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Einleitung

Der Große Vaterländische Krieg von 1941 bis 1945 hat die Volkswirtschaft der Sowjetunion von Grund auf verändert, die sowjetische Wirtschaft im Interesse des siegreichen Krieges umgestaltet und die für die Kriegszeit typischen Gesetzmäßigkeiten geschaffen. In der Geschichte der UdSSR stellt dieser Vorgang eine besondere Periode der sozialistischen Wirtschaft dar – die Periode der Kriegswirtschaft. Ihr entspricht auch ein besonderes Kapitel in der politischen Ökonomie des Sozialismus – die politische Ökonomie des Vaterländischen Krieges. Im Großen Vaterländischen Krieg trat mit aller Deutlichkeit die Einheit der nationalen Interessen der in der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken zusammengeschlossenen Völker in Erscheinung: Sozialismus gegen Faschismus, das sowjetische Volk gegen das vom Nazismus beherrschte deutsche Volk. Der Krieg gegen das faschistische Deutschland wurde zu einem heiligen Krieg aller Völker der Sowjetunion, zu einem Krieg um die nationale Existenz, um die Heimat und den Sozialismus.

Die von der ganzen Welt bewunderte erhabene Einigkeit der Völker der Sowjetunion erwuchs auf der Grundlage der siegreichen sozialistischen Produktionsweise und der Beseitigung der Ausbeutung. Schon lange vor Ausbruch des Vaterländischen Krieges wurde die Sowjetgesellschaft in ihrem tiefsten Innern von den Wurzeln parasitärer Klassen und Gruppen befreit und damit das starke Fundament der geistigen und politischen Einheit des Sowjetvolkes geschaffen.

Das faschistische Deutschland beschritt den Weg des Raubkriegs, um seine imperialistischen Ziele zu verwirklichen, um fremde Gebiete und Staaten zu erobern, um das Land des Sozialismus zu vernichten und die freiheitsliebenden Völker zu Sklaven der „Herren“ des deutschen Imperialismus zu machen. Es ist daher nicht verwunderlich, daß in diesem Kriege gegen den deutschen Imperialismus die nationalen Interessen aller Völker der Sowjetunion auf einer Ebene lagen.

Der zweite Weltkrieg entstand „als das unvermeidliche Ergebnis der Entwicklung der wirtschaftlichen und politischen Kräfte in der Welt auf der Basis des modernen Monopolkapitalismus“ (Stalin), als Folge der zweiten kapitalistischen Weltwirtschaftskrise. Die führenden faschistischen Staaten – Deutschland, Japan und Italien – versuchten im Interesse einer Gruppe des Monopolkapitals die Situation, die sich innerhalb des Systems der kapitalistischen Welt herausgebildet hatte, mit Waffengewalt zu ihren Gunsten zu ändern.

Der zweite Weltkrieg zwischen dem Block der bürgerlich-demokratischen Staaten und dem faschistischen Staatenblock fiel historisch mit dem Vaterländischen Kriege der Sowjetunion gegen Hitlerdeutschland zusammen, das wortbrüchig unsere Heimat überfallen hatte. Im Brande des Krieges bildete sich die antifaschistische Koalition, bestehend aus der Sowjetunion, den USA und Großbritannien, um die Armeen der faschistischen Staaten zu zerschlagen.

Innerhalb dieser Koalition herrschten verschiedene Auffassungen über die Kriegsziele. Die Sowjetunion sah die Hauptaufgabe des Krieges in der Zerschlagung des deutschen und des japanischen Imperialismus, in der Vernichtung des Faschismus sowie in der Wiederherstellung und Entwicklung einer demokratischen Ordnung in Europa. Für die USA und England bestand das Hauptziel des Krieges in der Beseitigung der deutschen und der japanischen Konkurrenz auf den Weltmärkten und in der Festigung der amerikanischen monopolkapitalistischen Vorherrschaft. Trotzdem standen die Alliierten im Krieg gegen Deutschland und Japan im gleichen Lager und bildeten eine Koalition.

Der zweite Weltkrieg brachte die zwischen den kapitalistischen Ländern bestehenden Widersprüche, die Gegensätze zwischen dem Block der bürgerlich-demokratischen Staaten einerseits und dem faschistischen Staatenblock andererseits in scharfer Weise zum Ausdruck. Diese Widersprüche erwiesen sich als eine besondere Reserve für den sozialistischen Staat. Ihre Auswertung bei der Zerschlagung Hitlerdeutschlands und sodann bei der Niederringung des japanischen Imperialismus ist ein gewaltiger Erfolg der sowjetischen Außenpolitik.

Der Große Vaterländische Krieg war die historische Prüfung sowohl für den deutschen Imperialismus mit seiner faschistischen Organisation als auch für den Sozialismus in Gestalt der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken. In grausamen und blutigen Kämpfen wurde die Lebensfähigkeit des Sozialismus und des Faschismus erprobt – eine Prüfung, die mit dem politischen, militärischen und wirtschaftlichen Sieg des sozialistischen Staates abgeschlossen wurde.

Lenin und Stalin haben unsere sozialistische Heimat mehr als einmal auf die Unvermeidlichkeit historischer Kämpfe zwischen Imperialismus und Sozialismus aufmerksam gemacht und die Völker der UdSSR auf diese Kämpfe vorbereitet. Lenin und Stalin haben dargelegt, daß die Kriege der über das eigene Bürgertum siegreichen Arbeiterklasse im Interesse ihrer sozialistischen Heimat, im Interesse der Festigung und Entwicklung des Sozialismus geführt werden und daher gerechte und heilige Kriege sind.

Stalin, der große Kampfgefährte und Nachfolger Lenins, lehrte, daß es Pflicht eines jeden Revolutionärs ist, die Sowjetunion, den ersten sozialistischen Staat der Welt, zu verteidigen und zu schützen. Nur derjenige ist Internationalist, der bedingungslos für die Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken einsteht, weil man die Fragen der internationalen, revolutionären Arbeiterbewegung nicht entscheiden kann, ohne die Sowjetunion zu verteidigen.

Lenin lehrte uns, daß das Schicksal aller Revolutionen bisher durch eine lange Reihe von Kriegen entschieden wurde, daß wir mit der Periode des Bürgerkrieges erst eine Kriegsserie beendet haben und auf eine zweite vorbereitet sein müssen. Das langdauernde Nebeneinanderbestehen der Sowjetunion und der aggressiven, imperialistischen Staaten ist mit schweren Konflikten verknüpft. Solange die kapitalistische Einkreisung andauert, bleibt auch die Gefahr bestehen, daß das Land des Sozialismus von den imperialistischen Staaten überfallen wird.

Der Krieg gegen die UdSSR wurde im Jahre 1941 von Hitlerdeutschland begonnen, dessen räuberischer Imperialismus am stärksten ausgeprägt war. Schon in den ersten Tagen des Vaterländischen Krieges verkündete Stalin den Völkern der Sowjetunion das Programm des heiligen Befreiungskrieges gegen den deutschen Imperialismus. Genosse Stalin sagte: „Die Deutschen führen heute einen Raubkrieg, einen ungerechten Krieg, der auf die Eroberung fremden Gebiets und die Unterwerfung fremder Völker abzielt. Darum müssen sich alle ehrlichen Menschen gegen die deutschen Eindringlinge als gegen ihre Feinde erheben.

Zum Unterschied von Hitlerdeutschland führen die Sowjetunion und ihre Bundesgenossen einen Befreiungskrieg, einen gerechten Krieg, der auf die Befreiung der unterjochten Völker Europas und der Sowjetunion von der Hitlertyrannei abzielt. Darum müssen alle ehrlichen Menschen die Armeen der Sowjetunion, Großbritanniens und der anderen Verbündeten als Befreiungsarmeen unterstützen.“[1] Stalin rief die Armee und die Völker der Sowjetunion auf, die militärische Macht der deutschen Eindringlinge zu zerschlagen, die deutschen Okkupanten, die in unsere Heimat eingedrungen waren, niederzuwerfen, die sowjetische Erde und ihre Völker vom deutschen Joch zu befreien und sodann die faschistische Bestie in ihrem eigenen Lande zu erledigen.

Geleitet von den Weisungen Stalins kämpften die Armee und das bewaffnete Volk der Sowjetunion, an der Spitze die Partei der Bolschewiki, mit größter Tapferkeit und Ausdauer um jeden Fußbreit unseres Landes, unserer Städte und Dörfer.

Bei dem erzwungenen Rückzug von Teilen unserer Armee während des ersten Abschnitts des Vaterländischen Krieges wurden das rollende Material sowie die Betriebseinrichtungen von den Eisenbahnern, Arbeitern, Ingenieuren und Technikern nach Osten gebracht. Die Kolchosbauern retteten Vieh und Brotgetreide ins Hinterland.

In den vom Feind besetzten Gebieten der UdSSR bildeten sich während des Vaterländischen Krieges Partisanenabteilungen und Störtrupps zum Kampf gegen die feindlichen Truppenteile. Überall entbrannte der Partisanenkrieg, der die deutschen Eindringlinge und ihre Helfershelfer in eine unerträgliche Lage versetzte. Diese Ruhmestat des Sowjetvolkes in den von Hitlerdeutschland besetzten Gebieten wird für Jahrhunderte ein Denkmal der Tapferkeit, des Heldentums und der Treue zur Heimat bleiben.

Front und Hinterland wurden während des Vaterländischen Krieges zu einer unerschütterlichen Einheit zusammengeschweißt, in der sich das Bündnis der Arbeiter und Bauern und die Freundschaft der im sowjetischen Vielnationalitätenstaat vereinten Völker noch mehr festigten. Genosse Stalin sagte, daß jeder andere Staat angesichts solcher Verluste, wie sie unsere Heimat erlitt, die Prüfung nicht überstanden und einen Zusammenbruch erlebt hätte. Die sowjetische Gesellschaftsordnung bewies ihre große Festigkeit, die auf der Leitung der kampferprobten Partei Lenins und Stalins, auf dem Sieg des Sozialismus, auf dem Bündnis der Arbeiter und Bauern und auf der Einheit der Völker der Sowjetunion beruht.

Die Arbeiterklasse, die Kolchosbauern und die sowjetische Intelligenz ertrugen die durch den Krieg hervorgerufenen Entbehrungen in standhafter und mutiger Weise; sie schufen durch ihren heroischen Arbeitseinsatz während des Vaterländischen Krieges eine zuverlässige Kriegswirtschaft und versorgten Armee und Flotte mit erstklassigen Waffen, mit Verpflegung, Ausrüstung und Brennstoffen. Die Völker der Sowjetunion füllten die Reihen der Armee mit ihren besten Söhnen und Töchtern und vermehrten die Ehre und den Ruhm unserer Waffen. Vor der ganzen Welt hat sich das sowjetische Volk als ein heroisches und kämpferisches Volk erwiesen.

In den schwersten Tagen des Vaterländischen Krieges hat Genosse Stalin die Begeisterung unserer Völker und ihrer bewaffneten Kräfte für den Kampf und den Sieg entfacht. Diese Zähigkeit im Kampf gegen die Deutschen und das Wissen um den Sieg unserer gerechten Sache strahlten über das ganze Land aus, schmiedeten Volk und Armee zusammen und verwandelten die Sowjetunion in eine uneinnehmbare Festung.

Bei einem Vergleich der Lage unseres Landes zu Beginn des Vaterländischen Krieges mit der des Bürgerkrieges zeigte Genosse Stalin, daß unsere Situation ungleich besser ist als 23 Jahre zuvor. Die sozialistische Industrialisierung des Landes und die Kollektivierung der Landwirtschaft hatten unsere Heimat um ein Vielfaches an Industrieprodukten, Nahrungsmitteln und Rohstoffen bereichert. In der Zeit des Bürgerkrieges hatten sich 14 bürgerliche Staaten gegen uns vereint und bedrängten unser Land. Im Vaterländischen Krieg hingegen hatten wir Verbündete, die mit uns zusammen den Krieg gegen Hitler führten. Die UdSSR verfügt über eine mit der modernsten Kriegstechnik ausgerüstete Armee, die bereit ist, ihr Leben für die Freiheit und Unabhängigkeit unserer Heimat einzusetzen. Der heroische Kampf der Sowjetarmee und der Völker der Sowjetunion erweckt die Begeisterung, Sympathie und Hilfsbereitschaft aller freiheitsliebender Völker. Im Vaterländischen Kriege entstand die Stalinsche Taktik und Strategie, die unter Aufnahme der Erfahrungen von Kutusow und Suworow, bereichert durch moderne Kampfmittel, von der genialen Heerführung Stalins durchdrungen war. Das neue taktische Zusammenwirken von Feuerleitung und Truppenbewegung gab der sowjetischen Armee jene ungeheure Schlagkraft zur Vernichtung des Feindes. Für viele Generationen wird die Stalinsche Kriegswissenschaft stets eine Quelle der Weisheit, des Heldentums und der hohen Begeisterungsfähigkeit bleiben.

Die Geschichte der sowjetischen Kriegswirtschaft kennt eine Epoche, in der ein großer Teil der Kriegsindustrie nach dem Osten abwanderte. Zehntausende von Werkbänken, Stanzen, Pressen, Hämmern und Turbinen waren auf der Achse. Tausende von Arbeitern, Ingenieuren und Technikern waren auf dem Marsch nach Osten. Das war die Zeit der Verlagerung der Produktivkräfte in die östlichen Gebiete der Sowjetunion. Dank des heroischen Einsatzes der Arbeiterklasse sowie der technischen Intelligenz wurde die evakuierte Industrie unter der Leitung der Partei Lenins und Stalins wieder aufgerichtet. Im Ural, an der Wolga und in Sibirien entstand die gewaltige Produktionsbasis des Großen Vaterländischen Krieges.

Als Genosse Stalin das Fazit aus der Entwicklung der sowjetischen Kriegswirtschaft zog, erklärte er, daß „die selbstaufopfernde Arbeit der Sowjetmenschen im Hinterland neben dem heroischen Kampf der Roten Armee als eine beispiellose Heldentat im Kampf um die Verteidigung der Heimat in die Geschichte eingehen wird“. Nach Umstellung der Kriegswirtschaft, nach der Verlegung der Produktivkräfte und ihrem erneuten Aufbau im Osten verfügte der Sowjetstaat in der Epoche des Vaterländischen Krieges über eine wohlorganisierte und schnellwachsende Kriegswirtschaft.

Die führende und gestaltende Kraft in der Entwicklung der sowjetischen Kriegswirtschaft war, ebenso wie vorher in der Zeit des friedlichen Aufbaus, die Partei Lenins und Stalins. Der Partei der Bolschewiki gebühren die Ehre und der Ruhm dieses in der Geschichte der Menschheit einzig dastehenden Sieges. Die größte Zähigkeit, eine unübertroffene Meisterschaft in der Leitung der Kriegswirtschaft und ein titanischer Siegeswille gewährleisteten die Konzentration aller Kräfte der Sowjetvölker auf die Vernichtung des Feindes.

Wir fassen zusammen: Der Vaterländische Krieg begründete eine besondere Periode in der Entwicklung der sozialistischen Wirtschaft – die Periode der Kriegswirtschaft. Die sowjetische Kriegswirtschaft ist durch besondere ökonomische Gesetzmäßigkeiten auf dem Gebiete der Produktion und der Verteilung charakterisiert. Der Periode der sowjetischen Kriegswirtschaft kommt ein besonderes Kapitel in der Wissenschaft der politischen Ökonomie zu. Die Theorie der sozialistischen Kriegswirtschaft wurde durch die Werke unseres Führers – des Genossen Stalin – geschaffen.