und Maschinen. Der Anlegung von staatlichen Materialreserven mißt die sowjetische Regierung, vor allem auch Genosse Stalin, große Bedeutung bei. Auf direkte Weisung des Genossen Stalin wurde am Vorabend des Vaterländischen Krieges ein Programm zur Bildung von staatlichen und Mobilmachungsreserven, besonders an Erdölprodukten, Buntmetallen und Nahrungsmitteln ausgearbeitet und in die Tat umgesetzt. Die Erfahrung zeigte, daß im modernen Krieg derjenige gewinnt, der über die notwendigen Reserven an Produktionsanlagen, Menschen, Rohstoffen und anderen materiellen Reserven verfügt.

Während der anderthalb Jahre, die dem Vaterländischen Krieg vorausgingen, haben sich die staatlichen Reserven in der UdSSR von 4 auf 7,6 Mrd. Rubel vergrößert. Zu Beginn des Vaterländischen Krieges wurde die Verlagerung dieser staatlichen Materialreserven, einschließlich der Nahrungsmittel und Brennstoffe, in die östlichen Gebiete der UdSSR durchgeführt. Die staatlichen Reserven haben der Sowjetarmee und der Volkswirtschaft der UdSSR in der Zeit des Vaterländischen Krieges eine große Hilfe erwiesen.

Das Vorhandensein von Reserven in der Produktion und Zirkulation gibt die Gewähr für eine beständige Planmäßigkeit in der Entwicklung der sowjetischen Wirtschaft. Ohne Reserven entfesselt das Wertgesetz seinen spontanen Charakter. Das Vorhandensein von Reserven gibt dem sozialistischen Staat die Möglichkeit, dieses Gesetz im Interesse der erweiterten sozialistischen Reproduktion zu lenken. Das Fehlen hinreichender Reserven, vor allem an Brennstoff, Metall und Rohstoff, führte in einer Reihe von Betrieben öfters zu einem saisonbedingten Rückgang des Produktionszuwachses in den Wintermonaten, in denen Schwierigkeiten beim Antransport von Roh- und Brennstoffen auftreten.

Der in den Wintermonaten in vielen Betrieben des Landes auftretende Rückgang des Produktionszuwachses infolge mangelnder Reserven und Vorräte führt zu einem Verlust von gewaltigen Produktionsmengen, die einen größeren Wert darstellen als die durch die Anlage von eisernen Reserven an Brennstoff, Metallen, Rohstoffen anfallenden Aufwendungen. Im Vorkriegsjahr 1940 verringerte sich die Gesamtproduktion der Industrie im I. Quartal um 12% im Vergleich zum IV. Quartal des vorhergehenden Jahres 1939. Im I. Quartal des Kriegsjahres 1943 war ein Produktionsrückgang in der Industrie zu verzeichnen, der sich im Vergleich zum IV. Quartal des Jahres 1942 auf 12% belief. Im I. Quartal verlor die Volkswirtschaft der UdSSR durch den Abfall des Produktionszuwachses im Vergleich zum IV. Quartal 1939 3710 Mill. Rubel an Industrieprodukten. Im I. Quartal 1943 gingen im Vergleich zum Stand des IV. Quartals 1942 3439 Mill. Rubel an Industrieproduktion verloren. Im Jahre 1940 und 1943 wurde der Produktionsstand vom IV. Quartal des vorhergehenden Jahres erst im II. Quartal erreicht. So ging ein halbes Jahr für die Steigerung der Produktion verloren. Diese enormen Verluste im Wachstumstempo können durch die Errichtung großer Reserven an Rohstoff, Brennstoff und Metall in der Industrie und im Verkehrswesen überwunden werden. Die zeitweilige Schwächung der materiellen Fonds zugunsten der Vorräte wird durch die Erhöhung des Produktionstempos in allen Zweigen der Industrie reichlich aufgewogen.

Nicht geringer sind die Verluste, die die Volkswirtschaft durch die übliche Senkung des Volumens an Kapitalinvestitionen im Bauwesen im I. Quartal jeden Jahres im Vergleich zum IV. Quartal des vorhergehenden Jahres erleidet. Im I. Quartal 1941 haben sich die Kapitalinvestitionen im Vergleich zum IV. Quartal 1940 um 5,5 Mrd. Rubel vermindert. Im I. Quartal 1943 sank das Volumen der Kapitalinvestitionen im Vergleich zum IV. Quartal 1942 um 2,6 Mrd. Rubel. Aus diesem Grunde erlahmt ein beträchtlicher Teil der Baumaschinerie, sind die Bauarbeiter beschäftigungslos, und das Tempo der erweiterten sozialistischen Reproduktion wird eingeschränkt. Diesem Übel ist nur durch die Errichtung von entsprechenden Reserven an Baumaterial zu Beginn des Jahres, durch den Übergang zum industrialisierten Bauverfahren und durch die Ausbildung der Bauarbeiter in zwei oder drei verwandten Wechselberufen beizukommen.

Die Vergrößerung der materiellen Reserven in der Industrie und im Transportwesen, vor allen Dingen um das saisonbedingte Abfallen der Produktion und des Bauwesens in den Wintermonaten zu beseitigen, ist folglich eine wichtige Aufgabe der Produktionsplanung. Die Vorratsbildung schafft für die Volkswirtschaft der UdSSR eine große zusätzliche Quelle für die Erhöhung des Volksvermögens und beschleunigt das Tempo der erweiterten sozialistischen Reproduktion.

Wir fassen zusammen: Die sozialistische Produktionsplanung setzt die Kenntnis der ökonomischen Gesetze der Produktion und Verteilung sowie die kluge Ausnutzung dieser Gesetze im Interesse des Sozialismus voraus. Die Erfahrungen in der Planung der Volkswirtschaft der UdSSR erfordern die Errichtung von normalen Materialreserven und –vorräten als unerläßliche Bedingung für die Beseitigung des saisonbedingten Abfalls des Produktionszuwachses und für die Beschleunigung des Tempos der erweiterten Reproduktion.