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Das Gesetz der planmäßigen (proportionalen) Entwicklung der Volkswirtschaft

1. Die Notwendigkeit der planmäßigen Entwicklung der Volkswirtschaft im Sozialismus.
2. Hauptzüge und Erfordernisse des Gesetzes der planmäßigen Entwicklung der Volkswirtschaft.
3. Das Gesetz der planmäßigen Entwicklung der Volkswirtschaft und die sozialistische Planung.
4. Die Planwirtschaft als gesellschaftlicher Fortschritt.
5. Kurze Zusammenfassung

1. Die Notwendigkeit der planmäßigen Entwicklung der Volkswirtschaft im Sozialismus.

Für die sozialistische Produktionsweise ist die planmäßige (proportionale) Entwicklung der Volkswirtschaft kennzeichnend. Die Notwendigkeit und Möglichkeit der planmäßigen Entwicklung der sozialistischen Wirtschaft ergibt sich aus dem gesellschaftlichen Eigentum an den Produktionsmitteln. Engels schrieb: „Die Anarchie innerhalb der gesellschaftlichen Produktion (des Kapitalismus) wird ersetzt durch planmäßige bewusste Organisation.“[155]. Das gesellschaftliche Eigentum vereinigt die zahlreichen Betriebe zu einem einheitlichen volkswirtschaftlichen Ganzen. Die vergesellschaftete sozialistische Großproduktion kann sich nicht außerhalb eines gesamtgesellschaftlichen Plans entwickeln, der der Gesellschaft die Einheit des Ziels und des Handelns verleiht. Die sozialistische Großproduktion setzt sich uneingeschränkt nicht nur in der Industrie, sondern auch in der Landwirtschaft (in Form von Staatsbetrieben, MTS und Kollektivwirtschaften) durch. Sozialismus ist undenkbar ohne planmäßige Koordinierung der Industrie mit der Landwirtschaft, die Rohstoffe und Lebensmittel produziert und Industrieerzeugnisse konsumiert.

In der sozialistischen Wirtschaft sind infolge der Vergesellschaftung der Produktionsmittel solche „Barometer des Wirtschaftslebens“ der bürgerlichen Gesellschaft liquidiert wie spontane Schwankungen der Marktpreise, der Profitrate, des Zinsfuß, der Aktienkurse, von denen sich die Kapitalisten leiten lassen, wenn sie ihr Kapital in diese oder jene Produktionszweige dirigieren. Die kapitalistische Wirtschaft entwickelt sich im großen und ganzen auch proportional, denn dies ist durch den materiellen Zusammenhang der Produktion bedingt. Die Proportionalität setzt sich im Kapitalismus jedoch krisenhaft, spontan und gewaltsam über den Markt und mittels der Konkurrenz durch. Spontaneität und Selbstlauf sind mit der Entwicklung der sozialistischen Gesellschaft unvereinbar. Im Sozialismus existiert kein Kapital, dass sich verwerten muss, hier werden die Produktionsmittel und die Arbeitskräfte planmäßig auf die Zweige der Volkswirtschaft verteilt. So wie der Kapitalismus undenkbar ist ohne Konkurrenz und Anarchie der Produktion, die eine Vergeudung gesellschaftlicher Arbeit nach sich ziehen, ist der Sozialismus undenkbar ohne planmäßige Entwicklung der Volkswirtschaft, die eine rationelle und sparsame Ausnutzung der gesellschaftlichen Arbeit und ihrer Ergebnisse gewährleistet.

Lenin sagte in diesem Zusammenhang, dass man die Wirtschaft nicht ohne einen für längere Zeit ausgearbeiteten Plan führen kann, dass die gigantische Aufgabe der sozialistischen Revolution in folgendem besteht: „Umwandlung des ganzen staatlichen Wirtschaftsmechanismus in eine einzige große Maschine, in einen Wirtschaftsorganismus, der so arbeitet, dass sich Hunderte Millionen Menschen nach einem einzigen Plan richten.“[156]

Das gesellschaftliche Eigentum an den Produktionsmitteln und die vergesellschaftete Großproduktion in der Industrie wie auch in der Landwirtschaft machen es also objektiv notwendig und möglich, die gesamte Volkswirtschaft planmäßig, proportional zu entwickeln. Die planmäßige (proportionale) Entwicklung der Volkswirtschaft ist ein ökonomisches Gesetz des Sozialismus.

2. Hauptzüge und Erfordernisse des Gesetzes der planmäßigen Entwicklung der Volkswirtschaft.

Dieses Gesetz erfordert, dass der Staat die Volkswirtschaft planmäßig leitet, dass die einzelnen Produktionszweige planmäßig zu einem einheitlichen Ganzen verbunden, in ihrer Entwicklung die notwendigen Proportionen gewahrt, die Arbeitskräfte sowie die materiellen und finanziellen Mittel so rationell und nutzbringend wie möglich ausgenutzt werden. Im Sozialismus werden also Produktionsmittel und Arbeitskräfte nach Plan auf die verschiedenen Zweige der sozialistischen Wirtschaft verteilt.

Das Gesetz der planmäßigen Entwicklung besagt jedoch nicht, welchen Aufgaben die Proportionalität der Volkswirtschaft unterzuordnen ist. „Das Gesetz der planmäßigen Entwicklung der Volkswirtschaft kann nur in dem Fall den notwendigen Effekt zeitigen, wenn eine Aufgabe vorhanden ist, um deren Verwirklichung willen die planmäßige Entwicklung der Volkswirtschaft erfolgt ... Diese Aufgabe ist in dem ökonomischen Grundgesetz des Sozialismus enthalten.“[157]

In der sozialistischen Wirtschaft regelt der Plan in Übereinstimmung mit den Erfordernissen des ökonomischen Grundgesetzes des Sozialismus und in Anwendung des Gesetzes der planmäßigen (proportionalen) Entwicklung der Volkswirtschaft die Produktion. Die Erfordernisse des ökonomischen Grundgesetzes des Sozialismus werden in jeder Etappe unter Berücksichtigung des erreichten Entwicklungsstandes der Produktivkräfte, der verfügbaren materiellen Ressourcen sowie der inneren und äußeren Verhältnisse, in denen das Land des Sozialismus lebt, in die Tat umgesetzt. In Einklang damit und auf der Grundlage des Gesetzes der planmäßigen (proportionalen) Entwicklung werden die Proportionen in der Volkswirtschaft festgelegt.

Von diesen Proportionen ist an erster Stelle das richtige Verhältnis zwischen der Produktion von Produktionsmitteln und der Produktion von Konsumtionsmitteln zu nennen. Wie bereits dargelegt, erfordert das ununterbrochene Wachstum der Produktion auf der Basis der höchstentwickelten Technik, dass die Produktionsmittel erzeugenden Zweige schneller entwickelt werden als die Zweige, die Konsumtionsmittel erzeugen. Die Entwicklung der Schwerindustrie, insbesondere des Maschinenbaus, ist eine unerlässliche Voraussetzung für die technische Ausrüstung und die Steigerung der Arbeitsproduktivität sowie das stetige Wachstum der Leicht- und Nahrungsmittelindustrie.

Von erstrangiger Bedeutung ist die Herstellung der richtigen Proportionen zwischen Industrie und Landwirtschaft. Die Entwicklungsproportionen zwischen Industrie und Landwirtschaft müssen so gestaltet sein, dass einerseits die führende Rolle der Industrie, die die Landwirtschaft mit modernen technischen Mitteln ausrüstet und das Dorf mit Industriewaren versorgt, und anderseits das weitere ununterbrochene Wachstum der Produktion der Sowjet- und Kollektivwirtschaften gewährleistet ist, um die städtische Bevölkerung mit Nahrungsmitteln und die Industrie mit Rohstoffen zu versorgen.

Die proportionale Entwicklung der Volkswirtschaft erfordert eine rationelle Standortverteilung der sozialistischen Produktion auf die einzelnen Landesgebiete: Annäherung der Industrie an die Rohstoffquellen und Verbrauchergebiete, komplexe Entwicklung der Wirtschaft der einzelnen Gebiete unter Berücksichtigung ihrer Besonderheiten auf der Grundlage einer richtigen Koordinierung der Zweige und bestmöglicher Ausnutzung der örtlichen Hilfsquellen; wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung der unterentwickelten Gebiete und nationalen Republiken; Einschränkung unrationeller und weiter Transporte insbesondere im Straßen- und Luft-, aber auch im Schienen- und Wasserverkehr.

Im Interesse eines hohen Entwicklungstempos sind hohe Akkumulationsraten bei gleichzeitig steigender Konsumtion zu sichern. Hohe Akkumulationsraten erhöhen den Nationalreichtum, steigern die Arbeitsproduktivität und sichern so für die Zukunft die Befriedigung der ständig wachsenden materiellen und kulturellen Bedürfnisse bei gleichzeitig ununterbrochenem Wachstum aller Zweige der Volkswirtschaft.

Beim Übergang von der ersten zur zweiten Phase des Kommunismus sind solche Entwicklungsproportionen der Volkswirtschaft erforderlich, die die Entwicklung des gesamtgesellschaftlichen Eigentums fördern, die damit eine allmähliche Schaffung der materiellen Produktionsbasis des Kommunismus und eines Überflusses an Produkten gewährleisten.

Wenn die sozialistische Gesellschaft sich inmitten imperialistischer Mächte entwickelt, resultiert daraus die Notwendigkeit solcher Proportionen in der Volkswirtschaft, die dem Land des Sozialismus für den Fall einer Aggression eine mächtige ökonomische Basis sichern. Das schnelle Wachstum der sozialistischen Industrie und der kollektivwirtschaftlichen Produktion ist die Hauptbedingung für die Festigung der wirtschaftlichen Unabhängigkeit und der militärischen Verteidigungsfähigkeit des sozialistischen Staates.

Die Herausbildung des solidarisch handelnden, einheitlichen sozialistischen Lagers macht es notwendig, die Wirtschaft der Länder dieses Lagers planmäßig zu koordinieren. Wirtschaftliche Zusammenarbeit und gegenseitige Hilfe erleichtern den Aufbau des Sozialismus, festigen die wirtschaftliche Unabhängigkeit der sozialistischen Länder gegenüber dem Kapitalismus und erhöhen die Verteidigungsfähigkeit.

3. Das Gesetz der planmäßigen Entwicklung der Volkswirtschaft und die sozialistische Planung.

Die Kommunistische Partei und der sozialistische Staat verwirklichen die Erfordernisse des Gesetzes der planmäßigen Entwicklung der Volkswirtschaft mit Hilfe von Plänen, die die schöpferische Tätigkeit der werktätigen Massen organisieren und lenken. Die sozialistische Planung beruht auf der wissenschaftlichen Analyse der Wirtschaftsdaten und der politischen Lage. Die Volkswirtschaft planmäßig führen heißt deren Entwicklung voraussehen, die objektiven Bedingungen berücksichtigen, von den herangereiften Entwicklungsbedürfnissen des materiellen Lebens der Gesellschaft ausgehen und die Entwicklung in die gewünschte Richtung vorantreiben.

Das Gesetz der planmäßigen Entwicklung der Volkswirtschaft darf nicht mit der planmäßigen Führung der Volkswirtschaft selbst, die den Planungsorganen des sozialistischen Staates obliegt, und ebenso wenig mit den Jahres- und Fünfjahrplänen verwechselt werden. Es bietet den Staatsorganen die Möglichkeit, die gesellschaftliche Produktion richtig zu planen. Diese Möglichkeit ist aber noch keine Wirklichkeit. Um diese Möglichkeit in die Wirklichkeit umzusetzen, muss man lernen, das Gesetz der planmäßigen Entwicklung anzuwenden.

In der Praxis werden die Pläne den Erfordernissen des Gesetzes der planmäßigen Entwicklung der Volkswirtschaft nicht immer ganz gerecht. Wird gegen diese Erfordernisse verstoßen, macht sich das Gesetz dadurch bemerkbar, dass in einzelnen Abschnitten der Volkswirtschaft Disproportionen entstehen. Senkt man z.B. die Akkumulationsrate, wird sich die Steigerung der Arbeitsproduktivität verlangsamen.

Aufgabe der Planungsorgane ist es, bei der Planaufstellung keine Disproportionen zuzulassen; falls aber Disproportionen entstehen, müssen rechtzeitig Maßnahmen ergriffen werden, um sie zu beseitigen. Für eine kontinuierliche Entwicklung der Volkswirtschaft sind die Reserven an Arbeitskräften sowie an materiellen und finanziellen Mitteln von großer Bedeutung. Die Reserven ermöglichen es, in einzelnen Abschnitten der Volkswirtschaft entstehende Disproportionen schnell zu beseitigen oder ihrer Entstehung vorzubeugen und erlauben eine elastische Ausnutzung der Ressourcen.

Die Planung der Volkswirtschaft kann und wird ein positives Ergebnis zeitigen, d.h. die proportionale Entwicklung der Volkswirtschaft und den stetigen Aufschwung der Produktion sichern, wenn sie die Erfordernisse des Gesetzes der planmäßigen Entwicklung der Volkswirtschaft richtig zum Ausdruck bringt und in jeder Hinsicht den Erfordernissen des ökonomischen Grundgesetzes des Sozialismus Rechnung trägt.

Die sozialistische Planung nutzt die ökonomischen Instrumente, die mit dem Wirken des Wertgesetzes verbunden sind, so des Preises, des Geldes, des Handels und des Kredits. In den Volkswirtschaftsplänen wird die Produktion und die Verteilung der Erzeugnisse natural und in Geld ausgedrückt. Ein Instrument der planmäßigen Leitung ist die wirtschaftliche Rechnungsführung, die dazu anspornt, sparsam zu wirtschaften, alle Reserven zu mobilisieren, die Selbstkosten zu senken und die Rentabilität des Betriebs zu steigern.

Die Kommunistische Partei und der sozialistische Staat legen in jeder Etappe die wirtschaftlichen und politischen Hauptaufgaben der staatlichen Pläne fest. In Einklang damit wird das Produktionsvolumen, das Tempo der Produktionserweiterung in jedem Zweig der Volkswirtschaft, die Größe der Investitionen, das Lohnniveau usw. festgelegt.

Die planmäßige Führung der sozialistischen Volkswirtschaft basiert auf den Richtlinien der Kommunistischen Partei und obliegt staatlichen Organen und kommunalen Organen. Staatliche Pläne werden für die gesamte Volkswirtschaft, für die Wirtschaftszweige und die einzelnen Verwaltungen, für die Republiken, Regionen, Gebiete sowie für die Wirtschaftsgebiete des Landes ausgearbeitet. Die Ausarbeitung der Pläne und die Kontrolle ihrer Erfüllung obliegt dem Staatlichen Plankomitee des Ministerrats der UdSSR (Gosplan der UdSSR), den Unions- und den Republikministerien sowie den örtlichen Sowjets, die eigene Planungsorgane haben.

Die sozialistische Planung beruht auf der Verbindung der Perspektivpläne, die die Hauptlinie der wirtschaftlichen Entwicklung für eine Reihe von Jahren zum Ausdruck bringen, mit den laufenden Plänen, die das konkrete Arbeitsprogramm für kürzere Fristen darstellen. Zu den Perspektivplänen zählen die Fünfjahrpläne für die Entwicklung der Volkswirtschaft sowie die auf längere Zeiträume berechneten Pläne. Zu den laufenden Plänen gehören die Jahrespläne. Die laufenden Pläne werden auf der Grundlage der Perspektivpläne ausgearbeitet. Jeder staatliche Betrieb hat seinen Plan der technischen, Produktions- und Finanzaufgaben, der auf der Grundlage der staatlichen Planauflagen ausgearbeitet wird und einen zusammengefassten Plan der technischen, Produktions- und Finanztätigkeit des Betriebs darstellt.

Die planmäßige Entwicklung der sozialistischen Wirtschaft erfordert, dass die Prinzipien der zentralisierten Planung nach den Hauptkennziffern mit der notwendigen Selbständigkeit und Initiative in der Produktionsplanung seitens der unteren Organe verbunden werden. Die Fünfjahrpläne legen Hauptaufgaben für die Planungsperiode fest. Zur Realisierung der Pläne ist es notwendig, dass die Arbeiterklasse und alle anderen Werktätigen diese Planaufgaben als ihre eigenen erkennen, mit Enthusiasmus an die Erfüllung der Pläne gehen, den Wettbewerb entfalten und so Mängel in der Arbeit aufdecken, den Plan also von unten korrigieren.

Versuche, vom Zentrum aus alles bis ins Detail zu planen, oder auch ohne ausreichende Kenntnis und Berücksichtigung der örtlichen Verhältnisse und Möglichkeiten zu planen, lähmen die örtliche Initiative und verhindern die bestmögliche Ausnutzung der örtlichen Ressourcen sowie der gewaltigen Reserven, die in den verschiedenen Zweigen und Betrieben der sozialistischen Wirtschaft vorhanden sind.

Die staatliche planmäßige Führung der Genossenschaften hat ihre Besonderheiten, die dem Charakter des genossenschaftlich-kollektivwirtschaftlichen Eigentums entspringen. Der sozialistische Staat stützt sich bei der planmäßigen Führung der Kollektivwirtschaften auf die Aktivität der Kollektivbauern. Eine richtige Planung verlangt, dass die zentralen Planungsorgane die wichtigsten und entscheidenden Kennziffern und Aufgaben in bezug auf die landwirtschaftliche Produktion sowie auf die Ablieferung von landwirtschaftlichen Produkten an den Staat für die Gebiete, Regionen und Republiken festlegen. Auf Grund dieser wichtigsten und entscheidenden Kennziffern und Aufgaben stellen die örtlichen Planungsorgane und die Kollektivwirtschaften selbst die konkreten Pläne auf, die eine bestmögliche Ausnutzung aller Produktionsressourcen gewährleisten. Unter Zugrundelegung der staatlichen Aufgaben arbeitet die Leitung der Genossenschaft den Jahresproduktionsplan aus, der der Mitgliederversammlung der Kollektivbauern zur Prüfung und Bestätigung unterbreitet wird.

Die planmäßige Führung der Volkswirtschaft erfordert, dass die Schwerpunkte in der Wirtschaft festgelegt werden. Der Plan legt die wichtigsten Zweige fest, von denen die erfolgreiche Erfüllung des gesamten Volkswirtschaftsplans abhängt. Diese Zweige werden in erster Linie mit Produktionsmitteln, Arbeitskräften und Finanzmitteln versorgt. In Einklang mit den führenden Zweigen werden auch die übrigen Zweige geplant, um so einen Aufschwung der gesamten Volkswirtschaft und die rationellste Koordinierung der Wirtschaftszweige herbeizuführen.

Das Gesetz der planmäßigen (proportionalen) Entwicklung der Volkswirtschaft fordert strikte Koordinierung der Pläne der einzelnen Zweige und ihre wechselseitige Verbindung im einheitlichen Wirtschaftsplan. „Alle Pläne der einzelnen Produktionszweige“, sagte Lenin, „müssen streng koordiniert, miteinander verbunden sein und in ihrer Gesamtheit den einheitlichen Wirtschaftsplan bilden, den wir so dringend benötigen.“[158]

Die Wirtschaftspläne enthalten einen bestimmten Kreis von Kennziffern: Naturalkennziffern (Art der Erzeugnisse, Sortiment usw.) und Wertkennziffern (Gesamtproduktion, Selbstkosten, Einnahmen und Ausgaben usw.). Aus den Natural- und Wertkennziffern werden qualitative Kennziffern ausgegliedert (Steigerung der Arbeitsproduktivität, Senkung der Selbstkosten, Rentabilität, Verbesserung der Produktionsqualität, Ausnutzung der Produktionsmittel, der Ausrüstungen, Maschinen, Rohstoffe usw.)

Bei der Ermittlung der richtigen volkswirtschaftlichen Proportionen ist eine der wichtigsten Methoden das Bilanzsystem. Auf Grund der Bilanzen stellt der sozialistische Staat die in Natural- und Geldeinheiten ausgedrückten Entwicklungsproportionen der Volkswirtschaft fest und bestimmt die Mittel und deren Verteilung auf die einzelnen Produktionszweige und Erzeugnisarten. Eine Gegenüberstellung der verfügbaren Mittel und des Bedarfs ermöglicht es, Engpässe in der Volkswirtschaft, Missverhältnisse im Entwicklungsstand und -tempo zwischen einzelnen Zweigen aufzudecken und entsprechende Gegenmaßnahmen zu treffen. Außerdem bietet das Bilanzsystem die Möglichkeit, zusätzliche Ressourcen durch Einsparung von Rohstoffen und Material oder durch bessere Ausnutzung der Ausrüstung zu erschließen.

Man unterscheidet zwischen Materialbilanzen (in Naturaleinheiten ausgedrückt), in Geldform ausgedrückten Bilanzen und Arbeitskräftebilanzen. Die Materialbilanzen zeigen das Verhältnis zwischen der Produktion und der Konsumtion eines Erzeugnisses bzw. einer Erzeugnisgruppe in Naturaleinheiten. Sie werden für die wichtigsten Erzeugnisse aufgestellt, z.B. für Werkzeugmaschinen, Erze, Metall, Baumwolle und andere Produktionsmittel, oder für Konsumgüter wie Fleisch, Butter, Zucker usw. Die Materialbilanzen sind für die Aufstellung der Materialversorgungspläne aller Zweige der Volkswirtschaft notwendig, gegliedert nach Ministerien und Verwaltungen. Diese Pläne sehen auf der Grundlage fortschrittlicher Normen eine verbesserte Ausnutzung der Ausrüstung, der Rohstoffe, Brennstoffe usw. vor. Zu den in Geldform ausgedrückten Bilanzen gehören: die Bilanz der Geldeinnahmen und -ausgaben der Bevölkerung, die Bilanz des Nationaleinkommens und seiner Verteilung u.a. Aus der Arbeitskräftebilanz gehen der Bedarf der Volkswirtschaft an Arbeitskräften, an qualifizierten Kadern und die Ressourcen zur Deckung dieses Bedarfs hervor.

Die sozialistische Planung, ein Ausdruck der Erfordernisse des Gesetzes der planmäßigen Entwicklung der Volkswirtschaft, ist direktiver Natur. Die staatlichen Pläne sind keine Planprognosen, sondern Plandirektiven, die für die leitenden Organe verbindlich sind und die Richtung der wirtschaftlichen Entwicklung des ganzen Landes bestimmen.

Nach der Bestätigung durch die obersten Organe des sozialistischen Staates erlangen die staatlichen Pläne die Kraft eines juristischen Gesetzes, das unbedingt einzuhalten ist. Die Wirtschaftsleiter haben dafür zu sorgen, dass jeder Betrieb den Plan von Monat zu Monat und von Quartal zu Quartal nicht nur der Bruttoproduktion, sondern auch dem Sortiment nach erfüllt; sie sind verpflichtet, sich für eine systematische Verbesserung der Qualität der Produktion und für die im Plan festgelegte Senkung der Selbstkosten einzusetzen.

Die sozialistische Planung ist von aktiver und mobilisierender Natur. Die sozialistischen Pläne lenken die Arbeit von Millionen Menschen im ganzen Land, geben den werktätigen Massen eine klare Perspektive und begeistern sie zu großen Arbeitstaten. Der Plan – das ist die lebendige, schöpferische Tätigkeit der Produzenten. Die Realität der Produktionspläne – das sind die Millionen Werktätigen, die ein neues Leben schaffen.

Die Aufstellung des Plans ist erst der Anfang der Planung. Lenin bezeichnete den Plan für die Elektrifizierung Russlands (GOELRO) als zweites Parteiprogramm und hob in diesem Zusammenhang hervor: ,,... dieses Programm wird jeden Tag, in jeder Werkstatt, in jedem Amtsbezirk verbessert, weiter ausgearbeitet, vervollkommnet und abgeändert“[159]. Jeder Plan wird an Hand der Erfahrungen der Massen, unter Berücksichtigung des Verlaufs der Planerfüllung, präzisiert, abgeändert und vervollkommnet, denn kein Plan kann all die Möglichkeiten voraussehen, die die sozialistische Ordnung in sich birgt und die erst im Prozess der Arbeit erschlossen werden. Im Kampf um die Verwirklichung des Plans in der Fabrik, im Werk, in der Sowjetwirtschaft und in der Kollektivwirtschaft tritt die schöpferische Initiative und die Aktivität der Massen zutage, entfaltet sich der sozialistische Wettbewerb und werden neue Reserven für den beschleunigten Aufschwung der Wirtschaft aufgedeckt. Die Mobilisierung der Massen erfolgt unter der Führung der Kommunistischen Partei durch die staatlichen und gesellschaftlichen Organisationen, die Gewerkschaften und den Kommunistischen Jugendverband. Der aktive Kampf der Massen um die Erfüllung der Pläne zur Entwicklung der Volkswirtschaft führt zu einer regelmäßigen Übererfüllung dieser Pläne, ein Faktor, der den Aufbau der kommunistischen Gesellschaft beschleunigt.

Die sozialistischen Pläne können nur dann mobilisierend wirken, wenn sich die Planungsorgane auf das Neue und Fortschrittliche orientieren, das in der Praxis des kommunistischen Aufbaus, bei der schöpferischen Tätigkeit der Massen entsteht. Die Pläne dürfen nicht auf den in der Produktion erreichten Durchschnittsnormen basieren, sondern müssen auf fortschrittlichen Normen des Arbeitsaufwands, der Ausnutzung der Ausrüstung, des Verbrauchs von Roh-, Brenn- und Hilfsstoffen beruhen, d.h. auf Normen, die sich nach den Erfahrungen der fortgeschrittenen Betriebe und fortgeschrittenen Werktätigen orientieren.

Eine der wichtigsten Aufgaben der planmäßigen Führung der Volkswirtschaft ist die Kontrolle der Planerfüllung, die es ermöglicht festzustellen, ob der Plan die Erfordernisse des Gesetzes der planmäßigen Entwicklung der Volkswirtschaft richtig widerspiegelt und wie er erfüllt wird. Sie ermöglicht es, vorhandene Disproportionen rechtzeitig aufzudecken, der Entstehung neuer Disproportionen in der Wirtschaft vorzubeugen, neue Produktionsreserven zu erschließen und die notwendigen Korrekturen an den Volkswirtschaftsplänen vorzunehmen.

Um die planmäßige Führung der sozialistischen Wirtschaft zu gewährleisten, ist ein einheitliches System der volkswirtschaftlichen Rechnungslegung und Statistik notwendig. In der sozialistischen Wirtschaft sind Rechnungslegung und Statistik organisch mit dem Volkswirtschaftsplan verbunden. Die statistischen Unterlagen über die Planerfüllung sind notwendiges Material für die Aufstellung des folgenden Plans. Das sozialistische System der Rechnungslegung und Statistik ermöglicht es, die Erfüllung des Plans im ganzen und in seinen einzelnen Teilen zu kontrollieren.

4. Die Planwirtschaft als gesellschaftlicher Fortschritt.

Im Gegensatz zum Kapitalismus, wo die Proportionalität über die Zufälligkeiten des Marktes hergestellt wird, und die Wirtschaft sich zyklisch, über periodisch wiederkehrende Krisen entwickelt, ist die sozialistische Wirtschaft durch eine ununterbrochene, aufsteigende und schnelle Entwicklung gekennzeichnet. Die sozialistische Wirtschaft ist frei von Wirtschaftskrisen, die die Volkswirtschaft ruinieren, der Gesellschaft gewaltigen materiellen Schaden zufügen und sie periodisch zurückwerfen.

Die Sowjetunion hat während der Vorkriegs-Fünfjahrpläne, also innerhalb von etwa 13 Jahren, einen Sprung gemacht, der das Land aus einem rückständigen in ein fortgeschrittenes, aus einem Agrar- in ein Industrieland verwandelt hat. Die kapitalistische Welt hat in der gleichen Zeitspanne zwei Wirtschaftskrisen (1929 bis 1933 und 1937) durchlebt, die von einer enormen Zerstörung der Produktivkräfte, einer kolossalen Zunahme der Arbeitslosigkeit und starker Verelendung der Massen begleitet waren. In der Nachkriegsperiode entwickelt sich die sozialistische Wirtschaft der UdSSR planmäßig auf der Grundlage eines ununterbrochenen Aufschwungs der Produktion, während die kapitalistischen Länder, vor allem die USA, in diesem Zeitabschnitt die Krisenjahre 1948 und 1949 erlebten.

Die sozialistische Planwirtschaft schließt Arbeitslosigkeit aus und sichert die Beschäftigung aller Arbeitskräfte der Gesellschaft. Die kapitalistische Wirtschaft erzeugt zwangsläufig Arbeitslosigkeit.

Die Planwirtschaft setzt eine Entwicklung der Produktion voraus, die die Befriedigung der Bedürfnisse der gesamten Gesellschaft zum Ziel hat. Die Kapitalisten investieren ihr Kapital in den Wirtschaftszweigen, in denen die Profitrate am höchsten ist.

Die sozialistische Planwirtschaft sichert eine planmäßige Entwicklung von Wissenschaft und Technik im Einklang mit den Erfordernissen der Volkswirtschaft. Im Kapitalismus unterliegt die Entwicklung der Technik dem Gesetz der Konkurrenz und der Anarchie der Produktion, vollzieht sie sich äußerst ungleichmäßig und verstärkt zwangsläufig die Disproportionalität der Produktion.

Die sozialistische Planwirtschaft befreit die Gesellschaft nicht nur von der den Kapitalismus kennzeichnenden gewaltigen Vergeudung an gesellschaftlicher Arbeit, sondern sichert auch die sparsamste und wirkungsvollste Ausnutzung aller Ressourcen sowohl im Rahmen des Betriebs als auch im Maßstab der gesamten Volkswirtschaft und erschließt immer neue Reserven für den Aufschwung der Produktion. Der sozialistische Staat legt die Produktionsbeziehungen zwischen den Betrieben planmäßig fest und sorgt für die rationellste Standortverteilung der sozialistischen Produktion.

Im Gegensatz zum privatkapitalistischen Rentabilitätsprinzip, das den Interessen einzelner Betriebe, der Erzielung des Maximalprofits untergeordnet ist, sichert das Gesetz der planmäßigen Entwicklung der Volkswirtschaft und die sozialistische Planung die höchste Form der Rentabilität, d.h. der Rentabilität unter dem Gesichtspunkt der gesamten Volkswirtschaft. Deshalb ist im Sozialismus ein so grandioser Aufbau möglich, dessen Maßstäbe in der kapitalistischen Wirtschaft aufgrund von Privateigentum, Produktionsanarchie und Konkurrenzkampf undenkbar sind.

5. Kurze Zusammenfassung

1. Die Notwendigkeit und Möglichkeit der planmäßigen Entwicklung der Volkswirtschaft entspringt dem gesellschaftlichen, sozialistischen Eigentum an den Produktionsmitteln. Die planmäßige (proportionale) Entwicklung der Volkswirtschaft ist ein ökonomisches Gesetz des Sozialismus.

2. Der Plan regelt in der sozialistischen Wirtschaft die Verteilung der Arbeitskräfte und der Produktionsmittel in Übereinstimmung mit dem ökonomischen Grundgesetz des Sozialismus. Das Gesetz der planmäßigen (proportionalen) Entwicklung der Volkswirtschaft erfordert planmäßige Führung der Wirtschaft, proportionale Entwicklung aller Teile der Volkswirtschaft und zweckmäßigsten und effektivsten Einsatz der Arbeitskräfte sowie der materiellen und finanziellen Mittel.

3. Die sozialistische Planung zeigt positive Ergebnisse, wenn sie die Erfordernisse des Gesetzes der planmäßigen Entwicklung der Volkswirtschaft richtig widerspiegelt und den Erfordernissen des ökonomischen Grundgesetzes des Sozialismus Rechnung trägt. Bei der planmäßigen Führung der Volkswirtschaft werden ökonomische Instrumente ausgenutzt, die mit dem Wirken des Wertgesetzes verbunden sind. Bei der Festlegung der richtigen Entwicklungsproportionen der Volkswirtschaft kommt der Bilanzmethode der Planung große Bedeutung zu.

4. Die planmäßige Führung der Volkswirtschaft ist der wichtigste Wesenszug der wirtschaftlich-organisatorischen Funktion des sozialistischen Staates. Die Volkswirtschaftspläne werden von den staatlichen Organen auf Grund der von der Kommunistischen Partei gegebenen Direktiven ausgearbeitet, ausgehend von der wissenschaftlichen Verallgemeinerung der Erfahrungen des sozialistischen Aufbaus sowie der äußeren und inneren Verhältnisse. Die staatlichen Pläne orientieren sich auf alles Fortschrittliche, das in der Praxis des kommunistischen Aufbaus, bei der schöpferischen Tätigkeit der Massen entsteht; es sind Direktivpläne. Unerlässliche Voraussetzungen für die planmäßige Führung der Volkswirtschaft sind die Mobilisierung der Massen zur Erfüllung und Übererfüllung der Planaufgaben und die laufende Kontrolle über die Planerfüllung.

5. Die planmäßige, krisenfreie Entwicklung der Volkswirtschaft ist der größte Fortschritt des Sozialismus gegenüber dem Kapitalismus, denn sie sichert eine für die kapitalistische Produktionsweise unerreichbare Einsparung an Mitteln und eröffnet alle Möglichkeiten für das ununterbrochene, schnelle und allseitige Wachstum der Produktion im Interesse der Arbeiterklasse und damit des ganzen Volkes.