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Der wirtschaftliche Sieg des Sozialismus

Im Vaterländischen Kriege der Sowjetunion gegen Hitlerdeutschland hat die Wirtschaftsordnung des sozialistischen Staates den schwersten Prüfungen und Belastungsproben standgehalten. Im Vaterländischen Kriege hat die Sowjetunion ihre Überlegenheit gegenüber dem kapitalistischen Deutschland in militärischer, politischer und wirtschaftlicher Hinsicht bewiesen. Die militärische Vernichtung des deutschen Imperialismus bedeutet nicht nur einen militärischen und politischen, sondern auch einen wirtschaftlichen Sieg der UdSSR über Hitlerdeutschland. „Ebenso wie die Rote Armee in dem langen und schwierigen Kampfe Mann gegen Mann den militärischen Sieg über die faschistischen Truppen errang, erzielten die Werktätigen der Sowjetheimat in ihrem Ringen mit Hitlerdeutschland und seinen Spießgesellen einen wirtschaftlichen Sieg über den Feind“ (Stalin).

Hitlerdeutschland hat während des zweiten Weltkrieges gewaltige, weit größere Materialressourcen mobilisiert als das kaiserliche Deutschland während des ersten Weltkrieges. Hitlerdeutschland hat in seinem Raubkrieg die Produktivkräfte von ganz Kontinentaleuropa ausgebeutet, das während der langen Periode des zweiten Weltkrieges ausgeplündert wurde. Wenn das kapitalistische Deutschland niedergeschlagen wurde, so zeugt dies von einer neuen, gewaltigen Kraft, die in dem Zweikampf mit Deutschland Sieger blieb. Diese Kraft ist die Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken, der sozialistische Arbeiter- und Bauernstaat.

Es ist notwendig, die historischen Besonderheiten des sozialistischen Staates zu erwähnen, die den wirtschaftlichen Sieg der Sowjetunion über Hitlerdeutschland gesichert haben. Zu diesen historischen Besonderheiten gehört die von der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution geschaffene sozialistische Ordnung, die auf der Beseitigung des Privateigentums an den hauptsächlichen Produktionsmitteln basiert. Hitlerdeutschland war ein Land mit Privateigentum an den Produktionsmitteln, ein Land, in dem die Verschmelzung der kapitalistischen Wirtschaftshierarchie mit der staatlich-politischen Organisation am weitesten fortgeschritten war. In der Sowjetunion wurde auf Grund der leninistisch-stalinistischen Politik der sozialistischen Industrialisierung der Volkswirtschaft und der Kollektivierung der Landwirtschaft die sozialistische Gesellschaft errichtet, in der das gesellschaftliche Eigentum an den hauptsächlichen Produktionsmitteln herrscht. Das sozialistische, auf die planmäßigen Gesetze der ökonomischen Entwicklung begründete Wirtschaftssystem gab die Gewähr für die Mobilisierung aller Hilfsquellen der Volkswirtschaft im Kriege gegen Hitlerdeutschland.

Zu den Besonderheiten des sozialistischen Staates gehören die Beseitigung der Ausbeuterklassen und das unerschütterliche, brüderliche Bündnis der Völker der Sowjetunion. Die moralische und politische Einheit der Völker der Sowjetunion war niemals so stark wie in den Tagen des Großen Vaterländischen Krieges. Alle Völker der Sowjetunion schlossen sich in einem einigen Heldenlager von Kämpfern an der Front und im Hinterland zusammen. Die Etappe Hitlers zeigte ein ganz anderes Bild. Es ist bekannt, daß die Partisanenbewegung der aktivsten Elemente innerhalb der unterdrückten europäischen Völker gegen das Hitlerregime ohne Unterbrechung am Werke war. Dies mußte die Grundlagen Hitlerdeutschlands untergraben.

Eine Besonderheit des sozialistischen Staates ist der heldenhafte Einsatz der Arbeiter, Bauern und der Sowjetintelligenz. Die in Freiheit und Unabhängigkeit ihre Heimat verteidigenden unermüdlich Schaffenden im Hinterland der Sowjetarmee vollbrachten Wunder an Heldentum in der Versorgung der Front. Das Werk der Arbeiter, Bauern und der Sowjetintelligenz wird als große Tat, gleich den Kampfestaten der heldenhaften Sowjetarmee an der Front, in die Geschichte des Vaterländischen Krieges eingehen.

Die heldenhafte Leistung der Bauern, Arbeiter und der Intelligenz der Sowjetunion wurde durch die Beseitigung der Ausbeuterklassen und den Sieg des Sozialismus im Sowjetlande ermöglicht. Dieser Einigkeit und dieser Arbeitstat des Sowjetvolkes standen die unterdrückten, vom deutschen Kapitalismus ausgebeuteten deutschen Arbeiter und die Zwangsarbeit der von Hitler in allen besetzten und unterjochten Ländern Europas mobilisierten neuen Sklaven gegenüber.

Eine Besonderheit des Sowjetstaates ist die technisch-ökonomische Unabhängigkeit der sozialistischen Wirtschaft von den kapitalistischen Ländern. Die UdSSR weigert sich niemals, an der internationalen Arbeitsteilung und am internationalen Handel teilzunehmen. Dennoch ist die Grundlage der stabilen sowjetischen Wirtschaft ihre ökonomische Unabhängigkeit und ihre Fähigkeit, in kritischen Zeiten die größten Reserven des ganzen Landes zu mobilisieren und den Bedarf aus der Inlandsproduktion zu decken. Es gibt keinen Zweig der modernen Technik, des Maschinenbaus und der Rohstoffproduktion, den die sowjetische Wirtschaft nicht selbst erzeugen könnte. Die UdSSR ist frei von den Entwicklungselementen der kapitalistischen Wirtschaft, von Krisen, Arbeitslosigkeit und Elend.

Der wirtschaftliche Sieg des Sozialismus über den Faschismus gewinnt um so größere Bedeutung, als sich die Kriegswirtschaft Hitlerdeutschlands auf die Ausbeutung der Produktivkräfte fast des gesamten unterjochten Europas stützte. Hitlerdeutschland raubte sich in Frankreich, Holland und Belgien etwa 8,8 Mill. t Erdölerzeugnisse und besetzte darüber hinaus die Erdölindustrie in Rumänien mit einer jährlichen Ausbeute von 5,5 Mill. t. an Erdölprodukten. Es raubte sich ferner die strategischen Vorräte Frankreichs: 42000 t Kupfer, 27000 t Zink und 19000 t Blei. Die besetzten Länder Europas vergrößerten die Kapazität der deutschen Kriegsindustrie in beträchtlichem Maße. Allein die Kriegsproduktion der tschechoslowakischen Skodawerke konnte die diversen Ausrüstungen für etwa 40 bis 45 deutsche Divisionen liefern. Hitlerdeutschland nutzte in Italien und in den besetzten Ländern die Produktionskapazität der Automobilindustrie, die sich auf ungefähr 600000 Kraftfahrzeugen pro Jahr belief. In den besetzten Ländern raubte Hitlerdeutschland eine gewaltige Zahl von Einrichtungen und rollendem Material der Eisenbahn, wobei allein aus Frankreich in den ersten zwei Jahren der Besetzung 5000 Lokomotiven und 250000 Waggons nach Deutschland gebracht wurden. Hitlerdeutschland bemächtigte sich ferner in den von ihm unterdrückten Ländern Europas der reichsten Vorräte an industriellen Rohstoffen und Lebensmitteln.

Die Gesamtsumme der von Hitlerdeutschland in den besetzten Gebieten bis zum Jahre 1941 geraubten Güter erreichte nach Schätzung der Verwaltung für kriegswirtschaftliche Angelegenheiten in den USA 9 Mrd. Pfund Sterling, eine Ziffer, die das jährliche Nationaleinkommen Deutschlands vor dem Kriege um das 2fache übersteigt. Darüber hinaus wurden von Hitler in größtem Maßstabe Fremdarbeiter ausgebeutet, deren Anzahl sich in Deutschland auf 12 Mill. Menschen belief; dies erlaubte es der deutschen Führung, die durch Einberufung zur Armee entstandenen Lücken an Arbeitskräften in der Produktion auszugleichen.

Zu Beginn des Krieges mit der Sowjetunion erweiterte Hitler seine kriegswirtschaftlichen Hilfsquellen in starkem Maße, und im weiteren Verlauf der Kriegsjahre 1942/43 dienten die besetzten Länder Europas als Hauptbasis für die Auffüllung der an der Sowjetfront erlittenen Verluste.

Die Behauptung, daß der deutsche Zusammenbruch im zweiten Weltkrieg vor allem das Ergebnis einer fortschreitenden „wirtschaftlichen Erschöpfung“ Deutschlands sei, wie dies einmal gewisse Wirtschaftswissenschaftler „bewiesen“ haben, stimmt nicht mit der Wirklichkeit überein. Diese Behauptung ist mit dem Gesetz von der ungleichmäßigen Entwicklung des Kapitalismus unvereinbar, das auf dem Hintergrunde der allgemeinen Krise und Depression einen zeitweiligen Aufschwung und die Bereicherung Hitlerdeutschlands auf Kosten der Verarmung der Arbeiterklasse sowie der Ausplünderung der unterjochten Länder Europas nicht ausschließt. Aus der Theorie der „wirtschaftlichen Erschöpfung“ kann man die Ursachen für die zeitweiligen militärischen Erfolge Deutschlands im zweiten Weltkrieg niemals verstehen. Unverständlich wären auch die außerordentlichen Anstrengungen, die für die Sowjetunion notwendig waren, um Hitlerdeutschland zu zerschlagen. In Wirklichkeit wurde Hitlerdeutschland deshalb besiegt, weil es auf einen mächtigeren Gegner traf, nämlich die Sowjetunion, die in militärischer, politischer und wirtschaftlicher Hinsicht stärker war.

Die heldenhafte Sowjetarmee beschleunigte nicht nur die „wirtschaftliche Erschöpfung“ Deutschlands, sondern war auch die Ursache und die Hauptkraft, die die ökonomischen Grundlagen des Gegners zerschlug. „Man muß zugeben, daß Hitlerdeutschland mit seiner faschistischen Armee sich im gegenwärtigen Kriege als ein Gegner erwiesen hat, mächtiger, heimtückischer und erfahrener, als es Deutschland und seine Armee in allen bisherigen Kriegen war. Dem muß hinzugefügt werden, daß es den Deutschen gelungen war, sich in diesem Krieg die Produktivkräfte fast ganz Europas und recht beträchtliche Armeen seiner Vasallenstaaten zunutze zu machen. Und wenn trotz dieser für Deutschland günstigen Bedingungen der Kriegsführung Deutschland dennoch an den Rand des unausbleiblichen Untergangs geraten ist, so muß man das damit erklären, daß der Hauptgegner Deutschlands, die Sowjetunion, das Hitlersche Deutschlands an Stärke übertroffen hat“ (Stalin). Diese These widerlegt die Behauptung, daß der Zusammenbruch Deutschlands vor allem das Ergebnis seiner „wirtschaftlichen Erschöpfung“ sei.

In dem zeitweise von den Deutschen besetzten Gebietsteil der UdSSR wurden vor dem Krieg 33% der Industrieproduktion des Landes erzeugt. Hierbei müssen weitere 33% der sowjetischen Industrieproduktion hinzugezählt werden, die bis zum Kriege in dem frontnahen und unmittelbar in der Zone der Kampfhandlungen liegenden Gebiete erzeugt wurden. Somit waren 66% der gesamten Industrieproduktion der UdSSR in den Tagen des Vaterländischen Krieges zerstört oder stillgelegt. Nichtsdestoweniger erhielt die Sowjetarmee von der sowjetischen Kriegswirtschaft mit jedem Tag mehr und mehr Ausrüstungen, Panzer, Flugzeuge, Kriegsmaterial, und die Kriegswirtschaft selbst wurde dabei immer stärker. Dies alles spricht dafür, daß die wirtschaftliche Grundlage des sozialistischen Staates unvergleichlich produktiver und widerstandsfähiger war als die kapitalistische Wirtschaft Deutschlands.

Ungeachtet der gewaltigen Verluste erreichte die Sowjetwirtschaft in der Periode der Kriegswirtschaft ein sehr hohes Tempo der erweiterten sozialistischen Reproduktion. Hiervon zeugen die Erhöhung der Bruttoproduktion der Industrie der östlichen Gebiete der UdSSR, die im Kriegsjahr 1944 im Vergleich zum Friedensjahr 1940 auf das 2,8fache gestiegen war und das Anwachsen der Kriegsproduktion um das 6,6fache. Von dem hohen Tempo der erweiterten Reproduktion während des Vaterländischen Krieges zeugen auch die Kapitalinvestitionen in der sowjetischen Volkswirtschaft, die sich während der vier Jahre Kriegswirtschaft auf 113 Mrd. Rubel beliefen.

Die Lebensfähigkeit der sowjetischen Kriegswirtschaft beruht auf der sozialistischen Produktionsweise. Die Bedeutung des Wertgesetzes, der Marktpreise, der Gewinn- und Verlustrechnung in der sozialistischen Wirtschaft wird vom wissenschaftlichen Sozialismus keineswegs geleugnet. Die sowjetischen Wirtschaftler halten sich an jene Grundthese des Marxismus-Leninismus, daß das Kriterium der sozialistischen Gesellschaft die Liquidierung der Ausbeuterklassen und des Privateigentums an den Produktionsmitteln ist. Demzufolge wird durch den Sieg des Sozialismus in der UdSSR das persönliche Eigentum am Arbeitseinkommen, am Wohnhaus, an der Hauswirtschaft und an Gegenständen des persönlichen Bedarfs nicht ausgeschlossen, sondern vorausgesetzt. Darüber hinaus ist das Recht auf das persönliche Eigentum an den Arbeitsersparnissen, am Wohnhaus und an den Gegenständen des persönlichen Bedarfs ein zusätzlicher Impuls für die Entwicklung der sowjetischen Wirtschaft.

Die bekannte Wirkung des Wertgesetzes gilt in der sowjetischen Wirtschaft nur innerhalb der Grenzen der sozialistischen Produktions- und Reproduktionsverhältnisse. Die auf dem Kolchosmarkt wirksamen, unter dem Einfluß des Wertgesetzes und seines Mechanismus, des Gesetzes von Angebot und Nachfrage gebildeten Marktpreise heben nicht jene These auf, daß die Preise in der sowjetischen Wirtschaft auf die Hauptmasse der Waren vom Sowjetstaat im Interesse der sozialistischen Produktion und Reproduktion, zur Hebung des materiellen Lebensniveau der Werktätigen festgesetzt werden. Die Gewinn- und Verlustrechnung in der Sowjetwirtschaft widerspricht nicht etwa dem sozialistischen Wirtschaftssystem, sie ist im Gegenteil ein wichtiges Anregungsmittel für die Entwicklung der sozialistischen Produktion, weil sie die Erhöhung der Gewinne und demzufolge auch die Akkumulation fördert, ohne die sich Produktion und Reproduktion nicht entfalten können.

Die Wirtschaftler des Auslandes versteifen sich bei der Verteidigung der kapitalistischen Produktionsweise auf die Notwendigkeit der freien Konkurrenz als Triebkraft der Wirtschaft. In der UdSSR wurde die kapitalistische Konkurrenz abgeschafft. Dessenungeachtet ist das Entwicklungstempo in der sowjetischen Industrie bedeutend höher als in allen anderen Ländern. Es zeigt sich, daß es neue, stärkere Entwicklungsimpulse gibt. Sehr starke Antriebskräfte in der Planwirtschaft der UdSSR sind die ständig anwachsenden Bedürfnisse der Sowjetvölker und die steigenden Möglichkeiten zu ihrer Befriedigung. Hierzu gehören auch der gewaltige sozialistische Wettbewerb der Arbeiter, Kolchosbauern und der Intelligenz sowie das Prämiensystem zur Förderung der Werktätigen in der sozialistischen Arbeit. Die Werktätigen der Sowjetunion müssen ihre Lebensgrundlage – die sozialistische Wirtschaft – wie ihren Augapfel behüten und entwickeln.

Um für einen möglichst langen Zeitraum das Entstehen einer neuen imperialistischen Aggression gegen die sozialistische Heimat unmöglich zu machen und den Ausbruch eines dritten Weltkrieges zu verhindern, ist die militärische und wirtschaftliche Entwaffnung der imperialistischen Aggressoren und der Zusammenschluß des Lagers der antiimperialistischen demokratischen Länder notwendig. Man darf hierbei nicht vergessen, daß die kapitalistische Wirtschaft des Auslands selbst Aggression, Kriege und deren Anstifter hervorbringt. Der imperialistische Krieg ist letzten Endes nur der Ausdruck einer tierischen Konkurrenz in der materiellen Produktion. Die imperialistische Aggression gegen die Sowjetunion ist die Fortsetzung des Klassenkampfes in der internationalen Arena.

Die aggressiven, dem Kapitalismus entstammenden imperialistischen Länder versuchen die Völker in ein neues Blutbad, in einen dritten Weltkrieg zu stürzen. Eingedenk dieser Gefahr müssen die Völker der Sowjetunion unermüdlich auf der Hut sein, die sowjetische Jugend im Geiste der heldenhaften Traditionen des Vaterländischen Krieges erziehen, die Erfahrungen der Kriegswirtschaft studieren und die Mobilisierungsbereitschaft sicherstellen.

Wir fassen zusammen: Der wirtschaftliche Sieg des Sozialismus über den Faschismus ist ein Ausdruck für die gewaltige Lebensfähigkeit und Fortschrittlichkeit der sowjetischen, sozialistischen Ordnung und ihrer großen Zukunft. Diese Ordnung zu hüten und ihre mächtigen Produktivkräfte zu entwickeln, ist die heilige Pflicht der Völker der Sowjetunion.