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Die sozialistische Wirtschaft der Nachkriegszeit

Der große Vaterländische Krieg von 1941 bis 1945 wurde mit der völligen Vernichtung Hitlerdeutschlands siegreich beendet. Unmittelbar nach Einstellung der Kampfhandlungen in Europa wurde auch der Krieg im Fernen Osten mit der Niederlage des japanischen Imperialismus zum Abschluß gebracht. Damit fand der zweite Weltkrieg sein Ende. Es begann der Übergang vom Krieg zum Frieden. In den kapitalistischen Ländern vollzieht sich dieser Übergang gewöhnlich durch eine Krise und Massenarbeitslosigkeit. Die Sowjetwirtschaft ist in der glücklichen Lage, diese Umgestaltung frei von Krisen und jedweder Arbeitslosigkeit durchführen zu können.

Der Übergang von der Kriegs- auf die Friedenswirtschaft in der UdSSR vollzieht sich ohne Krisen und Depressionen auf Grund der planmäßigen Lösung folgender Umstellungsaufgaben der Nachkriegswirtschaft durch den Staat:

  • 1. durch Festsetzung neuer Proportionen in der Entwicklung der sozialistischen Wirtschaft im Vergleich zu denen der kriegswirtschaftlichen Periode – Es ist vollkommen klar, daß die Proportionen in der Entwicklung der Wirtschaft der UdSSR, die sich in der Friedensperiode der Vorkriegszeit ergeben haben, nicht genau so in der Nachkriegsperiode wiederholt werden können; aber die Grundgesetze der erweiterten sozialistischen Reproduktion sind auch für den Wiederaufbau und die Entwicklung der Sowjetwirtschaft in der Nachkriegszeit bindend. Das bedeutet die notwendige, vordringliche und schnelle Wiederherstellung der Hütten- und Brennstoffindustrie, der Energiewirtschaft, des sowjetischen Eisenbahntransports sowie auch des inländischen Maschinenbaues, der die technisch-wirtschaftliche Unabhängigkeit unserer Heimat gewährleistet.
  • 2. wird der Übergang zur Friedenswirtschaft durch die Neuverteilung der Arbeitskräfte sowie auch der Grund- und Umlauffonds auf die Zweige der Wirtschaft durchgeführt. – Dies bedeutet, daß es notwendig ist, den Anteil der Schwerindustrie und des Bahntransports im Vergleich zur Kriegswirtschaftsperiode in der volkswirtschaftlichen Bilanz zu erhöhen. Es bedeutet ferner aber auch die Schaffung von materiellen Reserven und Vorräten in der Volkswirtschaft, vor allem in der Industrie und im Transportwesen, um die saisonbedingten Stockungen des Produktionszuwachses zu beseitigen und das Auftreten von teilweisen Disproportionen in der Wirtschaft zu verhüten;
  • 3. wird der Übergang zur Friedenswirtschaft durch Ausnutzung eines großen Teiles der Kriegs- und Produktionskapazität für den Wiederaufbau und die Entwicklung der Volkswirtschaft durchgeführt. - Dies bedeutet, daß viele Hunderte von Großbetrieben, die während des Vaterländischen Krieges mit Rüstungsaufträgen beschäftigt waren, auf die Produktion von Ausrüstungen für die Schwerindustrie und das Transportwesen, für die Herstellung von Traktoren, landwirtschaftlichen Maschinen und Düngemitteln sowie für die Produktion von Konsumgütern umgestellt werden;
  • 4. wird der Übergang von der Kriegs- zur Friedenswirtschaft durch Vergrößerung des Anteils der Akkumulation im Volkseinkommen durchgeführt, ohne die ein schneller Wiederaufbau der Wirtschaft und ihr beschleunigtes Anwachsen undenkbar sind. – Dies bedeutet die Erhöhung des Teil des gesellschaftlichen Produkts, der in die Akkumulation und Reproduktion infolge der verkürzten Rüstungsausgaben eingeht. Die Nachkriegsentwicklung der sowjetischen Wirtschaft wird die Maßstäbe der Akkumulation und des Kapitalaufbaues der Kriegswirtschaftsperiode bei weitem überschreiten;
  • 5. wird der Übergang durch Erhöhung des Verbrauchsniveaus der Werktätigen und durch die Umstellung auf normale friedensmäßige Arbeitszeit in den Fabriken und Werken durchgeführt. – Dies bedeutet die Abschaffung der Pflichtüberstunden, die Wiedereinführung der normalen Erholungszeit für Arbeiter und Angestellte und die Vergrößerung des in die Konsumtion eingehenden Teils des gesellschaftlichen Produkts.

In der Struktur des sowjetischen Staatshaushalts wird die Nachkriegsumstellung der Wirtschaft der UdSSR in allgemeinster Form aufgezeigt. Wenn im Vorkriegsjahr 1940 die Ausgaben für die bewaffneten Streitkräfte der Sowjetunion 32,5% der gesamten Budgetausgaben betrugen, so erreichten sie im Kriegsjahr 1944 52%. Seit jener Zeit hat sich der Anteil der Kriegsaufwendungen im Etat der UdSSR vermindert, und im Jahre 1946 betrug er nur noch 23,9%.

In Verbindung mit der Wirtschaftsumstellung trägt der Sowjetstaat bestimmte Unkosten, die dadurch hervorgerufen werden, daß bei der Umstellung der Betriebe von der Kriegs- auf die Friedensproduktion eine bestimmte Zeit erforderlich ist, in deren Verlauf viele Arbeiter ihre volle Produktivität und die Maschinen die optimale Produktionskapazität nicht erzielen. Zum Unterschied von kapitalistischen Unternehmen, die in der Umstellungsperiode Arbeiter hinauswerfen und sie in die Armee der Arbeitslosen treiben, hilft der sozialistische Betrieb dem Arbeiter bei der Umschulung und zahlt ihm während der Zeit der Produktionsumstellung einen mittleren Arbeitslohn aus.

Die Aufgabe besteht nun darin, die mit dem Umbau der Volkswirtschaft verbundenen Ausgaben auf ein Minimum zu beschränken und die Umstellungszeit soweit wie möglich zu verkürzen, um ein hohes Reproduktionstempo zu sichern. Das hohe Wachstumstempo der sozialistischen Reproduktion ist in vieler Hinsicht von den richtigen Größenverhältnissen (Proportionen) zwischen den verschiedenen Zweigen der materiellen Produktion, zwischen Produktion und Konsumtion, zwischen Akkumulation und Volkseinkommen, zwischen Industrie und Landwirtschaft sowie zwischen Produktion und Verkehr abhängig. Disproportionen in der Wirtschaftsentwicklung führen zu einer Verminderung des Tempos in der Produktion und der Reproduktion. Ein Mißverhältnis z.B. zwischen dem Produktionsniveau und dem Transportvolumen könnte die Volkswirtschaft in eine Sackgasse führen. Zur Verhütung derartiger Mißverhältnisse in der Volkswirtschaft muß für die Entwicklung des Transportwesens, für die Schaffung und Vergrößerung des rollenden Materials und für die Vervollkommnung der Verkehrstechnik unablässig Sorge getragen werden.

Für die schnelle Beseitigung auftretender Disproportionen oder wirtschaftlicher Schwierigkeiten müssen unbedingt ausreichend Materialreserven in der Wirtschaft vorhanden sein. Es wäre naiv, die Möglichkeit zeitweiliger Disproportionen oder Schwierigkeiten in der Entwicklung der sowjetischen Wirtschaft leugnen zu wollen. Eine Sicherheit vor solchen teilweisen Disproportionen und Schwierigkeiten bilden die in der Wirtschaft vorhandenen Materialreserven. Die Perspektivpläne und die volkswirtschaftliche Bilanz der UdSSR müssen die Bildung solcher materieller Vorräte und Reserven in Rechnung stellen.

Für die Verhütung von Disproportionen in der Wirtschaftsentwicklung und für die Lösung neuer wirtschaftspolitischer Aufgaben haben die staatlichen Perspektivpläne sehr große Bedeutung. Für die Sowjetwirtschaft ist dies ein erprobter, erfahrungsreicher Weg der planmäßig erweiterten Reproduktion der Wirtschaft, ein Weg der organisierten, mächtigen Entwicklung der Produktivkräfte.

Der Fünfjahresplan zur Wiederherstellung und Entwicklung der Volkswirtschaft der UdSSR in der Nachkriegszeit beinhaltet den völligen Wiederaufbau der Wirtschaft in den ehemals besetzten Gebieten der UdSSR und die Beseitigung der durch Hitlerdeutschland der Gesamtwirtschaft und den Völkern der Sowjetunion zugefügten Verluste. Für die gesamte Volkswirtschaft der UdSSR beabsichtigt der Nachkriegs-Fünfjahrplan auf der Grundlage des Wiederaufbaues der Produktion in den befreiten Gebieten und einer fortschreitenden Entwicklung aller Gebiete der Sowjetunion, insbesondere Sibiriens und des Fernen Ostens, den Stand der Vorkriegsentwicklung beträchtlich zu überschreiten, wobei sich die Industrieproduktion um das 1 1/2fache erhöht.

Die Aufgabe besteht darin, den vordringlichen Wiederaufbau und die Entwicklung der Schwerindustrie sowie des Eisenbahnverkehrs zu sichern, ohne die eine schnelle und erfolgreiche Wiederherstellung und Entwicklung der gesamten Volkswirtschaft der UdSSR nicht möglich sind. Das Zurückbleiben des Eisenbahnverkehrs hinter den wachsenden Bedürfnissen der sowjetischen Wirtschaft muß unter allen Umständen überwunden werden und die saisonbedingten Schwierigkeiten, denen der Bahnverkehr unterworfen ist, müssen durch technische Umrüstung des Transportwesens und durch Einführung von Diesel- und Elektrolokomotiven auf den wichtigsten Verkehrslinien ausgeschaltet werden.

Die Aufgabe besteht darin, den Wiederaufbau der von Hitlerdeutschland zerstörten Städte und Dörfer weitgehend voranzutreiben, indem hierfür eine hochindustrialisierte Produktionsbasis zur fabrikmäßigen Herstellung von Wohnhäusern, einzelnen Baukonstruktionen und Einzelteilen geschaffen wird.

Der Nachkriegsfünfjahrplan zur Wiederherstellung und Entwicklung der Volkswirtschaft der UdSSR sieht die Erhöhung der landwirtschaftlichen Produktion und der Verbrauchsgüter-Industrie vor, um auf dieser Grundlage das Vorkriegsniveau im Volkseinkommen für das Jahrfünft um das 1,4fache zu erhöhen und einen Überfluß an Lebensmitteln und Massenbedarfsartikeln im Lande zu schaffen, der ein Aufblühen des materiellen Wohlstandes der Völker der Sowjetunion und die Abschaffung der rationierten Warenversorgung gewährleistet.

Auf Grund des wachsenden materiellen Volkswohlstandes, der Sicherstellung einer allgemeinen Ausbildung und Entwicklung der materiellen Produktionstechnik durch Elektrifizierung und Automatisierung müssen wir einen weiteren Schritt vorwärts kommen, um das kulturelle und technische Niveau der Arbeiterklasse - der führenden und leitenden Kraft der sozialistischen Gesellschaft – auf das Niveau der ingenieurtechnischen Arbeit zu heben.

Es ist notwendig, einen weitgehenden technischen Fortschritt in der Industrie, im Transportwesen und in der Landwirtschaft der UdSSR auf der Grundlage einer hohen Mechanisierung der arbeitsintensiven Produktionszweige, der weiteren Elektrifizierung der Volkswirtschaft und der Gasifizierung des städtischen Lebens sowie der Industrie zu organisieren. Die Weiterentwicklung der führenden modernen Technik muß für die Wirtschaft unbedingt sichergestellt werden: die Übertragung von hochgespanntem Gleichstrom auf große Entfernungen, die gesteigerte Anwendung von Sauerstoff und elektrischer Energie im technischen Produktionsprozeß, die Ausnutzung und Entwicklung der Raketen- und der Atomtechnik, die allseitige Entwicklung der Funkpeilung und des Fernsehens, die Ausnutzung und Anwendung infraroter Strahlen und die Entwicklung der synthetischen Werkstoffe.

„Nachdem die Sowjetunion den Krieg mit dem Feind siegreich beendet hat, trat sie in eine neue, friedliche Periode der Wirtschaftsentwicklung ein. Gegenwärtig steht vor dem Sowjetvolk die Aufgabe, die errungenen Positionen zu festigen und weiterhin zu einem neuen wirtschaftlichen Aufschwung fortzuschreiten. Wir können uns nicht mit der Festigung dieser Positionen begnügen, da dies zu einem Stillstand führen würde – wir müssen uns weiter vorwärts bewegen, um die Voraussetzungen für einen neuen mächtigen Aufschwung der Gesamtwirtschaft zu schaffen. Wir müssen in allerkürzester Zeit die vom Feinde unserem Lande zugefügten Wunden heilen und das Vorkriegsniveau der Wirtschaftsentwicklung wiederherstellen, um sodann dieses Niveau bedeutend zu übertreffen, um den materiellen Wohlstand des Volkes sowie die militärische und wirtschaftliche Macht des Sowjetstaates zu stärken“ (Stalin).

Ausländische kapitalistische Staaten haben mehrmals versucht und versuchen es immer noch, die Erfahrungen der volkswirtschaftlichen Planungen der UdSSR zu übernehmen. Man kann kaum ein Land finden, in dem nicht Versuche zur Planung der nationalen Wirtschaft zu verzeichnen wären. Die Begeisterung für die Planung im Auslande ist kein Zufall, sie entspringt den Erfahrungen des ersten Weltkrieges und der industriellen Krisen, die sich in den kapitalistischen Ländern periodisch wiederholen. Der grundlegende Unterschied zwischen der Planung der Volkswirtschaft der UdSSR und der „Planung“ der nationalen Wirtschaft in den ausländischen kapitalistischen Staaten liegt darin, daß sich die Planung in der UdSSR auf die gesellschaftliche Produktionsweise stützt. Hier hat sich das im Sowjetstaat organisierte Volk der allgemeinen gesellschaftlichen Entwicklungsgesetze bemächtigt; die Planung der Wirtschaft ist wissenschaftlich begründet und hat Gesetzeskraft. Die auf dem Privateigentum an den Produktionsmitteln basierende „Planung“ der ausländischen kapitalistischen Staaten aber ist ein Wunschtraum, der sich auf keinerlei reale ökonomische Kräfte stützt.

Charakteristisch ist das Schicksal der „Nationalen Verwaltung für die Planung der Hilfsquellen der USA“, die im Verlauf der Jahre 1941 bis 1943 Pläne für die Wirtschaftsgestaltung der USA in der Nachkriegszeit ausgearbeitet hat. Im Jahre 1943 beendete diese Verwaltung ihre Tätigkeit, weil der amerikanische Kongreß die Geldmittel für ihre Unterhaltung verweigerte, wobei der Hauptgrund für das Einstellen der Arbeit dieser Verwaltung nicht so sehr in finanziellen Erwägungen zu suchen war, als vielmehr in der Unzufriedenheit über die Richtung, die diese Arbeit annahm. Die Nationale Verwaltung schlug vor, einen Sechsjahresplan für Notstandsarbeiten zu entwerfen, der beabsichtigte, bei Vergrößerung der Arbeitslosigkeit infolge einer Wirtschaftskrise unverzüglich ein Programm öffentlicher Arbeiten in Angriff zu nehmen. Damit sollte zugleich auch Arbeit für die Bevölkerung gesichert werden. Auf diese Weise beseitigte der Plan der Nationalen Verwaltung für die Planung der Hilfsquellen der USA nicht die Krisen der Überproduktion, der Depression und der Arbeitslosigkeit. Im Gegenteil, dieser Plan setzte Krisen, Depression und Arbeitslosigkeit voraus und war lediglich bemüht, diese unumgänglichen Erscheinungen der kapitalistischen Produktionsweise durch öffentliche Arbeiten und die Sozialversicherung auf Kosten der Arbeiter selbst zu mildern. Aber auch dieser Plan erschien dem amerikanischen Kongreß als übertrieben, der Verwaltung wurden den Kapitalisten zuliebe die notwendigen Finanzmittel verweigert, und im Jahre 1943 hörte sie auf zu bestehen.

Nach Beendigung es zweiten Weltkrieges unterbrachen die USA, dem Willen des amerikanischen Monopolkapitals nachkommend, jegliche Versuche, die Produktion und die Zirkulation zu planen. An Stelle der Planung begann der Präsident der USA die Monopolkapitalisten zu ermahnen, die äußerst hohen und unablässig anziehenden, die Kräfte des amerikanischen Volkes übersteigenden Warenpreise herabzusetzen. Nachdem diese Ermahnungen als Heuchelei entlarvt wurden und die Demagogie ihr wahres Gesicht zeigte, forderten die Führer der USA vom Volke, den Bedarf einzuschränken und den Gürtel enger zu schnallen.

In der Periode des zweiten Weltkrieges stärkte sich in den ausländischen Staaten die auf den Monopolkapitalismus gestützte staatskapitalistische Tendenz. In den USA waren 3/4 des Wertes aller Kriegsaufträge in den Händen einiger Hundert kapitalistischer Korporationen konzentriert. Diese Aufträge, die durch die Regierung der USA einen gesicherten Absatz fanden, konnten zeitweilig den Widerspruch zwischen Produktion und Konsumtion zurückhalten. Die staatskapitalistische „Produktionsregulierung“ während des Krieges und die staatlichen Rüstungsaufträge fanden jedoch in der Nachkriegsperiode ein Ende. Die Aufträge der kapitalistischen Unternehmen und Konzerne werden erneut ohne Einschränkungen nach den spontanen Gesetzen der durchschnittlichen Profitrate, nach dem Gesetz von Angebot und Nachfrage, nach dem Gesetz der Krisen reguliert.

Ungeachtet der vielen „Pläne“ für die Nachkriegsentwicklung sieht das Volk in den USA und in England mit großer Skepsis der Nachkriegszukunft entgegen. Die in diesen Ländern über eine Nachkriegskrise, über Depression und eine Vergrößerung der Arbeitslosigkeit geäußerten Befürchtungen sind leider sehr zahlreich. Ein ernstes Nachkriegsproblem der amerikanischen Industrie besteht in der Senkung des Gesamtniveaus der Industrieproduktion, denn allein die Kriegsproduktion der USA während des zweiten Weltkrieges wurde auf 60 Mrd. Dollar im Jahr geschätzt. Dieser Rückgang kann mindestens 10 Millionen Amerikaner arbeitslos machen, wenn der amerikanischen Industrie die Umstellung der Kriegsproduktion auf die zivile Produktion nicht gelingt, und wenn sie dafür keine neuen Absatzmärkte findet.

Das Jahr 1938 war in den USA ein Jahr der fälligen zyklischen Wirtschaftskrise, wobei in diesem Jahr die Produktion im Vergleich zu 1937, dem Vorkrisenjahr, um 21% und im Jahre 1939 um 4% zurückging. Im Vergleich zu diesem niedrigen Stand des Jahres 1939 erhöhte sich der Produktionsindex der USA im Jahre 1943 auf 219. Im Jahre 1945 fiel er allerdings wieder auf 186, im Jahre 1946 bereits auf 156, und in Anbetracht des zunehmenden Antagonismus zwischen dem gesellschaftlichen Charakter der Produktion und der kapitalistischen Aneignung der Produktionsergebnisse wird er auch weiterhin fallen.

In England hat der Beveridgeplan weite Popularität gefunden, der vom Autor als Mittel zur „Beseitigung der Not“ herausgestellt wird. Dieser Plan basiert, wie Beveridge in seinem Aufsatz „Die Beseitigung der Not“ erklärt, „auf dem Prinzip der Unterstützungsgelder, die von Rechts wegen als Entgelt für geleistete Beiträge aber nicht als unmittelbare Leistungen aus der Staatskasse zu zahlen sind“. Dies bedeutet, daß die beschäftigten Arbeiter und Angestellten wöchentlich oder mehrwöchentlich einen einheitlichen Beitrag durch Erwerb einer Versicherungsmarke zu leisten haben. Aus diesen Beiträgen wird die Versicherungsunterstützung der Arbeiter und Angestellten im Falle der Arbeitslosigkeit, bei Erreichen der Altersgrenze, bei Inanspruchnahme ärztlicher Hilfe und als Begräbnisbeihilfe geleistet.

Demnach ist der Plan der „Sozialversicherung“ von Beveridge darauf abgestellt, daß die Verausgabung des Arbeitseinkommens der beschäftigten Arbeiter und Angestellten bis zu dem Zeitpunkt hinausgeschoben wird, zu dem sie ihre Arbeitsplätze verlieren, arbeitslos werden, oder die Arbeit nach Erreichung der Altergrenze bzw. durch Erkrankung einstellen müssen. Durch Kürzung ihres laufenden Konsums haben die Arbeiter und Angestellten die Möglichkeit, sich ein Existenzminimum für die Zeit der Arbeitslosigkeit, der Krankheit oder im vorgerückten Alter zu verschaffen. Dies ist sozusagen eine zeitliche Aufteilung der Not des englischen Arbeiters, auf sein ganzes Leben. Daraus geht in der Tat hervor, daß der Beveridgeplan auf die Erniedrigung des Existenzminimums der Arbeiter und Angestellten, solange sie in Arbeit stehen, und auf die Erhaltung eines Hungerminimums in Zeiten der Arbeitslosigkeit berechnet ist.

Der Plan der „Sozialversicherung“ von Beveridge geht davon aus, daß die Not in England, wie ihm seine eigenen Beobachtungen über die Lage in einer Reihe von Großstädten Englands gezeigt haben, normalerweise infolge Arbeitsunterbrechung, d.h. durch Arbeitslosigkeit, entstanden ist. Der Hauptgedanke des Plans ist die Aufstellung und Erhaltung eines Existenzminimums für den englischen Arbeiter und Angestellten, in der Zeit der Arbeitslosigkeit. Auf diese Weise geht der Plan zur „Beseitigung“ der Not von der Existenz und der Konservierung der Arbeitslosigkeit für weite Schichten der englischen Arbeiterklasse aus, anstatt Mittel und Wege für die Beseitigung der Krise, der Verelendung und der Arbeitslosigkeit, als Hauptursache der nationalen Not in England zu finden.

Die Arbeiterklasse und alle Werktätigen der Sowjetunion werden sich kaum für den Plan zur „Beseitigung der Not“ von Sir William Beveridge begeistern können, weil er auf der Erhaltung des Privateigentums an den Produktionsmitteln begründet ist. Die Sicherung des Lebensstandards der Arbeiterklasse und aller Werktätigen der UdSSR basiert auf der Beseitigung der Grundlage der „Not“ des Volkes, auf der Beseitigung der Ausbeuterklassen und des Privateigentums an den Produktionsmitteln. Sie basiert auf der Beseitigung der industriellen Krisen und deren Ursachen, auf der Beseitigung der Arbeitslosigkeit in der Stadt und des Elends auf dem Dorfe. Sie basiert auf dem Gesamtaufschwung der materiellen Produktion und der Kultur der Völker der Sowjetunion. Sie basiert schließlich auf dem vom Staat garantierten Recht auf ärztliche Betreuung für die Bevölkerung, auf der staatlichen Beihilfe für kinderreiche Mütter und auf der staatlichen Unterstützung der Werktätigen bei Erreichung der Altersgrenze oder bei zeitweiliger Arbeitsunfähigkeit.

Die Völker der UdSSR haben auf Grund des Wiederaufbaues und der weiteren, größeren Nachkriegsentwicklung der Wirtschaft ihre durch den Großen Vaterländischen Krieg unterbrochene Vorwärtsbewegung zur Vollendung des Aufbaues der klassenlosen sozialistischen Gesellschaft und des allmählichen Übergangs vom Sozialismus zum Kommunismus erneut wiederaufgenommen.

Die UdSSR schreitet mutig vorwärts in der Entfaltung der Produktivkräfte und im Aufbau der kommunistischen Gesellschaft, ohne Überproduktionskrisen befürchten zu müssen. Von dem Wiederaufbau der Volkswirtschaft der UdSSR und der Erreichung des Vorkriegsproduktionsniveaus gehen wir zu einer höheren Entwicklungsstufe, zur Verwirklichung der ökonomischen Hauptaufgabe der UdSSR über, nämlich in wirtschaftlicher Hinsicht, d.h. nach dem Produktionsniveau pro Kopf der Bevölkerung, die kapitalistischen Länder, darunter auch die USA, einzuholen und zu überholen.

Die Völker der UdSSR gehen überzeugt an die Lösung ihrer historischen Aufgabe, ungeachtet der neuen Kriegsprovokationen seitens der imperialistischen Staaten. Die Gegensätze zwischen den während des Krieges gegen Deutschland und Japan Verbündeten in bezug auf die Kriegsziele und die Nachkriegsentwicklung der Welt (zwischen der Sowjetunion einerseits und den USA und England andererseits) sind in der Nachkriegsperiode zu einem offenen Kampf zweier entgegengesetzter politischer Linien geworden.

Die UdSSR führt im Bunde mit den anderen demokratischen Ländern eine anti-imperialistische und demokratische Politik, die gegen den Imperialismus, auf die Festigung und Entwicklung der demokratischen Ordnung und die Vernichtung der faschistischen Überbleibsel gerichtet ist. Die kapitalistischen USA betreiben zusammen mit ihren Vasallen eine imperialistische, antidemokratische Politik, die auf die Errichtung der Weltherrschaft durch den amerikanischen Imperialismus und die Vernichtung der demokratischen Ordnung in der ganzen Welt abzielt.

Der während des zweiten Weltkrieges vom Blute des Volkes gemästete Kapitalismus der USA steht nunmehr an der Spitze des imperialistischen und antidemokratischen Lagers und wurde zum Anstifter der imperialistischen Expansion in allen Teilen der Welt. Die imperialistische Expansion der USA ist auf die Entfesselung eines neuen Krieges zur Eroberung der Weltherrschaft gerichtet, um die Demokratie abzuwürgen, die Wirtschaftskrise abzuwenden und die Opposition der Arbeiterklasse im eigenen Lande niederzuhalten.

Das antiimperialistische demokratische Lager mit der UdSSR an der Spitze führt einen Kampf gegen die imperialistische Expansion und eine neue Kriegsbedrohung. Von der Kraft und der Einheit des demokratischen, antiimperialistischen Lagers hängt das Scheitern der aggressiven, provokatorischen Kriegspläne ab. Infolge des ersten Weltkrieges und der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution hat der Kapitalismus seine Macht in Rußland verloren, in Gestalt der UdSSR entstand und erstarkte das System des Sozialismus; es begann die allgemeine Krise des Kapitalismus. Im Gefolge des zweiten Weltkrieges und der demokratischen Umgestaltungen der Länder Zentral- und Osteuropas entstanden neue Volksrepubliken, die Länder der Volksdemokratie. Der Weltkapitalismus hat auch in einer Reihe demokratischer Länder an Macht verloren. Die Kräfte der Demokratie und des Sozialismus sind gewachsen, die allgemeine Krise des Kapitalismus hat sich weiter verschärft.

Die Entwicklung der sozialistischen Wirtschaft der UdSSR muß die Nachkriegsveränderungen in der internationalen Lage berücksichtigen. Die Besonderheiten der sozialistischen Reproduktion in der UdSSR, die sich in der Nachbarschaft mit kapitalistischen Ländern entwickelt, verpflichtet den Sowjetstaat, das notwendige Rüstungspotential und seine militärische und wirtschaftliche Macht aufrecht zu erhalten. Solange eine kapitalistische Einkreisung besteht, muß das Pulver trocken gehalten werden. Solange der Imperialismus existiert, besteht auch die Gefahr eines Überfalls auf die Sowjetunion, die Gefahr eines dritten Weltkrieges. Diesen aber kann nur ein gerüstetes Volk verhüten, das über gewaltige Produktivkräfte verfügt.

Wir fassen zusammen: Die Aufgabe der Nachkriegsentwicklung der Sowjetwirtschaft besteht demnach darin, in den nächsten Jahren die in den befreiten Gebieten der UdSSR von den deutschen Okkupanten zerstörte Wirtschaft wiederherzustellen und auf dem gesamten Gebiet der Sowjetunion das Produktionsniveau der Vorkriegszeit wiederherzustellen und zu übertreffen. Wenn wir die Aufgabe des Wiederaufbaues und der weiteren mächtigen Entwicklung der sowjetischen Wirtschaft meistern, dann machen wir einen beträchtlichen Schritt vorwärts im Aufbau der kommunistischen Gesellschaft und in der Verwirklichung unserer wirtschaftlichen Hauptaufgabe, nämlich die großen kapitalistischen Länder in ökonomischer Hinsicht einzuholen und zu überholen.