Home
Impressum
Lehrbuch
Buch
Dokumente
  Wosnessenski
    Index
    Kapitel 1
    Kapitel 2
    Kapitel 3
    Kapitel 4
    Kapitel 5
    Kapitel 6
    Kapitel 7
    Kapitel 8
    Kapitel 9
    Kapitel 10
    Kapitel 11
    Kapitel 12
    Kapitel 13
    Kapitel 14
    Kapitel 15
    Kapitel 16
    Kapitel 17
    Anmerkungen

Die Umstellung der Volkswirtschaft

Das Programm der durch den Krieg bedingten Umstellung der sowjetischen Volkswirtschaft ist in den Reden Stalins in erschöpfender Form enthalten, vor allem in seinem Rundfunkaufruf an das Volk vom 3. Juli 1941 und in seinem Bericht zum 24. Jahrestag der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution am 6. November 1941.

Zur Umstellung der sowjetischen Volkswirtschaft, die vom Staatlichen Verteidigungskomitee unter dem Vorsitz von Stalin durchgeführt wurde, sind folgenden Maßnahmen getroffen worden:

1. Die Mobilisierung der Produktionskapazitäten der sozialistischen Industrie sowie der Arbeiter, Ingenieure und Techniker für die Erfordernisse des Vaterländischen Krieges. Die Industriebetriebe wurden auf Kriegsproduktion umgestellt. Die Kriegsindustrie wurde durch die Einbeziehung von Betrieben der übrigen Wirtschaftszweige verstärkt. Eine Reihe ziviler Produktionszweige wurde zwecks Freimachung von Produktionskapazitäten, Arbeitskräften und Materialien zugunsten der Kriegswirtschaft stillgelegt. Eine grundsätzliche Wandlung erfuhr das Warensortiment in der Industrieproduktion. Es stieg der Anteil an hochwertigem Walzgut in der Metallerzeugung sowie des Fliegerbenzins in der Erdölproduktion und spezieller Erzeugnisse der chemischen Industrie. Desgleichen erhöhte sich der auf die Armee entfallende Anteil an Verpflegung und Sachausrüstung in der Produktion der Leicht- und Lebensmittelindustrie. Die Neuverteilung der Rohstoffe und Materialien erfolgte zugunsten der Kriegsindustrie. Die Verteilung und Normung des Verbrauchs von Metallen, Brennstoffen, Kraftstrom und sonstigen Hilfs- und Rohstoffen wurde streng zentralisiert. Die Arbeiter, Ingenieure und Techniker wurden zusammen mit den Ausrüstungen in die östlichen Gebiete des Landes überführt. Der Aufbau neuer Produktionskapazitäten im Osten wurde mit allen Mitteln beschleunigt. Die Vervollkommnung des Produktionsprozesses entwickelte sich auf breiter Basis: eingeführt wurde insbesondere die Produktion von Spezialstählen in Martinöfen, das Walzen von Panzerplatten in Blockwalzwerken, die Erzeugung von Phosphoreisen und Ferrochrom in Hochöfen. Eine allseitige Entwicklung erfuhr auch die Fließbandproduktion im Maschinenbau.

2. Die Mobilisierung der materiellen Hilfsquellen in der Landwirtschaft und der Arbeit der Kolchosbauern zur Sicherstellung des Bedarfs der Roten Armee und der die Front mit Kriegsmaterial versorgenden Städte. Das Vieh sowie die landwirtschaftlichen Maschinen und Traktoren wurden aus den von den Deutschen besetzten und frontnahen Gebieten in das östliche Hinterland überführt. Die Anbauflächen für Kartoffeln, Getreide und Gemüse im Osten, vor allem im Ural, an der Wolga und in Westsibirien wurden erweitert. Der Anbau gewerblicher Nutzpflanzen wurde in die Ostgebiete verlegt. Die Arbeitsdisziplin in den Kolchosen wurde gefestigt, insbesondere wurde die von den Kolchosarbeitern zu leistenden Mindestarbeitseinheit erhöht. Die Normen für die Fleisch- und Wollablieferungen wurden heraufgesetzt, und eine zusätzliche Getreide- und Fleischlieferung für den Fonds der Sowjetarmee wurde eingeführt. Den Industriebetrieben wurden Hilfswirtschaften angeschlossen. Der individuelle Garten- und Gemüsebau der Arbeiter und Angestellten wurde mit allen Mitteln gefördert.

3. Die Mobilisierung des Transportwesens und seine Umstellung auf die Bedürfnisse des Krieges. Es wurde ein Transportplan eingeführt, der die vordringlichste und schnellste Beförderung von Militärtransporten garantierte. Der Personenverkehr wurde eingeschränkt. Das Volumen der zentral gelenkten Frachtgutbeförderung wurde erhöht. Die Leistungsfähigkeit der Eisenbahnen im Ural und der wichtigsten Eisenbahnknotenpunkte (Tscheljabinsk, Swerdlowsk, Tagil, Nowosibirsk und Kirow) wurde gesteigert. Der Bau einer Reihe von Eisenbahnen längs der Wolga sowie in den östlichen und nördlichen Gebieten des Landes wurde durchgeführt. Es wurde die Eisenbahnlinie von Workuta gebaut. Eine neue Bahnlinie vom Transkaukasus nach Astrachan wurde errichtet. Der Bahn- und Wassertransport wurde dem militärischen Kommando unterstellt. Im Transportwesen wurde die militärische Disziplinarordnung eingeführt.

4. Die Mobilisierung der Bauarbeiter und Baumaschinen zur Errichtung von Rüstungswerken und der damit verbundenen Betriebe. Die Kapitalinvestitionen wurden auf den Bau von Werken der Kriegs- und Eisenhüttenindustrie, auf den Bau von Elektrizitätswerken, auf Werke der Brennstoffindustrie, des Bahntransportes und vor allem auf die Wiederherstellung der ins Hinterland verlagerten Betriebe konzentriert. Die Baunormen wurden den Bedingungen der Kriegszeit entsprechend revidiert. In einer Reihe von Fällen wurden provisorische Anlagen errichtet, die für eine relativ kurze Zeit berechnet waren. Die Baufristen wurden verkürzt und die noch nicht vollendeten Bauvorhaben reduziert.

5. Die Mobilisierung der Arbeitskräfte, eine fachliche Umschulung der Arbeiter innerhalb der Industrie und die Ausbildung neuer Facharbeiter als Ersatz für die zum Heeresdienst einberufenen. Die Arbeiter der Rüstungsbetriebe und der mit ihnen verbundenen Industrien wurden auf Kriegsdauer mobilisiert. In den Betrieben wurden obligatorische Überstunden eingeführt. Die nichtberufstätige Bevölkerung wurde zu Arbeiten herangezogen. Die Schüler der Fabrik- und Werkschulen sowie der Gewerbe- und Eisenbahnerschulen wurden massenweise vorfristig ausgebildet. Die Ausbildung neuer Facharbeiter wurde unmittelbar innerhalb der Produktion organisiert. Das Netz der Hochschulen und technischen Lehranstalten wurde für die Ausbildung der technischen Fachkräfte aufrechterhalten.

6. Die Mobilisierung der Nahrungsmittelreserven des Landes zur störungsfreien Versorgung der Städte. Der staatliche Einzelhandel wurde umgestellt. Ferner wurde eine genormte Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln und Industrieerzeugnissen (Kartensystem) eingeführt. In der Industrie sowie im Transportwesen wurden spezielle Abteilungen für die Versorgung der Arbeiterschaft eingerichtet. Die festen, verhältnismäßig niedrigen staatlichen Preise für die dringlichsten Verbrauchsartikel wurden beibehalten. Eine Vorzugsversorgung der Arbeiter, Techniker und Ingenieure in den wichtigsten Industriezweigen wurde eingeführt.

7. Die Mobilisierung der Mittel der Bevölkerung und der Wirtschaftsreserven zur Finanzierung des Vaterländischen Krieges. Der Anteil der Kriegsausgaben im Staatshaushalt wurde erhöht. Die Geldemission wurde als zusätzliche Quelle zur Finanzierung der Kriegswirtschaft hinzugezogen.

8. Die Umstellung des Staatsapparates zur Sicherung der Mobilisierung aller Kräfte für die Bedürfnisse des Vaterländischen Krieges. Neue Volkskommissariate für die Kriegsproduktion, wie das Volkskommissariat für die Panzerindustrie und das Volkskommissariat für Granatwerferausrüstungen wurden geschafften. Zur Erfüllung der Kriegsaufträge wurde ein leistungsfähiger Kontrollapparat des Staatlichen Verteidigungskomitees organisiert. Das Planungs- und das Versorgungssystem der Kriegswirtschaft wurden umgestellt.

Die kriegsbedingte Umstellung der sowjetischen Wirtschaft wurde unter der Leitung Stalins, des Organisators unserer Siege, im Verlaufe des zweiten Halbjahres 1941 und des ersten Halbjahres 1942 durchgeführt. Die von der Partei Lenins und Stalins in der Zeit des friedlichen Aufbaus geschaffenen und herangebildeten wirtschaftlichen und politischen Kräfte sicherten die für den Sieg notwendige Umstellung der Wirtschaft. Das Sowjetvolk, dessen heroische Arbeit unserer Armee geweiht war, verfügte über Organisatoren und Führer, die dem Volke und der Partei bis zum Letzten ergeben waren.

Die Umstellung der sowjetischen Wirtschaft auf die Bedürfnisse des Krieges fand ihren Ausdruck in den Plänen der Kriegswirtschaft. Eine Woche nach Ausbruch des Vaterländischen Krieges nahm die Sowjetregierung den ersten Plan der Kriegszeit, den „volkswirtschaftlichen Mobilisierungsplan“ für das III. Quartal des Jahres 1941, an. Dieser Plan stellte einen der ersten Versuche dar, die sowjetische Wirtschaft umzuschalten; er löste den Plan für die Entwicklung der Volkswirtschaft des III. Quartals 1941 ab, der für eine relativ friedliche Periode berechnet und von der Regierung vor Kriegsbeginn angenommen worden war.

In dem genannten Mobilmachungsplan für das III. Quartal 1941 war das Programm für die Kriegsproduktion im Vergleich zum ursprünglichen Friedensplan um 26% erhöht. Die Kapitalinvestitionen mußten im Zusammenhang mit der notwendigen Neuverteilung der Metalle zugunsten der Kriegsproduktion verringert werden. Eine Liste von vordringlichen Bauten, zu denen Rüstungsbetriebe, Elektrizitätswerke, Werke der Brennstoff-, Eisenhütten- und der chemischen Industrie sowie der Bau von Eisenbahnen gehörten, wurde bestätigt. Der Plan sah eine Konzentrierung der Kapitalinvestitionen und der materiellen Reserven auf den Bau von Rüstungsbetrieben an der Wolga, im Ural und in Westsibirien vor. Der Eisenbahngüterverkehr konnte im Vorkriegsrahmen nur für Kohle, Erdölprodukte, Metalle und Getreide aufrechterhalten werden, da infolge der gesteigerten Kriegstransporte die Planerfüllung für andere Wirtschaftsgüter nicht mehr möglich war. Durch die Verringerung des Warenbestandes zugunsten der Sowjetarmee wurde der Plan für den Einzelhandelsumsatz um 12% reduziert. Von den 22 000 Metallschneidebänken der im Quartalsplan vorgesehenen Inlandsproduktion wurden etwa 14 000 den Betrieben der Ministerien für Munition, Bewaffnung und Flugzeugbau zugewiesen. Der Mobilmachungsplan für das III. Quartal 1941 stellte die Volkswirtschaft in den Dienst des Großen Vaterländischen Krieges. Die Erfahrung zeigte aber, daß diese Umstellung noch nicht genügte. Die Bedürfnisse des Krieges durchdrangen die Wirtschaft in immer entscheidenderem und umfassenderem Maße.

Am 16. August 1941 nahm die Sowjetregierung einen im Auftrag des Genossen Stalin ausgearbeiteten „Kriegswirtschaftsplan“ für das IV. Quartal 1941 und für das Jahr 1942 an, der sich auf die Gebiete der Wolga, des Urals, Westsibiriens, Kasachstans und Mittelasiens erstreckte. Dieser Plan berücksichtigte die Verlegung der Industrie nach Osten und die Forcierung der für die Bedürfnisse des Vaterländischen Krieges notwendigen Kriegsproduktion in diesen Gebieten. Der Kriegswirtschaftsplan für die östlichen Gebiete und das Hinterland der Sowjetunion sah die Organisation und Steigerung der Produktion von Infanterie- und Artillerieausrüstungen vor, von Flug- und Panzerabwehrgeschützen, von Regiments-, Divisions- und Panzerartillerie, Granatwerfern, schwerer Artillerie, Gewehren, Maschinenpistolen, Panzer- und Infanterie-MGs und –kanonen. Der Plan enthielt ein Programm für die Verteilung der Aufträge und die Produktion von Patronen, Sprengstoffen und Munition aller Art in den östlichen Gebieten der Sowjetunion. Die Organisierung neuer Basen im Osten sowie die Weiterentwicklung der vorhandenen Betriebe zur Herstellung von Flugmotoren und Flugzeugen, darunter von Schlacht-, Jagd- und Bombenflugzeugen, waren vorgesehen. Ferner wurde die Schaffung neuer Produktionsbasen für die Erzeugung von Panzerplatten, schwerer und mittlerer Panzer sowie Artilleriezugmaschinen vorgesehen. Im Hinterland wurde außerdem der Bau von kleinen Kriegsschiffen (U-Boot-Jäger, Panzer- und Torpedoschnellboote) organisiert. Der Kriegswirtschaftsplan legte für die westlichen Gebiete ein Programm zur Steigerung der Produktion an Kohle, Erdöl, Flieger- und Autobenzin, Roheisen, Stahl, Walzgut, Kupfer, Aluminium, rauchender Schwefelsäure, Ammonsalpeter, konzentrierter Schwefelsäure und Toluol fest.

Um die schnellste Entwicklung und die materielle Sicherung der Kriegsindustrie in den Gebieten der Wolga, des Urals, Westsibiriens, Kasachstans und Mittelasiens zu gewährleisten, sah der Kriegswirtschaftsplan die Überführung von Hunderten von Industriebetrieben der Maschinenbau-, Munitions-, Waffen-, Panzer- und Flugzeugindustrie in die östlichen Gebiete vor, wobei den genannten Industriezweigen die Gebäude und Betriebseinrichtungen anderer Wirtschaftszweige zur Verfügung gestellt wurden. Für das IV. Quartal 1941 und für das Jahr 1942 wurde ein Plan für die Inbetriebnahme von Elektrizitätswerken mit einer Kapazität von 1,386 Mill. kW und ein Plan für die Verlegung von Kesseleinrichtungen und Turbinen in die östlichen Gebiete der Sowjetunion bestätigt. Für den gleichen Zeitraum wurde ein Plan angenommen, der hier die Inbetriebnahme von 5 neuen Hochöfen, 27 Martinöfen, 1 Walzstraße, 5 Koksbatterien und 59 Steinkohlenschächten vorsah sowie eine Liste von vordringlichen, für die Landesverteidigung notwendigen Bauten, die für das Jahr 1942 eine Kapitalinvestition in Höhe von 16 Mrd. Rubel erforderlich machten.

Um die Leistungsfähigkeit der Eisenbahnen zu steigern und den Güterumschlag in den Gebieten der Wolga, des Urals, Westsibiriens, Kasachstans und Mittelasiens sicherzustellen, sah der Kriegswirtschaftsplan den Umbau und die Erweiterung der hauptsächlichsten Eisenbahnknotenpunkte, -stationen und -linien vor. Unter Berücksichtigung der Umgruppierung der Produktivkräfte stellte der Kriegswirtschaftsplan dem Verkehrswesen die Aufgabe, die Leistungsfähigkeit der Bahnen im Osten schnell zu entwickeln.

Um den Bedürfnissen der Kriegswirtschaft gerecht zu werden, stellte der Plan eine Erhöhung der staatlichen Reserven in den Gebieten der Wolga, des Urals, Westsibiriens, Kasachstans und Mittelasiens sicher, darunter vor allem der Reserven an Brennstoffen, Erdölprodukten, Metallen, Lebensmitteln und Industrieerzeugnissen. Die Reservebildung wurde auf Kosten der laufenden Produktion sowie durch die Verlegung der Reserven aus den westlichen Gebieten der Sowjetunion ermöglicht.

Der Kriegswirtschaftsplan war von großer organisatorischer Bedeutung im Hinblick auf die Verlegung der Produktivkräfte in den Osten sowie im Zusammenhang mit dem Wiederaufbau und der Entwicklung der Produktion, insbesondere der Kriegsproduktion in den östlichen Etappengebieten der UdSSR. Die evakuierten Betriebe wurden in organisierter Form in die dortigen Gebäude und Werke eingegliedert, so daß sich ihre Wiedererrichtung am neuen Standort erheblich beschleunigte. Auf Grund dessen wurde die Aufnahme und Produktion von Kriegsmaterial in den östlichen Gebieten der Sowjetunion im Jahr 1942 nicht nur erfüllt, sondern in einer Reihe von Fällen sogar übererfüllt.

Das erste Halbjahr des Vaterländischen Krieges (die letzten sechs Monate des Jahres 1941) erhält durch die gewaltige, vom Stalinschen Staatlichen Verteidigungskomitee geleitete Verlegung der Produktivkräfte nach dem Osten sein Gepräge. Millionen Menschen waren unterwegs, Hunderte von Betrieben, Zehntausende von Werkbänken, Walzwerken, Pressen, Hämmern, Turbinen und Motoren wurden verlagert. Im Verlaufe von etwa drei Monaten des Jahres 1941 wurden über 1360 Großbetriebe, vor allem Rüstungsbetriebe, in die östlichen Gebiete der Sowjetunion verlegt; hierbei entfielen auf den Ural 455 Betriebe, auf Westsibirien 210, auf Mittelasien und Kasachstan 250 Betriebe. Der Umfang der Kapitalinvestitionen stieg im Ural, in Sibirien, Kasachstan und Mittelasien trotz der kriegsbedingten Schwierigkeiten von 3,1 Mrd. Rubel im ersten Friedenshalbjahr auf 5,1 Mrd. Rubel im zweiten Kriegshalbjahr des Jahres 1941.

Die letzten zwei Monate des Jahres 1941 waren die schwersten und kritischsten in der ganzen Geschichte der Kriegswirtschaft, insbesondere auf dem Sektor der Industrie. In diesem Zeitabschnitt hatten die nach dem Osten verlagerten Betriebe ihren Produktionsausstoß am alten Standort bereits eingestellt, waren aber am neuen Standort noch nicht einsatzbereit. In diese Zeit fielen auch die außerordentlich schweren Verluste, die der sowjetischen Wirtschaft insbesondere infolge der zeitweiligen Besetzung einer Reihe von Gebieten durch Hitlerdeutschland beigebracht wurden.

Auf dem bis November 1941 besetzten Gebiet der Sowjetunion lebten vor dem Kriege etwa 40% der Gesamtbevölkerung unseres Landes. Auf dieses Gebiet entfielen in der Vorkriegszeit 63% der gesamten Kohlenförderung, 68% der Roheisenerzeugung, 58% der Stahlerzeugung und 60% der Aluminiumerzeugung. Auf dieses Gebiet entfielen in der Vorkriegszeit ferner 38% der Getreideerzeugung, 84% der Zuckerproduktion, 38% des gesamten Rinderbestandes und 60% des Schweinebestandes. Das in diesem Gebiet verlorene Eisenbahnnetz umfasste 41% der Gesamtschienenlänge der UdSSR.

Die ganze Tragweite dieser Verluste, die die Sowjetunion gegen Ende des Jahres 1941 erlitten hatte, läßt sich in bezug auf die Kriegsproduktion allein schon daran ermessen, daß in der Zeit von August bis November 1941 infolge der Okkupation und der Evakuierung der Industrie aus den frontnahen Gebieten 303 Munitionswerke außer Betrieb waren. Der Monatsausstoß der genannten Betriebe betrug 8,4 Mill. Geschosskörper, 2,7 Mill. Minen, 2 Mill. Fliegerbomben, 7,9 Mill. Sprengkörper, 5,4 Mill. Zünder, 5,1 Mill. Granathülsen, 2,5 Mill. Handgranaten, 7800 t Schießpulver, 3000 t Trotyl und 16 100 t Ammonsalpeter.

Infolge der Kriegsverluste und der Evakuierung Hunderter von Betrieben sank die industrielle Produktion der Sowjetunion vom Juni bis November 1941 um das 2,1fache. Im November und Dezember des Jahres 1941 konnte der sowjetischen Wirtschaft nicht eine Tonne Kohle aus dem Donez- und dem Moskauer Becken zugeführt werden. Die Produktion von Eisenwalzgut, die Grundlage der Kriegsindustrie schlechthin, sank im Dezember 1941 gegenüber dem Monat Juni des gleichen Jahres um das 3,1fache, die für die Kriegsindustrie unentbehrliche Produktion an Buntmetallwalzgut betrug im gleichen Zeitraum nur mehr den 430. Teil, die Kugellagererzeugung, ohne die weder Flugzeuge noch Panzer noch Kanonen hergestellt werden können, sank um das 21fache. Nur der unbeugsame Wille unseres Führers und Lehrers Stalin ermöglichte es den Völkern der Sowjetunion, in dieser Situation durchzuhalten, um sodann zum Angriff überzugehen und den Endsieg zu erringen.

Durch den äußersten Einsatz der KPdSU(B), der Sowjetregierung, der Arbeiterklasse und dank der einzigartigen Meisterschaft Stalins gelang es der Kriegsindustrie bereits in der ersten Hälfte des Jahres 1942, die verlorenen Kapazitäten nicht nur wiederherzustellen, sondern sogar bedeutend zu erweitern. Im Dezember 1941 hörte das Absinken der Industrieproduktion auf, und im März 1942 setzte ein rascher Anstieg ein, wobei der Ausstoß an Kriegsmaterial im März 1942 allein in den östlichen Gebieten des Landes ein Produktionsniveau erreichte, das zu Beginn des Vaterländischen Krieges auf dem Gesamtgebiet der Sowjetunion gegeben war.

Im November 1941, als in den Augen der Welt die Tage des Sowjetstaates „gezählt“ waren, machte der Leiter unserer Kriegswirtschaft, Genosse Stalin, den Vorschlag, einen großen Plan für den Aufbau neuer Kapazitäten der Eisenhüttenindustrie im Ural und in Sibirien als Basis der Kriegsproduktion auszuarbeiten und anzunehmen. Ein derartiges Einzelgeschehen in der Stalinschen Leitung genügt allein schon, um die große Ausdauer und das Vertrauen auf den Endsieg zu beleuchten, einen Sieg, zu dem ein Stalinscher Wille und ein heroischer Arbeitseinsatz der Werktätigen erforderlich waren.

Wir fassen zusammen: Der sozialistische Charakter der sowjetischen Wirtschaft und das daraus entspringende Prinzip der Planung sicherten somit den schnellen Übergang von der Friedens- zur Kriegswirtschaft der Sowjetunion. Die Verlagerung der Produktivkräfte aus den Front- und frontnahen Gebieten in das östliche Hinterland der Sowjetunion entzog die Produktionsbetriebe dem Zugriff der deutschen Okkupanten und gab unter der Leitung der Partei Lenins und Stalins die Gewähr für die ständige Festigung und Entwicklung der sowjetischen Kriegswirtschaft.