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Die Organisation der Arbeit und der Arbeitslohn

Die für die sozialistische Gesellschaft der Sowjetunion charakteristischen Grundgesetze der sozialistischen Arbeitsorganisation und des Arbeitslohnes, die eine Ausbeutung des Menschen durch den Menschen ausschließen, behalten auch in der Periode der Kriegswirtschaft ihre Gültigkeit. Hierzu gehören:

  • 1. das Gesetz der Verteilung der Produkte entsprechend der Leistung, in Abhängigkeit von der Quantität und Qualität der von den Arbeitern in den staatlichen Betrieben oder von den Bauern in den Kolchosen geleisteten Arbeit;
  • 2. folglich der Grundsatz „Gleiche Arbeit – gleicher Lohn“, der die Arbeitszeit und die Qualität der Arbeit einschließt;
  • 3. der Unterschied in der Entlohnung der Arbeit in den staatlichen Betrieben und in den Kolchosen, der sich auf Grund der verschiedenen Formen des sozialistischen Eigentums ergibt;
  • 4. das Gesetz von der Erhöhung des Lebensstandards der Werktätigen, das Arbeitslosigkeit und Elend ausschließt, das Gesetz von der Erhöhung des Reallohnes in den staatlichen Betrieben und des Wertes der Arbeitseinheit in den Kolchosen;
  • 5. die Mechanisierung und Elektrifizierung der Arbeit in der Produktion bei gleichzeitigem Anwachsen der Arbeiterklasse und gleichzeitiger Erhöhung ihres kulturellen und technischen Niveaus;
  • 6. der sozialistische Wettbewerb, der durch das Prämiensystem entsprechend den Kennziffern für die Erfüllung und Übererfüllung des Planes gefördert wird.

Die konsequente Anwendung der Gesetze der sozialistischen Arbeitsorganisation ist eine mächtige Quelle für das Anwachsen der Produktion. Im Zusammenhang mit den Besonderheiten der Kriegswirtschaft in der Periode des Vaterländischen Krieges haben sich in der UdSSR wesentliche Veränderungen in der Arbeitsorganisation der Betriebe, in der Struktur des Arbeitslohnes und in der Bilanz der Arbeitskräfte sowohl in den Wirtschaftsgebieten des Landes als auch in den einzelnen Wirtschaftszweigen vollzogen.

Im Zusammenhang mit der Einberufung zur Armee und der zeitweiligen Besetzung einer Reihe von Industriegebieten durch die Deutschen hat sich die Anzahl der Arbeiter und Angestellten in der Gesamtwirtschaft der UdSSR im Jahre 1943 im Vergleich zu 1940 um 38% vermindert, obwohl der Prozentsatz der in der Industrie beschäftigten Arbeiter und Angestellten innerhalb der Gesamtzahl der in der Wirtschaft beschäftigten Arbeiter und Angestellten von 35% im Jahre 1940 auf 39% im Jahre 1943 gestiegen ist.

Diese allgemeinen Daten über die Anzahl der Arbeiter und Angestellten bekommen allerdings in den einzelnen Wirtschaftsgebieten der UdSSR ein völlig anderes Gesicht. Im Jahre 1943 hat sich die Anzahl der Arbeiter und Angestellten in der Wirtschaft der Gebiete des Nordens, Nordwestens, Zentrums, Nordkaukasus und Transkaukasiens im Vergleich zu 1940 verringert. In der gleichen Zeit ist die Anzahl der Arbeiter und Angestellten in der Wirtschaft der Uralgebiete im Jahre 1943 gegenüber 1940 um 36% gestiegen, dabei in der Industrie um 65%. In den Wolgagebieten stieg die Anzahl der Arbeiter und Angestellten in der Gesamtwirtschaft um 16%, hiervon in der Industrie um 65%; in Westsibirien hat sich die Anzahl der Arbeiter und Angestellten insgesamt um 23% und in der Industrie um 71% vergrößert; in Kasachstan und Mittelasien um 7% und in der Industrie um 54%.

Infolge der räumlichen Verteilung der Produktivkräfte hat sich der Anteil der Arbeiter und Angestellten in den östlichen Gebieten der UdSSR beträchtlich erhöht. Der Anteil der in der Industrie der Wolgagebiete beschäftigten Arbeiter und Angestellten erhöhte sich im Vergleich zur Gesamtzahl der Arbeiter und Angestellten der UdSSR von 3% im Jahre 1940 auf 7,5% im Jahre 1943. Der Anteil der in der Industrie des Ural beschäftigten Arbeiter und Angestellten erhöhte sich in der gleichen Zeit von 8,5 auf 20,5%. Der Anteil der in der Industrie Westsibiriens beschäftigten Arbeiter und Angestellten erhöhte sich von 4 auf 9%, und schließlich erhöhte sich der Anteil der in der Industrie von Kasachstan und Mittelasiens beschäftigten Arbeiter und Angestellten von 3,5% im Jahre 1940 auf 8% der Gesamtzahl der Arbeiter und Angestellten in der UdSSR im Jahre 1943.

Eine zusätzliche Quelle an Arbeitskräften für die Volkswirtschaft der UdSSR in der Periode der Kriegswirtschaft ergab sich durch die Mobilisierung der arbeitsfähigen, nicht mit gesellschaftlicher Arbeit in Stadt und Land beschäftigten Bevölkerung für den Einsatz in der Produktion. Diese Mobilisierung wurde im Einklang mit dem Erlaß des Präsidiums des Obersten Sowjets der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken durchgeführt, der bei Ausbruch des Vaterländischen Krieges angenommen worden war. Allein im Jahre 1943 hat die Mobilisierung der Arbeitsreserven innerhalb der Bevölkerung 7609000 Menschen ergeben, davon entfielen auf die Industrie und das Bauwesen 1320000, auf die Landwirtschaft 3830000 und auf die Holzwirtschaft 1295000.

Da ein beträchtlicher Teil der männlichen Bevölkerung in die Sowjetarmee einberufen wurde, hat sich in der Periode der Kriegswirtschaft der Prozentsatz an weiblichen Arbeitskräften im Produktionsprozeß beträchtlich erhöht; desgleichen hatte der Arbeitseinsatz der Jugendlichen eine Zunahme zu verzeichnen. Der Anteil an weiblichen Arbeitskräften innerhalb der Arbeiter und Angestellten hat sich in der sowjetischen Wirtschaft von 38% im Jahre 1940 auf 53% im Jahre 1942 erhöht, hierbei in der Industrie von 41 auf 52%, im Eisenbahnverkehr von 25 auf 36%, im Post- und Fernmeldewesen von 48 auf 67%, in der Kommunalwirtschaft von 42 auf 64%, im Handel von 37 auf 55% und im Bereich des öffentlichen Ernährungswesens von 67 auf 83%. Im Bildungswesen vergrößerte sich der Anteil der weiblichen Arbeitskräfte von 58 auf 73%, im Gesundheitsdienst von 76 auf 83% und im staatlichen Verwaltungsapparat von 35 auf 55%.

Der Anteil der Frauen stieg auch innerhalb der qualifizierten Industriearbeiter. Bei den Maschinisten für Dampfmaschinen erhöhte sich der Anteil der weiblichen Arbeitskräfte von 6% zu Beginn des Jahres 1941 auf 33% gegen Ende1942, beim Kompressorenpersonal von 27 auf 44% und bei den Heizern für Dampfkessel von 6 auf 27%. In der Berufsgruppe der Metalldreher stieg der Anteil an weiblichen Arbeitskräften in der gleichen Periode von 16 auf 33%, bei den Schweißern von 17 auf 31%, bei den Handformern von 12 auf 32%, bei den Maschinenformern von 29 auf 39%. Im Schlosserberuf stieg der Anteil der weiblichen Arbeitskräfte von 3,9 auf 12%, bei Schmieden und Stanzern von 11 auf 50% und bei den Elektromonteuren in den Elektrizitätswerken von 32 auf 50%. Der Anteil der weiblichen Kraftfahrzeugführer wuchs in der gleichen Zeit von 3,5 auf 19% und im Verladepersonal von 17 auf 40%.

Zur Erleichterung der Frauenarbeit in der Wirtschaft diente die Wiederherstellung und Entwicklung der Kindergärten, der Kinderheime und anderer Institutionen des Mutter- und Säuglingsschutzes. Auf dem nicht besetzten Gebiet der Sowjetunion erhöhte sich die Anzahl der in Kindergärten untergebrachten Kinder von 683000 im Jahre 1941 auf 1210000 im Jahre 1944; die Anzahl der in Säuglingsheimen untergebrachten Kinder erhöhte sich in der gleichen Zeit von 509000 auf 645000. Die Fürsorge der sowjetischen Regierung um die Kinder sicherte die Erhöhung des Lebensstandards der Arbeiterinnen und erleichterte den Einsatz der weiblichen Arbeitskräfte in der Produktion. Die Heranziehung der weiblichen Arbeitskräfte zum Produktionsprozeß wurde durch das in der Sowjetunion bestehende System der gleichen Bezahlung für die gleiche Arbeit besonders gefördert.

Als größten Erfolg der sowjetischen Kriegswirtschaft während des Vaterländischen Krieges muß das völlige Fehlen verwahrloster Kinder angesehen werden. Nach dem ersten Weltkrieg von 1914 bis 1917 erlebte Rußland in dieser Hinsicht eine wahre Tragödie. Lange Jahre vergingen, bis das junge Sowjetrußland die Wunden heilen konnte, die ihm durch den ersten Weltkrieg und den nachfolgenden Bürgerkrieg beigebracht worden waren. In der Periode des Vaterländischen Krieges von 1941 bis 1945 hat die Sowjetregierung eine Reihe von staatlichen Maßnahmen für die Erziehung der elternlosen Kinder durchgeführt. Es genügt hier, die Organisation der Suworow-Schulen, die Erweiterung der Gewerbeschulen wie auch die Organisation der Kinderkolonien zu erwähnen, in denen die Kinder bei voller staatlicher Versorgung untergebracht werden. Kinder, die die staatlichen Erziehungsanstalten absolviert haben, die herangewachsenen Jungens und Mädchen, reihen sich in den gesellschaftlichen Arbeitsprozeß ein.

Der Altersaufbau der Arbeiter und Angestellten hat sich in der Periode des Vaterländischen Krieges wesentlich verändert. Die Anzahl der Arbeiter und Angestellten in einem Alter bis zum 18. Lebensjahr betrug im Jahre 1939 im Vergleich zur Gesamtzahl der Arbeiter und Angestellten in der Industrie 6%, während sie im Jahre 1942 bis auf 15% anstieg. In der gleichen Zeit verringerte sich die Anzahl der Arbeiter und Angestellten in einem Lebensalter von 18 bis 49 Jahren von 85% im Jahre 1939 auf 73% im Jahre 1942. Der Anteil der Industriearbeiter und –angestellten in einem Alter von über 50 Jahren erhöhte sich von 9% im Jahre 1939 auf 12% im Jahre 1942.

Noch bedeutender waren die Veränderungen in der Struktur der arbeitsfähigen Landbevölkerung. Der Anteil der Frauen innerhalb der in der Landwirtschaft tätigen arbeitsfähigen Bevölkerung erhöhte sich von 52% zu Beginn des Jahres 1939 auf 71% zu Anfang des Jahres 1943. In der Periode des Vaterländischen Krieges hat der Anteil der Frauen und der Jugendlichen in der Industrie wie auch in der Landwirtschaft um ein Beträchtliches an Bedeutung zugenommen. Auf ihre Schultern entfiel ein großer Teil aller Lasten der Kriegszeit. Im Bereich der Landwirtschaft wie auch im Sektor der Industrie hat das System der gleichen Bezahlung für gleiche Arbeit die Einbeziehung der weiblichen Arbeitskräfte in den Produktionsprozeß beträchtlich erleichtert.

Trotz des Zustroms von neuen, wenig vorgebildeten Kräften in den Produktionsprozeß hat sich in der Periode der Kriegswirtschaft der UdSSR die sozialistische Arbeitsdisziplin allseitig gefestigt, und die Produktivität der Arbeit nahm zu. Der aufopfernde Arbeitseinsatz wurde zu einer allgemeinen Erscheinung in der Periode des Vaterländischen Krieges. In der Industrie stieg die Arbeitsproduktivität im Jahre 1942 um 19% und im Jahre 1943 um zusätzliche 7% im Vergleich zum vorhergehenden Jahr. Am schnellsten entwickelte sich die Arbeitsproduktivität im Maschinenbau und in der Kriegsindustrie, in diesen Zweigen stieg die Produktivität der Arbeit im Jahre 1942 um 31% und im Jahre 1943 um weitere 11% im Vergleich zum Stand des vorhergehenden Jahres.

Der zeitweilige Abfall der Arbeitsproduktivität während des Jahres 1942 im Verhältnis zum Vorkriegsniveau ergriff vor allem die Kohlen- und Erdölindustrie sowie die Textil-, die Leicht- und die Nahrungsmittelindustrie und die Holzwirtschaft. In den Betrieben der Textil-, Leicht- und Nahrungsmittelindustrie wurde der zeitweilige Rückgang der Arbeitsproduktivität in der Hauptsache durch das häufige Stilliegen von Betrieben infolge Unterbrechung in der Versorgung mit Elektroenergie, Heizmaterial und Rohstoffen hervorgerufen. In der Steinkohlen-, der Erz- und Erdölindustrie sowie der Holzwirtschaft wurde der zeitweilige Leistungsrückgang im Jahre 1942 durch die neuen, weniger an die physischen Anstrengungen in der Schwerindustrie gewöhnten Arbeiter verursacht, wobei gerade in der Brennstoffindustrie, im Bergbau und in der Holzindustrie die physische Kraft des Arbeiters auch weiterhin eine sehr beträchtliche Rolle spielt.

Das Ansteigen der Arbeitsproduktivität in der Periode der Kriegswirtschaft hatte seine Ursache sowohl in der Erhöhung der Produktionsleistung pro Arbeitszeiteinheit, vor allem vermittels der Rationalisierung des Produktionsprozesses, als auch in der Erhöhung der Arbeitszeit infolge Verminderung des Leerlaufes und der Arbeitsversäumnisse sowie auch in der Leistung von Überstunden. Auf diese Weise erhöhte sich die Zahl der Arbeitsstunden pro Arbeiter im Monatsdurchschnitt während der zwei Jahre der Kriegswirtschaft um 22%, außerdem stieg die Stundenleistung pro Arbeiter in der gleichen Zeit um 7%.

Das Anwachsen der Arbeitsproduktivität gewährleistete eine Senkung des Aufwandes an menschlicher Arbeitskraft pro erzeugte Einheit in erster Linie in der Produktion der Kriegsindustrie. Der Arbeitsaufwand in den Werken der Luftfahrtindustrie verringerte sich bei der Herstellung des Typs IL 4 von 20 Tausend Arbeitsstunden im Jahre 1941 auf 12,5 Tausend Arbeitsstunden im Jahre 1943. Der Arbeitsaufwand beim Flugzeugtyp IL 2 verringerte sich entsprechend von 9,5 Tausend auf 5,9 Tausend und für den Typ PE 2 von 25,3 Tausend auf 13,2 Tausend Arbeitsstunden. In den Geschützwerken wurde der Aufwand an menschlicher Arbeitskraft bei der Herstellung der 15,2-cm-Haubitzkanonen von 4,5 Tausend Arbeitsstunden im Jahre 1941 auf 2,4 Tausend Arbeitsstunden im Jahre 1943 reduziert. Der Arbeitsaufwand für die Herstellung der 7,6-cm-Regimentskanonen verringerte sich von 1,2 Tausend auf 0,8 Tausend Arbeitsstunden, und der Arbeitsaufwand je Divisionsgeschütz verminderte sich von 2,2 Tausend Arbeitsstunden im Jahre 1941 auf 0,6 Tausend Arbeitsstunden im Jahre 1944. Der Arbeitsaufwand in den Waffenbetrieben verringerte sich bei der Herstellung des großkalibrigen Maschinengewehrs von 642 auf 329 Arbeitsstunden, bei der Herstellung eines Gewehrs von 12 auf 9 Arbeitsstunden und bei der Herstellung von 1000 Stück TT-Patronenmunition von 13 auf 10,8 Arbeitsstunden. Der Aufwand an menschlicher Arbeitskraft in den Panzerwerken verminderte sich bei der Herstellung des Panzers T34 von 8 Tausend Arbeitstunden im Jahre 1941 auf 3,7 Tausend Arbeitsstunden im Jahre 1943 und für den Panzer KW von 14,6 Tausend auf 7,2 Tausend Arbeitsstunden.

Das Ansteigen der Arbeitsproduktivität in der Periode der Kriegswirtschaft wurde durch die massenweise Ausbildung neuer qualifizierter Arbeitskräfte ermöglicht. Die Heranbildung der Arbeitskräfte, eines der schwierigsten Probleme der Kriegswirtschaft, wurde vom Sowjetstaat mit Erfolg gelöst. Für die Vorbereitung der Kader in der Produktion durch ein System von Kursen und kurzfristigen Lehrgängen sowie auch durch Einzellehre wurden im Jahre 1941 2765000 Arbeiter mit allgemeiner Qualifikation, im Jahre 1942 3772000 Menschen und im Verlaufe des Jahres 1943 zusätzlich 5134000 Menschen ausgebildet. Darüber hinaus wurden in den Fabriken und Werkschulen sowie in den Gewerbe- und Eisenbahnerschulen im Jahre 1941 439000 Menschen, im Jahre 1942 zusätzliche 569000 und im Jahre 1943 weitere 598 000 qualifizierte Arbeiter herangebildet.

Das Anwachsen der Kriegswirtschaft, aber auch die Aufgaben, die mit dem Wiederaufbau der sowjetischen Wirtschaft in der Nachkriegszeit verbunden sind, haben das Problem einer verstärkten Ausbildung einer hochqualifizierten Intelligenz in den Vordergrund gerückt. Trotz der Schwierigkeiten während der Kriegszeit hat die sowjetische Regierung die Stipendien in den Hochschulen erhöht, ihre Anzahl vergrößert, die Ernährung der Studenten verbessert und einen beträchtlichen Teil von der Einberufung zur Armee befreit. Dies garantierte die Erhaltung und Vergrößerung der höheren Lehranstalten sowie der technischen Lehranstalten in der Periode des Vaterländischen Krieges. Während die Anzahl der im Herbst 1942 in den Hochschulen angenommenen Studenten auf 108000 zurückging, vergrößerte sie sich im Jahre 1943 auf 167000 Menschen. In den technischen Lehranstalten sank die Anzahl der im Herbst 1941 aufgenommenen Studenten auf 170000 Menschen, erhöhte sich jedoch im Jahre 1943 erneut auf 253000.

Die massenweise Zuführung neuausgebildeter Arbeitskräfte in den Produktionsprozeß und die Notwendigkeit einer schnellen Übernahme und Vergrößerung der Produktion von Kriegsmaterial machten eine Verbesserung der Arbeitsorganisation erforderlich. Diese Verbesserungen bestanden:

  • 1. in der konsequenten Durchführung des progressiven Stücklohnes und des Zeitlohnprämiensystems für die geleistete Arbeit;
  • 2. in der Entwicklung eines Prämienlohnsystems für das ingenieur-technische Personal bei Erfüllung und Übererfüllung der Produktionspläne;
  • 3. in einem zusätzlichen materiellen Anreiz für die Arbeiter, die sich bei der Erfüllung und Übererfüllung der Planaufgaben besonders auszeichneten.

Gestützt auf das System der materiellen Anreize erlangte der sozialistische Wettbewerb ein großes Ausmaß im Kampf um die Erfüllung der staatlichen Kriegswirtschaftspläne. Der Umfang der Prämien für das ingenieur-technische Personal und die Arbeiter ist beträchtlich angewachsen. Der Anteil der Prämien an der Gesamtlohnsumme für das ingenieur-technische Personal vergrößerte sich von 11% im Jahre 1940 auf 28% im Jahre 1944 und am Lohn der Arbeiter von 4,5% im Jahre 1940 auf 8% im Jahre 1944.

Die weitgehende Anwendung des Prämiensystems bei der Erfüllung und Übererfüllung der Produktionspläne ist ein überaus wichtiger zusätzlicher Ansporn für den Aufschwung der Kriegswirtschaft. Es ist ganz klar, daß diese positiven Erfahrungen der Kriegswirtschaft auch in der Nachkriegzeit als zusätzliche Quelle für den Produktionsaufschwung nutzbar gemacht werden.

Im Zusammenhang mit dem Anwachsen der Arbeitsproduktivität und zur Anregung der vordringlichsten Produktionszweige in der Periode des Vaterländischen Krieges haben sich starke Veränderungen im Niveau des Arbeitslohnes vollzogen. Vor allem wurde das Lohnniveau in der Kohlen- und Erdölindustrie, in der eisen- und buntmetallerzeugenden Industrie und in der Kriegsindustrie gehoben, was in diesen Zweigen der Schwerindustrie im Vergleich zu anderen Wirtschaftszweigen ein hohes Lohnniveau sicherstellte. Das höchste Lohnniveau wurde während der Kriegszeit in der Kohlen-, der Eisenhütten- und der Kriegsindustrie erreicht.

Die Geldlöhne der Arbeiter in der Unionsindustrie erhöhten sich im Monatsdurchschnitt von 375 Rubel im Jahre 1940 auf 573 Rubel im Jahre 1944, d.h. um 53%, hierbei erreichten die Löhne in der Kohlenindustrie 729 Rubel und in der Eisenhüttenindustrie 697 Rubel. Die durchschnittlichen Monatslöhne des ingenieur-technischen Personals stiegen in der Unionsindustrie von 768 Rubel im Jahre 1940 auf 1209 Rubel im Jahre 1944. Hierbei erreichten sie in der Kohlenindustrie 1502 Rubel und in der Eisenhüttenindustrie sogar 1725 Rubel.

Das größte Ansteigen des Arbeitslohnes in der Volkswirtschaft, besonders in der Industrie der UdSSR war während der Jahre des Vaterländischen Krieges in den Wolgagebieten, im Ural und in Westsibirien zu verzeichnen, die die ganze Last der Versorgung der Front mit Kriegsmaterial auf sich nahmen. Hier waren die Anstrengungen der Menschen am intensivsten, sie erwirkten eine höhere Arbeitsproduktivität, und demzufolge war hier auch das Niveaus des Arbeitslohnes entsprechend höher. Wenn im ganzen genommen der durchschnittliche Geldlohn pro Monat innerhalb der Industrie der UdSSR im Jahre 1944 gegenüber 1940 um 42% gestiegen ist, so war in den Wolgagebieten in der gleichen Periode ein Anstieg um 79%, in den Gebieten des Urals um 65 und in Westsibirien um 79% zu verzeichnen.

Zum Unterschied von den kapitalistischen Ländern wird das tatsächliche Einkommen der Arbeiterklasse in der UdSSR oder ihr Anteil am gesellschaftlichen Produkt nicht durch die Geldlöhne erschöpft. Die Versuche, den Lebensstandard der sowjetischen Arbeiterklasse z.B. mit dem des kapitalistischen Englands oder Amerikas allein an Hand der Geldlöhne vergleichen zu wollen, zeugen von Unwissenheit, wenn nicht von direkter Verleumdung.

Zum Geldeinkommen der Arbeiter in der UdSSR müssen unter allen Umständen mindestens die staatlichen Auszahlungen bei Krankheitsfällen, regelmäßige Urlaubstage, außerplanmäßige Urlaubstage, Auszahlungen aus dem Direktionsfonds, kostenlose Ausbildung und Stipendien, Ausgaben für die Verbesserung der Berufsausbildung, unentgeltliche medizinische Hilfe und die Inanspruchnahme der Erholungsorganisation, die staatlichen Ausgaben für den Unterhalt der Einrichtungen für die Kinder und die Unterstützung für Kinderreiche hinzugerechnet werden. All dies zusammengenommen erhöht zum Unterschied von den kapitalistischen Ländern den durchschnittlichen Geldlohn des Arbeiters in der UdSSR um zusätzliche 38%.

Der Lohn der Arbeiterklasse in den kapitalistischen Ländern, hierunter in den USA und England, ist äußerst unbeständig. Das Vorhandensein einer ständigen und in der Krisenzeit periodisch größer werdenden Arbeitslosigkeit in den USA und England senkt den Lebensstandard und den Arbeitslohn in katastrophaler Weise. Wenn man die Anzahl der Arbeitslosen in den USA während der Vorkriegszeit in Erwägung zieht, so ist es unbedingt notwendig, für die Ermittlung des durchschnittlichen Arbeitslohnes der amerikanischen Werktätigen die in Amerika veröffentlichten Daten bezüglich des Geldlohnes um 32% zu reduzieren. In Krisenzeiten sinkt das Niveau der Arbeitslöhne außerdem noch viel mehr.

Das Niveau des Reallohnes der Arbeiterklasse der UdSSR wurde während der Periode der Kriegswirtschaft durch stabile und niedrig gehaltene Preise auf rationierte Lebensmittel und andere Gebrauchsgüter sowie durch entsprechende Tarife für Kommunal- und Verkehrsdienstleistungen sichergestellt. Außerdem ist der Teil des Arbeitslohnes, den der Arbeiter in der UdSSR für Wohnung und Verkehrsdienste ausgibt, um das Fünf- bis Sechsfache niedriger als der, den der amerikanische Arbeiter für den gleichen Zweck aufwenden muß.

In der UdSSR wird die Höhe des Arbeitslohnes nicht nur durch die Qualifikation, sondern auch durch die Schwere der Arbeit bestimmt, besonders in solchen Wirtschaftszweigen wie der Brennstoff- und der metallerzeugenden Industrie. Gerade dieser Umstand ist die Ursache dafür, daß die sowjetische Regierung das Niveau des Arbeitslohnes für die Arbeiter der Kohlen- und der Eisenhüttenindustrie schon vor dem Kriege und erst recht in der Zeit des Vaterländischen Krieges an die erste Stelle gesetzt hat. Anders liegen die Dinge in den kapitalistischen Ländern, in denen das Lohnniveau für die Arbeiter in der Eisenhüttenindustrie und im Bergbau fast an letzter Stelle steht. Dies ist das Erbe der chronischen Arbeitslosigkeit, die den kapitalistischen Unternehmern die Möglichkeit gibt, sich bei der Bezahlung der Arbeit ausschließlich nach dem Prinzip der Qualifikation zu richten, indem die Schwere der Arbeit ignoriert wird und die Arbeiter unter dem Druck der Arbeitslosigkeit dazu gezwungen sind, sich mit einem niedrigen Arbeitslohn unter schweren Bedingungen einverstanden zu erklären. Selbst in der Kriegszeit sind die Unternehmer in den kapitalistischen Ländern trotz des Rückgangs der Arbeitslosigkeit von den niedrigen Lohnniveau in den Zweigen der Schwerindustrie nicht abgewichen.

Wir fassen zusammen: Unter den schwierigen Bedingungen der Kriegszeit hat der Sowjetstaat eine hochproduktive Arbeitsorganisation und das Anwachsen des Lohnes für die Arbeiter und Angestellten, unter Beibehaltung des höchsten Lohnniveaus in der Schwerindustrie gewährleistet. Dank dem organisierten System der Ausbildung und Verteilung der Arbeitskräfte sind in der Kriegswirtschaft der UdSSR keinerlei ernsthafte Schwierigkeiten durch Mangel an Arbeitskräften aufgetreten.