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Die Bilanz der Volkswirtschaft

Die Sicherstellung des Bedarfs der sowjetischen Kriegswirtschaft vollzog sich auf Grund einer planmäßigen Neuverteilung der Produktivkräfte entsprechend den Anforderungen des Vaterländischen Krieges. Die Neuverteilung der Produktivkräfte und der Materialfonds ist aus einem Vergleich der volkswirtschaftlichen Bilanz der UdSSR vom Friedensjahr 1940 mit der Kriegswirtschaftsbilanz der Jahre 1942 und 1943 ersichtlich.

Die Volkswirtschaftsbilanz als Ausdruck der erweiterten sozialistischen Reproduktion enthält:

  • 1. die Produktion und die Verteilung des gesellschaftlichen Produktes,
  • 2. die Produktion und Verteilung der Grundfonds,
  • 3. die Bilanz und Verteilung der Arbeitskräfte,
  • 4. die Produktion und Verteilung des Volkseinkommens,
  • 5. die Bilanz der Geldeinnahmen und –ausgaben der Bevölkerung,
  • 6. die Bilanz und Verteilung der Materialfonds.

Die Bilanz der sowjetischen Kriegswirtschaft ist nichts anderes als eine Bilanz der in den Dienst des Vaterländischen Krieges gestellten Volkswirtschaft. Das gesellschaftliche Gesamtprodukt hatte sich im Kriegsjahr 1942 im Vergleich zum Friedensjahr 1940 infolge der Besetzung einer Reihe von Industriegebieten vermindert. Im einzelnen veränderte sich die Struktur des gesellschaftlichen Produkts wie folgt:

  • a) der Verbrauch in der Produktion hielt sich im Friedensjahr 1940 und im Kriegsjahr 1942 auf dem gleichen Stand von 43%;
  • b) der persönliche Verbrauch der Bevölkerung verminderte sich von 42% im Jahre 1940 auf 38% im Jahre 1942;
  • c) die Akkumulation wurde von 11% im Jahre 1940 auf 2% im Jahre 1942 reduziert;
  • d) die Kriegsausgaben, ohne Berücksichtigung des persönlichen Verbrauchs der in die Armee Einberufenen, erhöhten sich von 4% im Jahre 1940 auf 17% im Jahre 1942.

Das Anwachsen der Kriegsausgaben reduzierte somit den Teil des gesellschaftlichen Produktes, der in die Akkumulation und den persönlichen Konsum der Werktätigen eingeht. Im Jahre 1943 stieg das gesellschaftliche Produkt der Sowjetunion im Vergleich zum Jahre 1942 um 32 Mrd. Rubel bei absoluter Zunahme der Konsumtion, der Akkumulation und der Kriegsausgaben. Der Anteil des Verbrauchs der Produktion hielt sich auf dem Stand des Jahres 1942, wogegen der Anteil des persönlichen Verbrauchs um einen Punkt zugunsten der militärischen Ausgaben und um zwei Punkte zugunsten der Akkumulation zurückging.

Die Grundfonds der sozialistischen Betriebe verminderten sich im Zusammenhang mit der Besetzung sowjetischer Gebietsteile durch Hitlerdeutschland während des zweiten Halbjahres 1941 um 215 Mrd. Rubel (in Preisen von 1945) und verharrten auch im Jahre 1942 annähernd auf diesem Niveau. Die erweiterte Reproduktion der Grundfonds in den sowjetischen Ostgebieten vermochte lediglich die Verluste zu ersetzen, die im Jahre 1942 die Volkswirtschaft durch die militärischen Operationen erlitten hatte. Die Grundfonds der sozialistischen Betriebe wuchsen allerdings bereits im Jahre 1943 im Verhältnis zum Jahre 1942 um 63 Mrd. Rubel, ohne jedoch das Vorkriegsniveau zu erreichen.

Die Anzahl der arbeitsfähigen Arbeiter, Angestellten, Kolchosbauern und Handwerker verminderte sich im Zusammenhang mit der Besetzung eines Teils der Sowjetunion durch Hitlerdeutschland im Jahre 1942 im Vergleich zu 1940. Aber bereits im Jahre 1943 erhöhte sie sich im Verhältnis zu 1942 um 5 Mill. Menschen. Hierbei stieg der Anteil der in der materiellen Produktion beschäftigten Arbeiter, Angestellten und genossenschaftlich organisierten Handwerker gegenüber der Gesamtzahl der beschäftigten arbeitsfähigen Bevölkerung der Sowjetunion von 34% im Jahre 1940 auf 37% im Jahre 1942. Die Anzahl der Beschäftigten in den kulturellen und administrativen Dienststellen wurde im Jahre 1942 im Verhältnis zu 1940 beinahe auf die Hälfte reduziert. Ihr Anteil an der Gesamtzahl der arbeitsfähigen Bevölkerung verminderte sich von 12 auf 11%. Die Gesamtzahl der arbeitsfähigen Kolchosbauern sank ebenfalls, und ihr Anteil an der Gesamtzahl der beschäftigten arbeitsfähigen Bevölkerung der UdSSR verminderte sich von 53,5% auf 52%.

Das Volkseinkommen der Sowjetunion ebenso wie auch das gesellschaftliche Gesamtprodukt, verringerten sich im Kriegsjahr 1942 im Vergleich zu 1940, infolge des Verlustes eines Teils der Bevölkerung sowie der Produktionskapazitäten, obwohl das Volkseinkommen in dem zum Vergleich herangezogenen Gebiet der Sowjetunion (in den Ostgebieten) im Jahre 1942 um 3% anstieg. Im Jahre 1943 wuchs das Volkseinkommen der UdSSR im Vergleich zu 1942 um 13% Hierbei veränderte sich die Struktur des Volkseinkommens im Jahre 1942 folgendermaßen:

  • a) der Anteil der Akkumulation wurde von 19% im Friedensjahr 1940 auf 4% im Jahre 1942 reduziert;
  • b) der Anteil der Konsumtion sank von 74% im Jahre 1940 auf 67% im Jahre 1942;
  • c) der Anteil der Kriegsausgaben, den persönlichen Verbrauch der zum Heeresdienst Einberufenen nicht eingerechnet, erhöhte sich von 7% im Jahre 1940 auf 29% im Jahre 1942.

Die Strukturveränderung des gesellschaftlichen Produkts und des Volkseinkommens fand in der Bilanz der Geldeinnahmen und –ausgaben der sowjetischen Bevölkerung ihren Niederschlag. Die Geldeinnahmen der Bevölkerung hatten im Jahre 1942 im Verhältnis zu 1940 eine Verminderung zu verzeichnen. Im Jahre 1943 trat jedoch eine Veränderung ein: Gegenüber dem Jahre 1942 vergrößerten sich die Geldeinnahmen der Bevölkerung aus den sozialistischen Betrieben um 31 Mrd. Rubel.

Desgleichen verminderten sich die Geldausgaben der Bevölkerung im Jahre 1942 im Vergleich zum Vorkriegsjahr 1940. Auch hier war im Jahre 1943 ein Umschwung zu verzeichnen. Die Geldausgaben erhöhten sich folgerichtig im Vergleich zum vorhergehenden Jahr um 30 Mrd. Rubel. Somit hat das Verhältnis zwischen Geldeinnahmen und –ausgaben der sowjetischen Bevölkerung in den Kriegsjahren 1942 und 1943 fast keinerlei Veränderung erfahren.

In der Periode der Kriegswirtschaft hat sich die Einnahmen- und Ausgabenbilanz der Bevölkerung gegenüber der Vorkriegszeit wesentlich verändert. Während im Vorkriegsjahr 1940 die Geldausgaben der Bevölkerung teilweise die Geldeinnahmen überstiegen, was eine Verringerung des Geldumlaufes im Lande bedeutete, so überstiegen im Kriegsjahr 1942 hingegen die Geldeinnahmen der Bevölkerung die Ausgaben im Zusammenhang mit dem Rückgang des Einzelhandels, was einer Vermehrung der in Umlauf befindlichen Geldmenge gleichkommt. Dieser Wandel in der Einnahmen- und Ausgabenbilanz der Bevölkerung fand im auch Staatshaushalt seinen Niederschlag

Noch weit größere Veränderungen waren während der sowjetischen Kriegswirtschaft in der Struktur der Materialbilanzen, wie z.B. in der Elektroenergie-, der Brennstoff- und der Metallbilanz sowie in der Bilanz für Ausrüstungen vor sich gegangen. Das schwerwiegendste Problem in der ersten Periode der sowjetischen Kriegswirtschaft stellten die Disproportionen zwischen dem stark angewachsenen Produktionsniveau in den östlichen Gebieten der Sowjetunion und der dazu gehörigen Energiebasis dar; im Zusammenhang damit mußte der Verbrauch an Elektroenergie für eine Reihe von Wirtschaftszweigen zugunsten der Rüstungsindustrie, des Hüttenwesens und der Kohlenindustrie eingeschränkt werden.

Der Kampf um die Beseitigung dieses Missverhältnisses zwischen Industriebedarf und dem Mangel an Elektroenergie wurde durch Kapazitätserweiterungen der Elektrizitätswerke und durch Förderung der Brennstoffindustrie während des zweiten Halbjahres 1942 und insbesondere Ende des Jahres 1943 mit großen Erfolg entschieden. In den östlichen Gebieten der Sowjetunion wurden im Jahre 1942 Turbinen mit einer Kapazität von 672000 kW und von 762 000 kW im Jahre 1943 in Betrieb genommen; davon entfielen auf den Ural im Jahre 1942 Turbinen mit einer Kapazität von 443000 kW und im Jahre 1943 von 368000 kW. Infolge dieser Erweiterung der energieerzeugenden Kapazitäten wurde das obenerwähnte Mißverhältnis in einer Reihe von östlichen Gebieten, unter anderem im Ural, während das Jahres 1943 im wesentlichen beseitigt.

Ein nicht minder schwieriges Problem in der sowjetischen Kriegswirtschaft stellte die Brennstoffbilanz dar, deren Angespanntheit mit der Verlegung der Industrie und des Verkehrswesens nach dem Osten, mit der zeitweiligen Besetzung des Moskauer Kohlenbeckens sowie der noch länger andauernden Besetzung und Zerstörung des Hauptkohlenreviers der Sowjetunion – des Donezbeckens – durch Hitlerdeutschland zusammenhängt. Die Belieferung der sowjetischen Volkswirtschaft mit Brennstoffen aller Art verminderte sich im Jahre 1942 im Vergleich zu 1940 um mehr als das Zweifache, statt der vereinbarten 188 Mill. t wurden nur 92 Mill. t geliefert. Die Transportwege für die Zubringung der Kohle auf der Eisenbahn erhöhten sich von 694 km im Jahre 1940 auf 857 km im Jahre 1942. Der Kampf um Brennmaterial, um Kohle, war von überaus großer Bedeutung. Im Jahre 1943 vergrößerten sich die Brennstoffressourcen der UdSSR im Vergleich zu 1942 um 22 Mill. t vertragsmäßig vereinbarten Brennstoffs und im Jahre 1944 um zusätzliche 25 Mill. t. Der heroische Arbeitseinsatz der Bergleute, einer der führenden Gruppen der Arbeiterklasse, sicherte die Brennstoffversorgung für die sowjetische Kriegswirtschaft.

In der Kohleverteilung vollzogen sich in der Periode der Kriegswirtschaft wesentliche Veränderungen. Der Anteil der Industrie am Kohleverbrauch hielt sich weiterhin auf einem Stand von 53% des Gesamtkohleverbrauchs, obwohl der absolute Kohleverbrauch zurückging. Im Gesamtkohleverbrauch der Industrie stieg der Bedarf der Elektrizitätswerke von 22% im Jahre 1940 auf 29% im Jahre 1942. Eine prozentuale Zunahme des Kohleverbrauchs war ferner auch auf dem Sektor des Maschinenbaus für das Rüstungswesen zu verzeichnen. Im Verkehrswesen erhöhte sich der Kohleverbrauch von 31% im Jahre 1940 auf 34% des Gesamtverbrauchs im Jahre 1942. Die stärkste Verminderung im Kohleverbrauch hatten die Kokereien zu verzeichnen, deren Anteil am Gesamtkohleverbrauch der Industrie von 34% im Jahre 1940 im Zusammenhang mit der zeitweiligen Besetzung der südlichen Kokereiindustrie der UdSSR auf 23% im Jahre 1942 zurückging. Auf diese Weise stieg der Anteil des Eisenbahnverkehrs, der Elektrizitätswerke und des Maschinenbaus für das Rüstungswesen innerhalb des gesamten Brennstoffverbrauchs.

Die Neuverteilung der materiellen Fonds in der Kriegswirtschaft der UdSSR kommt am deutlichsten in der Metallbilanz zum Ausdruck. Der moderne Krieg erfordert vor allem Metall. Metall – das bedeutet Panzer, Flugzeuge, Geschütze und Munition. Der Kampf um das Metall war ein Kampf um den Sieg des Sozialismus im Großen Vaterländischen Krieg. Die Kapazitätserweiterungen im Eisenhüttenwesen und die Neuverteilung des Metalls zugunsten der Rüstungsindustrie war eine der wichtigsten Aufgaben der Wirtschaftsführung in der Periode der sowjetischen Kriegswirtschaft, zu einer Zeit, in der 60% der Kapazitäten im Eisenhüttenwesen infolge der vorübergehenden Besetzung von Saporoshje und des Donezbeckens aus der Kriegswirtschaftsbilanz ausfielen.

Um die Bedürfnisse der Rüstungsindustrie sicherzustellen, mußte die Produktion von Walzeisen zugunsten hochwertiger, für die Produktion von Kriegsmaterial erforderlicher Walzwerkserzeugnisse von Grund auf umgestellt werden. Im Ergebnis dessen wurden im Jahre 1942 allein in den östlichen Gebieten der UdSSR um 6% mehr an hochwertigen Walzeisen erzeugt als im Jahre 1940 auf dem Gesamtgebiet der Sowjetunion einschließlich der südlichen Hüttenreviere. Die Produktion an Geschoßrohlingen und Panzerplatten in den östlichen Gebieten der UdSSR stieg im Jahre 1942 im Vergleich zur Gesamtproduktion der UdSSR im Jahre 1940 um das 1,8fache.Der Anteil des hochwertigen Walzeisens an der Gesamtproduktion von Walzeisen erhöhte sich im Jahre 1942 im Vergleich zu 1940 um das 2,6fache, während der Anteil des gewöhnlichen Walzeisens in der gleichen Zeit um das Doppelte zurückging. Es verminderte sich insbesondere die Eisenproduktion für das Bauwesen, deren Anteil an der Gesamterzeugung von Walzeisen im Jahre 1942 gegenüber 1940 um das Zweieinhalbfache reduziert worden war. Ungefähr 91% des Walzeisens entfielen während der Kriegswirtschaft auf die Produktion. Davon kamen im Jahre 1942 auf die Rüstungsproduktion, ungeachtet des Verbrauchs der Hilfsbetriebe, rund 70% der gesamten Walzeisenerzeugung.

Die Kriegswirtschaft der UdSSR forderte auf das entschiedenste ein Sparsamkeitsregime in der Metallwirtschaft und die Ersetzung von knappen Eisen- und Buntmetallwalzerzeugnissen durch weniger knappe Metalle. In der Periode der Kriegswirtschaft ging man dazu über, Panzerstahl im Martin- an Stelle des Duplexverfahrens zu gewinnen; dadurch wurde es ermöglicht, die Ressourcen an Panzerstahl in zweieinhalb Kriegsjahren um 350000 t zu vermehren. Die Ersetzung von hochlegiertem, zur Herstellung von Artilleriegerät verwendeten Nickel- und Molybdänstahl durch Stahlsorten, die überhaupt kein oder beträchtlich weniger Nickel und Molybdän enthalten, ermöglichte eine jährliche Einsparung von mehr als 3000 t Nickel und 600 t Ferro-Molybdän. Die Umstellung der Produktion von Panzergranaten von Nickel- auf Chromstahl erbrachte während zweieinhalb Jahren des Vaterländischen Krieges eine Einsparung von 7000 t Nickel. Die Produktion von Patronenhülsen für Maschinenpistolen, die von Messing auf Bimetall umgestellt wurde, gewährleistete im gleichen Zeitraum eine Einsparung von 1500 t Messing; die von Gewehrpatronen, die teilweise von Bimetall auf Eisen umgestellt wurde, ergab in dem genannten Zeitabschnitt eine Einsparung von mehr als 12000 t Bimetall. Im Flugzeugbau wurde in zweieinhalb Jahren des Vaterländischen Krieges eine Einsparung von mehr als 30000 t Aluminiumblech auf Grund des Übergangs zur Herstellung vieler Teile aus geeignetem Sperrholz erzielt.

Die wichtigste Quelle für die Erweiterung der Produktionskapazitäten in den Rüstungsbetrieben bestand während der Zeit der Kriegswirtschaft in der Neuverteilung der Ausrüstungen, insbesondere der Werkbänke, zugunsten der Kriegsproduktion. Die gewaltige Umwälzung, die durch die Neuverteilung der Maschinenausrüstungen hervorgerufen wurde, war nur auf Grund der sozialistischen Wirtschaft und der Beseitigung des Privateigentums an den Produktionsmitteln möglich. Diese Besonderheiten der sowjetischen Kriegswirtschaft erlaubten es dem Sowjetstaat, gewaltige Produktivkräfte auf die Herstellung eines erstklassigen Kriegsmaterials zu konzentrieren. Während in der Industrie des zaristischen Rußland insgesamt nur 72000 Metallschneidemaschinen vorhanden waren, besaß die Sowjetunion im Jahre 1940 710000 Werkbänke, die eine beträchtliche Vervollkommnung und weitaus größere Produktivität aufwiesen. Vor der Revolution verfügte Rußland über insgesamt nur 7000 Pressen und Hämmer, während in der Sowjetunion davon im Jahre 1940 bereits 80000 Einheiten vorhanden waren. Ein großer Teil der Ausrüstungen der sozialistischen Industrie wurde in den Tagen des Vaterländischen Krieges zur Produktion von Kriegsmaterial eingesetzt.

Ein wesentlicher Eingriff zugunsten der sowjetischen Rüstungsindustrie wurde auch in der Verteilung von Gießerei- und Schmiedeerzeugnissen vorgenommen. Als schwerwiegender Mangel in der Arbeit vieler Maschinenbaubetriebe der Vorkriegszeit muß das Fehlen einer eigenen Basis für Gießerei- und Schmiedeteile angesehen werden. Das Problem der Herstellung von Gußteilen und Preßteilen für die Munitionsproduktion, von Stahlguß für Panzer und von Schmiedeteilen für den Flugzeug- und Kanonenbau wurde zur Zeit der Kriegswirtschaft auf Grund der Entwicklung der östlichen Gebiete der UdSSR gelöst. Im Ural vergrößerten sich die Produktionskapazitäten für Stahlguß in den Jahren 1941 bis 1943 von 195000 t auf 389000 t jährlich, die Kapazitäten für die Produktion von Gußeisen wuchsen in der gleichen Zeit von 556000 t auf 733000 t, und die Produktionskapazitäten für Schmiede- und Preßteile stieg von 959000 t auf 1234000 t. In Sibirien erhöhten sich die Produktionskapazitäten für Stahlguß in den Jahren 1941 bis 1943 von 31000 t auf 99000 t. Die von Eisenguß stiegen von 182000 t auf 295000 t und die von Schmiede- und Preßteilen von 250000 t auf 444000 t. In Mittelasien und Kasachstan vergrößerten sich in den gleichen Jahren die Produktionskapazitäten für Stahlguß von 6000 auf 23000 t, die von Eisenguß von 29000 auf 150000 t und die für Schmiede- und Preßteile von 5500 auf 16700 t. Das Ansteigen der Produktion von Gießerei-, Schmiede- und Stanzerzeugnissen gibt ein anschauliches Bild von der Entwicklung des Maschinenbaus in den östlichen Gebieten und von der Organisation einer vernünftigen Zusammenarbeit der Betriebe in den einzelnen Wirtschaftszweigen.

In der sowjetischen Kriegswirtschaftsbilanz spielte auch der Import eine gewisse Rolle. Der sowjetische Außenhandel liefert für die Volkswirtschaft zusätzliche Reserven, die es dem Sowjetstaat erlauben, das Tempo der Reproduktion zu erhöhen. Im Vaterländischen Krieg stieg die Einfuhr von 1,446 Mrd. Rubel im Jahre 1940 auf 2,756 Mrd. Rubel im Jahre 1942 und auf 8,46 Mrd. Rubel im Jahre 1943. Der Warenexport wurde in der gleichen Zeit von 1,412 Mrd. Rubel im Jahre 1940 auf 0,399 Mrd. Rubel im Jahre 1942 und 0,373 Mrd. Rubel im Jahre 1943 reduziert. Somit veränderte sich die Außenhandelsbilanz der Sowjetunion in der Periode der Kriegswirtschaft ganz beträchtlich: der Warenimport erhöhte sich fast um das Fünffache, während der Warenexport um mehr als das Dreifache zurückging.

Die Erhöhung der Wareneinfuhr (in der Hauptsache Rohstoffe und Materialien) wurde durch Lieferung unserer Bundesgenossen im Kriege gegen Deutschland und Japan ermöglicht. Vergleichen wir das Volumen der durch die Verbündeten gelieferten Industrieerzeugnisse für die Sowjetunion mit dem Produktionsvolumen der sozialistischen Industriebetriebe der UdSSR im gleichen Zeitraum, so stellen wir fest, daß der Anteil dieser Lieferungen im Verhältnis zur inländischen Produktion in der Zeit der Kriegswirtschaft insgesamt nur 4% beträgt.

Die Planung der volkswirtschaftlichen Bilanz ist eine kennzeichnende Besonderheit der sowjetischen Kriegswirtschaft. Es ist die komplizierteste Stufe der volkswirtschaftlichen Planung, die nur unter den Bedingungen einer sozialistischen Gesellschaft möglich war. Kein kapitalistisches Land vermag diese Aufgabe zu lösen. In den USA konnte der bürgerliche Staat im zweiten Weltkrieg nur eine begrenzte Kontrolle über die Verteilung der strategischen Rohstoffe durchsetzen. Mit Einstellung der Rüstungsaufträge der Kriegszeit fand auch diese vorübergehende Kontrolle ihr Ende.

Wir fassen zusammen: Eine charakteristische Besonderheit der volkswirtschaftlichen Bilanz der UdSSR in der Periode der Kriegswirtschaft ist die planmäßige Neuverteilung des Volkseinkommens, des gesellschaftlichen Produktes, der materiellen Fonds und der Arbeitskräfte zugunsten des Vaterländischen Krieges. Infolge der siegreichen sozialistischen Industrialisierung war die Unabhängigkeit der sowjetischen Kriegswirtschaft auch in den Tagen schwerster Belastung sichergestellt.