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Die gesellschaftliche Arbeit im Sozialismus

1. Der Charakter der Arbeit im Sozialismus.
2. Das Prinzip der materiellen Interessiertheit.
3. Die Arbeit als Pflicht der Mitglieder der sozialistischen Gesellschaft. Verwirklichung des Rechts auf Arbeit.
4. Die Verteilung nach Arbeitsleistung.
5. Die sozialistische Kooperation der Arbeit.
6. Der sozialistische Wettbewerb.
7. Das stetige Wachstum der Arbeitsproduktivität.
8. Kurze Zusammenfassung

1. Der Charakter der Arbeit im Sozialismus.

Die sozialistischen Produktionsverhältnisse führen eine grundlegende Veränderung im Charakter der Arbeit herbei. Die Arbeit im Sozialismus ist frei von Ausbeutung. „Zum ersten mal nach Jahrhunderten der Arbeit für andere, der unfreien Arbeit für die Ausbeuter, bietet sich ihm (dem Arbeitsmann) die Möglichkeit, für sich selbst zu arbeiten, und zwar zu arbeiten, gestützt auf alle Errungenschaften der modernen Technik und Kultur.“[160]

Während die unfreie Arbeit im Kapitalismus nur mittelbar als gesellschaftliche Arbeit auftritt, hat die Arbeit im Sozialismus unmittelbar gesellschaftlichen Charakter. Das gesellschaftliche Eigentum an den Produktionsmitteln macht es möglich und zugleich notwendig, die Arbeit im Maßstab der gesamten Gesellschaft planmäßig zu organisieren.

Die Stellung des werktätigen Menschen in der Gesellschaft hat sich von Grund auf verändert, da die Stellung des Menschen in der sozialistischen Gesellschaft nur durch die Arbeit und die persönlichen Fähigkeiten bestimmt ist.

Die Befreiung von Ausbeutung und damit die Veränderung der gesellschaftlichen Stellung der Produzenten führen zu einer neuen Einstellung zur Arbeit. Während die Ausbeuterordnung im Laufe der Jahrhunderte zahlreichen Generationen der Werktätigen die Arbeit zur schweren und schimpflichen Last machte, verwandelt der Sozialismus die Arbeit in eine ehrenhafte und anspornende kollektive Tätigkeit und verleiht ihr in zunehmendem Maße schöpferischen Charakter. In der sozialistischen Gesellschaft genießt der werktätige Mensch, wenn er gut arbeitet und Initiative zur Verbesserung der Produktion zeigt, Achtung und Respekt.

2. Das Prinzip der materiellen Interessiertheit.

Im Sozialismus erhalten sich noch beträchtliche Überreste der alten Arbeitsteilung: so die wesentlichen Unterschiede zwischen der geistigen und der körperlichen Arbeit, zwischen der des Arbeiters und des Bauern, zwischen der qualifizierten und der einfachen Arbeit. Diese Überreste der alten Arbeitsteilung werden erst allmählich, mit zunehmender Entwicklung der Produktivkräfte des Sozialismus und mit der Schaffung der materiellen Produktionsbasis des Kommunismus überwunden.

Die Arbeit ist im Sozialismus noch nicht zum ersten Lebensbedürfnis der Menschen geworden. Es ist noch nicht zur Gewohnheit geworden, für das Gemeinwohl zu arbeiten. Im Stadium des Sozialismus ist die Arbeit oft noch schwer und monoton. Die Überbleibsel des Kapitalismus sind weder in den materiellen Verhältnissen noch im Bewusstsein der Menschen restlos überwunden. Zunächst existiert im Sozialismus eine zeitlang noch die kleine Warenproduktion, welche als Muttermal des Kapitalismus konkurrenzförmiges Arbeiten und Leben befördert. Weiter gibt es neben der großen Masse der Werktätigen, die ihre Pflicht der Gesellschaft gegenüber ehrlich erfüllen und schöpferische Initiative in der Arbeit entwickeln, Menschen, die ihren Pflichten nicht gewissenhaft nachkommen und gegen die Arbeitsdisziplin verstoßen. Solche Menschen sind bestrebt, der sozialistischen Gesellschaft sowenig wie möglich zu geben und soviel wie möglich aus ihr herauszuholen.

Um die Arbeit zum „ersten Lebensbedürfnis“ (Marx) zu machen, genügt es nicht, ihr gesellschaftlichen Charakter zu verleihen. Die Arbeit eines jeden muss dazu ein notwendiger Dienst an der Gesellschaft und gleichzeitig Selbstverwirklichung des Menschen sein, also alle seine besten Kräfte und Fähigkeiten fordern und entwickeln. Aus all dem folgt, dass im Sozialismus das Prinzip der materiellen Interessiertheit des Werktätigen an den Ergebnissen seiner Arbeit, an der Entwicklung der Produktion von größter Bedeutung ist. Diese Interessiertheit wird dadurch gewährleistet, dass die Stellung des Werktätigen in der Gesellschaft entsprechend der vorhandenen Arbeitsteilung von den Arbeitsergebnissen, von den Ergebnissen seiner Produktionstätigkeit abhängig gemacht wird.

Das Prinzip der materiellen Interessiertheit eines jeden Werktätigen an den Ergebnissen der Arbeit ist eines der Grundprinzipien der sozialistischen Wirtschaftsführung. Lenin lehrt „dass man jeden großen Zweig der Volkswirtschaft auf der persönlichen Interessiertheit aufbauen muss.“[161]

Das Prinzip der materiellen Interessiertheit findet bei der Entlohnung der Arbeiter und Angestellten, bei der Verteilung der Einkünfte in den Kollektivwirtschaften, bei der Organisierung der wirtschaftlichen Rechnungsführung, bei der Festsetzung der Preise für die Erzeugnisse der Industrie und der Landwirtschaft usw. weitestgehende Anwendung.

Daraus folgt die Notwendigkeit der „strengsten Kontrolle seitens der Gesellschaft und seitens des Staates über das Maß der Arbeit und das Maß der Konsumtion, aber diese Kontrolle muss mit der Expropriation der Kapitalisten beginnen, mit der Kontrolle der Arbeiter über die Kapitalisten, und darf nicht von einem Beamtenapparat durchgeführt werden, sondern vom Staat der bewaffneten Arbeiter.“[162] Der sozialistische Staat kontrolliert die Teilnahme der Menschen an der Arbeit, berücksichtigt die Unterschiede in der Qualifikation der Werktätigen und setzt die Normen der Arbeit und ihre Bezahlung für jeden Werktätigen fest. Solange die Arbeit für den überwiegenden Teil der Mitglieder der Gesellschaft noch nicht zu einem natürlichen Bedürfnis geworden ist, besteht die Aufgabe des sozialistischen Staates darin, die gesellschaftliche Arbeit so zu organisieren, dass derjenige, der mehr und besser arbeitet, einen größeren Teil des gesellschaftlichen Produkts erhält.

3. Die Arbeit als Pflicht der Mitglieder der sozialistischen Gesellschaft. Verwirklichung des Rechts auf Arbeit.

Sozialismus und Arbeit sind nicht voneinander zu trennen. Der Sozialismus hat den schreienden Widerspruch der kapitalistischen Ordnung beseitigt, in der die ausbeutende Oberschicht der Gesellschaft ein Parasitendasein führt, während die Arbeiter das Joch kräftezehrender Arbeit zu tragen haben, die nur im Falle von Arbeitslosigkeit durch Perioden erzwungener Untätigkeit unterbrochen wird. Der Sozialismus liquidiert das Eigentum der Kapitalisten an den Produktionsmitteln und beseitigt damit die Bedingungen, unter denen die eine Klasse von der Arbeit einer anderen Klasse leben konnte. Die Herstellung des gesellschaftlichen Eigentums an den Produktionsmitteln bedeutet gleiche Pflicht der Bürger zur Teilnahme an der gesellschaftlichen Arbeit, da im Sozialismus nur die persönliche Arbeit Existenzquelle der Menschen ist.

Die sozialistische Ordnung führt nicht nur erstmalig in der Geschichte der Menschheit die gleiche Pflicht zur Arbeit für alle arbeitsfähigen Bürger ein, sondern verwirklicht damit auch das im Kapitalismus bestenfalls auf dem Papier existierende gleiche Recht auf Arbeit. Damit wird im Sozialismus ein jahrhundertealter Traum der werktätigen Massen zur Wirklichkeit. Das Recht auf Arbeit ergibt sich aus dem gesellschaftlichen Eigentum an den Produktionsmitteln, das allen Bürgern gleichermaßen Zugang zur Arbeit auf dem gesellschaftlichen Boden, in den gesellschaftlichen Fabriken und Werken verschafft. Unter dem Recht auf Arbeit versteht man den Anspruch eines jeden arbeitsfähigen Mitglieds der Gesellschaft auf garantierte Arbeit, die nach ihrer Quantität und Qualität entlohnt wird. Die Verwirklichung des Rechts auf Arbeit ermöglicht es, erheblich mehr Arbeitskräfte der Gesellschaft im Interesse der Entwicklung der Produktion einzusetzen. Mit der ununterbrochenen Steigerung der Produktion im Sozialismus geht gesetzmäßig ein stetiges zahlenmäßiges Wachstum der Arbeiterklasse einher.

Die Liquidierung der Arbeitslosigkeit in der Stadt und der agrarischen Übervölkerung sowie der Armut im Dorf und das ununterbrochene Wachstum der sozialistischen Produktion verändern die Bedingungen für die Versorgung der Betriebe mit Arbeitskräften von Grund auf. Während im Kapitalismus die Nachfrage nach Arbeitskräften spontan, aus der industriellen Reservearmee und der agrarischen Übervölkerung befriedigt wird, erfolgt die Deckung des Arbeitskräftebedarfs im Sozialismus planmäßig, auf dem Weg der organisierten Werbung, Ausbildung und Verteilung der Arbeitskräfte.

Im Gegensatz zum Kapitalismus, der den Arbeiter zu einem Anhängsel der Maschine macht und die Fähigkeiten der Menschen erstickt, schafft der Sozialismus alle für die Entwicklung und Entfaltung der Fähigkeiten der Werktätigen notwendigen Voraussetzungen, indem er die Arbeit von der Ausbeutung befreit und allen Bürgern freien Zugang zur Bildung verschafft.

Der ununterbrochene Aufschwung der sozialistischen Produktion auf der Basis der höchstentwickelten Technik erfordert eine stetige Hebung des kulturellen und technischen Niveaus der Werktätigen und eine prozentuale Zunahme der qualifizierten Arbeiter in allen Zweigen der Volkswirtschaft.

Das kulturelle und technische Niveau der Werktätigen wird auch durch die Berufsausbildung gehoben, die sowohl die Ausbildung des Arbeiternachwuchses als auch die berufliche Qualifikation ohne Unterbrechung der Arbeit umfasst. Um den Bedarf an qualifizierten Kräften für die wichtigsten Wirtschaftszweige zu decken, ist in der UdSSR das System der staatlichen Arbeitsreserven geschaffen worden, das die Industrie- und Eisenbahnerschulen sowie die Betriebsschulen umfasst. Die Schüler dieser Schulen werden in der Lehrzeit vom Staate unterhalten. Neben den staatlichen Arbeitsreserven ist die berufliche Massenausbildung von Millionen Werktätigen, die einzeln, in Brigaden und in Lehrgängen in den Betrieben ausgebildet werden, eine wichtige Quelle neuer Facharbeiter. Desgleichen ist ein schnelles zahlenmäßiges Wachstum der Intelligenz und der hoch qualifizierten Spezialisten anzustreben, die aus den Reihen der Arbeiter und Bauern hervorgehen.

4. Die Verteilung nach Arbeitsleistung.

Die sozialistische Produktionsweise bedingt auch eine ihr entsprechende Form der Verteilung. Im Hinblick auf die sozialistische Gesellschaft schrieb Engels „dass die Verteilung, soweit sie durch rein ökonomische Rücksichten beherrscht wird, sich regeln wird durch das Interesse der Produktion, und die Produktion wird gefördert am meisten durch eine Verteilungsweise, die allen Gesellschaftsgliedern erlaubt, ihre Fähigkeiten möglichst allseitig auszubilden, zu erhalten und auszuüben“[163]. Im Sozialismus wird die Verteilung nach Arbeitsleistung dieser Forderung am meisten gerecht.

In der ersten Phase des Kommunismus haben die Produktivkräfte noch nicht das hohe Entwicklungsniveau erreicht, das den für die Verteilung nach den Bedürfnissen notwendigen Überfluss an Produkten gewährleistet. Aus diesem Grunde ist die Verteilung nach Arbeitsleistung der einsichtige und notwendige Verteilungsmodus der materiellen Güter. Dies sichert die persönliche materielle Interessiertheit eines jeden Werktätigen an den Ergebnissen seiner Arbeit und wird somit zur Triebkraft der Entwicklung der Produktion und spornt zur Steigerung der Arbeitsintensität und Arbeitsproduktivität an und trägt damit gleichzeitig zur Hebung des Wohlstands bei.

Die Verteilung nach Arbeitsleistung macht den Anteil eines jeden Werktätigen am Produkt der gesellschaftlichen Arbeit direkt vom Grad seiner Teilnahme an der gesellschaftlichen Produktion abhängig und verbindet auf diese Weise die persönlichen Interessen des Werktätigen mit den gesamtstaatlichen Interessen.

Die Verteilung nach Arbeitsleistung macht es notwendig, den Unterschied zwischen der qualifizierten und der einfachen Arbeit genau zu berücksichtigen. Die höhere Entlohnung der qualifizierten Arbeit wird der Qualifikation des Werktätigen gerecht und eröffnet dem ungelernten Arbeiter die Perspektive, in die Kategorie der qualifizierten aufzurücken. Das schafft einen Anreiz für die Hebung des kulturellen und technischen Niveaus der Werktätigen und führt zur allmählichen Aufhebung der Gegensätze zwischen der geistigen und der körperlichen Arbeit.

Die Verteilung nach Arbeitsleistung trägt auch zur Senkung der Fluktuation der Arbeitskräfte und zur Schaffung eines festen Arbeiterstammes bei, ein Faktor, der für die Verbesserung der Arbeitsorganisation in den Betrieben von großer Bedeutung ist. Ohne einen festen Stamm von Arbeitern, die sich die Technik angeeignet und Produktionserfahrungen gesammelt haben, ist eine erfolgreiche Entwicklung der sozialistischen Produktion unmöglich. Die Verteilung nach Arbeitsleistung ist somit eine objektive Notwendigkeit in der ersten Phase des Kommunismus.

Die Verteilung nach Arbeitsleistung erfordert: Verteilung der Produkte in direkter Abhängigkeit von der Quantität und der Qualität der Arbeit eines jeden Werktätigen und gleichen Lohn für gleiche Arbeit unabhängig von Geschlecht, Alter, Rasse und Nationalität der Bürger der sozialistischen Gesellschaft. Die Vergütung der Arbeit basiert in der Industrie wie auch in der Landwirtschaft auf dem Leistungsprinzip.

Der sozialistische Staat verwirklicht das Leistungsprinzip in entschiedenem Kampf gegen Tendenzen des Raffertums wie auch gegen kleinbürgerliche Gleichmacherei, d.h. gegen eine nivellierende Entlohnung der Arbeit unabhängig von ihrer Quantität und Qualität, von der Qualifikation der Werktätigen und von der Arbeitsproduktivität. Unter Gleichheit versteht der Marxismus nicht Gleichheit der körperlichen und geistigen Fähigkeiten oder der Bedürfnisse, sondern gesellschaftliche, ökonomische Gleichheit. Für den Sozialismus bedeutet das eine für alle gleichermaßen gültige Beseitigung des Privateigentums an den Produktionsmitteln und der Ausbeutung, gleichen Zugang zur Arbeit auf der Grundlage der gesellschaftlichen Produktionsmittel, die für alle gleiche Pflicht zur Arbeit, das für alle einheitliche Prinzip der Entlohnung nach Arbeitsleistung.

5. Die sozialistische Kooperation der Arbeit.

Sozialismus bringt eine neue, im Vergleich zu den früheren Gesellschaftsformationen höhere Stufe in der historischen Entwicklung der Arbeitskooperation hervor. Die sozialistische Kooperation der Arbeit ist die Kooperation der von der Ausbeutung befreiten Werktätigen, die durch kameradschaftliche Zusammenarbeit und gegenseitige Hilfe miteinander verbunden sind. Sie beruht auf der fortgeschrittensten Technik. Die sozialistische Kooperation schafft eine unvergleichlich stärkere Produktivkraft der Arbeit als die kapitalistische Kooperation. Die der Kooperation eigenen Methoden, die Produktivkraft der gesellschaftlichen Arbeit zu steigern, wie die Arbeitsteilung und die Anwendung der Maschinentechnik, die Einsparung von Produktionsmitteln infolge ihrer gemeinsamen Benutzung usw. erfahren im Sozialismus die höchste Entwicklung.

Im Gegensatz zum Privateigentum an den Produktionsmitteln, das die Maßstäbe der Kooperation der Arbeit begrenzt, eröffnet das gesellschaftliche Eigentum an den Produktionsmitteln der Arbeitskooperation weite Perspektiven und ermöglicht die Vereinigung der Arbeit vieler Menschen, in Ausmaßen, die für den Kapitalismus unerreichbar sind. Das kommt in der für den Kapitalismus unvorstellbar hohen Konzentration der Produktion sowohl in der Industrie als auch in der Landwirtschaft und in der Durchführung gesamtstaatlicher Wirtschaftsmaßnahmen größten Umfangs zum Ausdruck.

Der sozialistischen Kooperation ist eine neue Arbeitsdisziplin eigen, die sich von der aller früheren Formationen prinzipiell unterscheidet. Sozialistische Arbeitsdisziplin ist bewusste, kameradschaftliche Disziplin, die sich aus den Notwendigkeiten der Arbeitsorganisation selbst ergibt. Jede gemeinsame Arbeit bedarf der Leitung, um das Wirken der Werktätigen zu koordinieren und die notwendigen Produktionsbeziehungen zwischen ihnen herzustellen. Im Sozialismus entspricht deshalb die Aufrechterhaltung der notwendigen Arbeitsdisziplin den grundlegenden Interessen der Werktätigen. Die Erziehung der heranwachsenden Generation im Geist der sozialistischen Arbeitsdisziplin ist wichtigste Aufgabe der Arbeiterklasse und ihres Staates.

Die sozialistische Kooperation der Arbeit verlangt strikte und unentwegte Durchführung des Prinzips der Einzelleitung in allen Abschnitten des Produktions- und Verwaltungsapparats. Unter Einzelleitung versteht man eine Verwaltung der staatlichen sozialistischen Betriebe, die darauf beruht, dass sich die Massen dem Willen eines einzelnen unterordnen, der den Arbeitsprozess leitet. Sie verbindet sich mit der Initiative der Massen im Produktionsprozess. Das Prinzip der Einzelleitung gilt für jedes Arbeitskollektiv.

Mit der Beseitigung der kapitalistischen Ausbeutung wird auch der von ihr nicht zu trennende Despotismus der Leitung beseitigt, der Allmacht des Kapitals, Willkür des Unternehmers und seiner Administration sowie Rechtlosigkeit der Arbeiter bedeutet. In der sozialistischen Gesellschaft sind die Leiter der Betriebe Bevollmächtigte und Beauftragte des sozialistischen Staates.

Die Beseitigung der Ausbeutung verändert von Grund auf die Beziehungen zwischen den Menschen, die geistige und die körperliche Arbeit verrichten. Der für den Kapitalismus charakteristische Interessengegensatz zwischen den Arbeitern und dem leitenden Personal der Betriebe verschwindet. Die Werktätigen, die körperliche Arbeit verrichten, und das leitende Personal der Betriebe sind im Sozialismus Mitglieder eines einheitlichen Produktionskollektivs, das am Gedeihen und an der Verbesserung der Produktion zutiefst interessiert ist. Daraus resultiert das schöpferische Zusammenwirken der körperlichen und der geistigen Arbeit, mit dem Ziel, die Produktion ständig zu vervollkommnen.

Während im Kapitalismus die körperliche Arbeit immer mehr des geistigen Inhalts beraubt und die Kluft zwischen der geistigen und der körperlichen Arbeit immer größer wird, gewinnt die körperliche Arbeit in der sozialistischen Gesellschaft immer mehr an geistigem Inhalt, nähert sich die körperliche immer mehr der geistigen Arbeit und wird der wesentliche Unterschied zwischen beiden allmählich aufgehoben. Das kommt in der ununterbrochenen Hebung des kulturellen und technischen Niveaus der Arbeiterklasse und der Bauernschaft und in der Entfaltung des sozialistischen Wettbewerbs zum Ausdruck.

6. Der sozialistische Wettbewerb.

Der sozialistische Wettbewerb erweist sich als die Methode zur Steigerung von Arbeitsintensität sowie Arbeitsproduktivität und damit zur Vervollkommnung der Produktion auf Grundlage der größtmöglichen Aktivität der werktätigen Massen. Lenin lehrt, dass der Sozialismus erstmalig die Möglichkeit schafft, den Wettbewerb wirklich auf breiter Grundlage, wirklich auf Massenbasis zu entfalten und die Millionenmassen der Werktätigen zu erfassen. Der sozialistische Wettbewerb ist auf die Erfüllung und Übererfüllung der Volkswirtschaftspläne, auf die ständige Erhöhung der Arbeitsproduktivität sowie auf die Sicherung des ununterbrochenen Aufschwungs der sozialistischen Produktion gerichtet.

„Das Prinzip der Konkurrenz: Niederlage und Tod der einen, Sieg und Herrschaft der anderen. Das Prinzip des sozialistischen Wettbewerbs: kameradschaftliche Hilfe der Fortgeschrittenen für die Zurückgebliebenen, um einen allgemeinen Aufschwung zu erzielen. Die Konkurrenz besagt: Schlage die Zurückgebliebenen nieder, um deine Herrschaft zu festigen. Der sozialistische Wettbewerb besagt: Die einen arbeiten schlecht, die anderen gut, die dritten besser – hole die Besten ein und erziele einen allgemeinen Aufschwung.“[164]

An Stelle solcher Triebkräfte der Produktion wie Profitjagd und Konkurrenz hat der Sozialismus neue, stärkere Triebkräfte gesetzt. In erster Linie ist hier die aus dem ökonomischen Grundgesetz des Sozialismus resultierende tiefe Interessiertheit der Massen an der Entwicklung der gesellschaftlichen Produktion zu nennen. Für die Entwicklung des sozialistischen Wettbewerbs ist die Verteilung nach Arbeitsleistung von großer Bedeutung. Sie macht die Entlohnung des Werktätigen von der Quantität und Qualität seiner Arbeit abhängig und fördert auf diese Weise die schöpferische Initiative der Massen im Produktionsprozess.

Ein Charakterzug des Wettbewerbs ist die schöpferische Initiative der Neuerer und der Bestarbeiter, die die moderne Technik vollkommen beherrschen, alte, überholte Arbeitsnormen und -methoden über den Haufen werfen und neue aufstellen. Viele Arbeiter haben sich nicht nur ein technisches Minimum angeeignet, sondern auch das Niveau des technischen Personals erreicht, wodurch die Gegensätze von geistiger und körperlicher Arbeit überwunden werden. Im Kampf gegen alles Alte, Überlebte bahnen fortschrittliche Menschen der Produktionsentwicklung neue Wege und decken neue Reserven für die Steigerung der Arbeitsproduktivität auf.

Die fortschrittlichen Arbeitsmethoden, die von Neuerern angewandt werden, basieren auf durchgreifenden Verbesserungen der Arbeitsorganisation (Arbeitsteilung, Beherrschung mehrerer Berufe u. a.), der Organisation der Produktion, der Technologie und Technik der Produktion (Intensivierung der technologischen Prozesse, Vervollkommnung des Werkzeugs, der Vorrichtungen, Maschinen usw.).

Der sozialistische Wettbewerb fördert eine schnelle und weite Verbreitung der fortschrittlichen Erfahrungen. Im Sozialismus übt die Kraft des Vorbilds erstmalig Massenwirkung aus und dient der ununterbrochenen Steigerung und Vervollkommnung der Produktion. Das beruht 1. darauf, dass allen Werktätigen bei der Aneignung der fortschrittlichen Arbeitsmethoden die aktive kameradschaftliche Hilfe der Neuerer zuteil wird, die verschiedene Formen annimmt (persönliche Unterweisung, Patenschaft der Stammarbeiter über die Neulinge, Schulen der Bestarbeiter und Neuerer usw.), 2., dass die werktätigen Massen bestrebt sind, die Bestarbeiter einzuholen, sich ihre Erfahrungen anzueignen, um einen allgemeinen Aufschwung zu erzielen, und 3., dass der Wettbewerb unter Teilnahme der breiten Öffentlichkeit vor sich geht und die Vergleichbarkeit der Arbeitsergebnisse der Betriebe gesichert ist. Auf die fortschrittlichen Erfahrungen der Produktionsneuerer gestützt, legen die staatlichen Wirtschaftsorgane die fortschrittlichen Normen für den Arbeitsaufwand und die Ausnutzung der Produktionsmittel fest, die den Produktionsplänen zugrunde gelegt werden. Die Verbreitung der fortschrittlichen Erfahrungen, die Aneignung der neuen Arbeitsmethoden und -normen durch die Mehrheit der Werktätigen sichern einen neuen, höheren Stand der Arbeitsproduktivität.

Der sozialistische Wettbewerb in Stadt und Land ist für die Entwicklung der Wirtschaft und den Aufbau des Kommunismus von erstrangiger Bedeutung, weil er neben der Verbesserung der Arbeitsleistung zur sozialistischen Erziehung beiträgt und hilft, den Charakter der Arbeit zu verändern.

7. Das stetige Wachstum der Arbeitsproduktivität.

Die stetige Steigerung der Arbeitsproduktivität ist die wichtigste Bedingung für den Aufbau des Kommunismus. Lenin schrieb: „Die Arbeitsproduktivität ist in letzter Instanz das Allerwichtigste, das Ausschlaggebende für den Sieg der neuen Gesellschaftsordnung. Der Kapitalismus hat eine Arbeitsproduktivität geschaffen, wie sie unter dem Feudalismus unbekannt war. Der Kapitalismus kann endgültig besiegt werden und wird dadurch endgültig besiegt werden, dass der Sozialismus eine neue, weit höhere Arbeitsproduktivität schafft.“[165]

Bekanntlich bemisst sich die Arbeitsproduktivität nach der Menge der Erzeugnisse, die ein Arbeiter je Zeiteinheit herstellt, bzw. nach der je Erzeugniseinheit aufgewandten Arbeitszeit. Die Steigerung der Arbeitsproduktivität kommt darin zum Ausdruck, dass der Anteil der lebendigen Arbeit am Produkt geringer wird, während der Anteil der vergangenen Arbeit relativ zunimmt, wobei die Gesamtmenge der in einer Erzeugniseinheit enthaltenen Arbeit abnimmt. Steigerung der Arbeitsproduktivität bedeutet Vergrößerung des Produktionsausstoßes je Arbeitszeiteinheit.

Vom gesellschaftlichen Standpunkt aus steigt die Arbeitsproduktivität mit der Einsparung an Arbeit, sowohl an lebendiger als auch an vergegenständlichter Arbeit im Maßstab der gesamten Gesellschaft. Marx lehrt, dass wirkliche Ökonomie schließlich auf Ökonomie der Arbeitszeit hinausläuft und dass diese Einsparungen mit der Entwicklung der Produktivkraft der Arbeit identisch sind. Der Sozialismus beseitigt jene enorme Vergeudung der Arbeit, wie sie dem anarchischen System des Kapitalismus eigen ist, und gibt die Gewähr für den planmäßigen und rationellsten Einsatz der Produktionsmittel und Arbeitskräfte der Gesellschaft.

Das ununterbrochene Wachstum der sozialistischen Produktion erfolgt 1. durch Steigerung der Arbeitsproduktivität des einzelnen Werktätigen (Intensivierung der gesellschaftlichen Produktion) und 2. durch Erhöhung der Gesamtzahl der Beschäftigten und besseren Einsatz der (lebendigen und vergegenständlichten) Arbeit im Rahmen der gesamten Gesellschaft (extensives und intensives Wachstum der gesellschaftlichen Produktion). Für die Steigerung der Produktivität der gesamtgesellschaftlichen Arbeit ist es überaus wichtig, den Anteil der in der materiellen Produktion wie auch in den wichtigsten Produktionsprozessen beschäftigten Werktätigen durch Einschränkung des Verwaltungsapparats und des mit Neben- und Hilfsarbeiten beschäftigten Personals zu erhöhen. Die systematische Steigerung der Arbeitsproduktivität gewährleistet ein rasches Wachstum der Produktion und ermöglicht damit sowohl die Erweiterung der Produktion als auch die Zunahme der Konsumtion.

Infolge der dem Kapitalismus immanenten Widersprüche steigt die Arbeitsproduktivität in der bürgerlichen Gesellschaft langsam und unbeständig. Marx schrieb: „Für das Kapital also gilt das Gesetz der gesteigerten Produktivkraft der Arbeit nicht unbedingt.“[166] Mit der Liquidierung des privatkapitalistischen Eigentums werden alle Schranken beseitigt, die der Steigerung der Arbeitsproduktivität im Weg stehen. Der Sozialismus erschließt Wege und Methoden zur Steigerung der Arbeitsproduktivität, die dem Kapitalismus unzugänglich sind.

Im Sozialismus wird die Steigerung der Arbeitsproduktivität vor allem durch systematische Entwicklung und konsequente Anwendung der fortgeschrittenen Technik gewährleistet, die die Arbeit der Menschen erleichtert, während im Kapitalismus die Arbeitsproduktivität in erster Linie auf einer übermäßigen Intensivierung der Arbeit beruht, die den Arbeiter körperlich oder geistig auszehrt. Unerlässliche Bedingungen für die Steigerung der Arbeitsproduktivität sind: ständige Vervollkommnung der Technik, Mechanisierung und Elektrifizierung der Produktion, bestmögliche Ausnutzung der vorhandenen Technik und konsequenter Kampf gegen die der Mechanisierung abträglichen Tendenzen.

Wichtige Faktoren für die Steigerung der Arbeitsproduktivität sind die ununterbrochene Hebung des Wohlstands, der beruflichen Qualifikation sowie des kulturellen und technischen Niveaus der Werktätigen.

8. Kurze Zusammenfassung

1. Der Sozialismus befreit die Werktätigen von der Ausbeutung und löst die unfreie Arbeit ab durch die freie Arbeit für sich, für die gesamte Gesellschaft. Die Arbeit ist im Sozialismus im Maßstab der Gesellschaft planmäßig organisiert und bekommt zunehmend schöpferischen Charakter. Sie ist aber im Sozialismus noch nicht zum ersten Lebensbedürfnis der Menschen geworden und bedarf des materiellen Ansporns. Die sozialistische Gesellschaft übt eine strenge Kontrolle über das Maß der Arbeit und der Entlohnung jedes Werktätigen aus.

2. Die Arbeit ist im Sozialismus Pflicht und Ehrensache eines jeden arbeitsfähigen Mitglieds der Gesellschaft. Im sozialistischen Wirtschaftssystem ist die Arbeitslosigkeit beseitigt und das Recht auf Arbeit für alle Mitglieder der Gesellschaft verwirklicht. Mit dem ununterbrochenen Wachstum der Produktion geht im Sozialismus ein stetiges zahlenmäßiges Wachstum der Arbeiterklasse und die Hebung ihres kulturellen und technischen Niveaus einher.

3. Eines der grundlegenden Prinzipien der sozialistischen Wirtschaftsführung ist das Prinzip der materiellen Interessiertheit eines jeden Werktätigen an den Ergebnissen seiner Arbeit. Im Sozialismus gilt das Leistungsprinzip, demzufolge die materiellen Güter in unmittelbarer Abhängigkeit von Quantität und Qualität der Arbeit zu verteilen sind.

4. Die sozialistische Kooperation der Arbeit ist eine Kooperation von Werktätigen, die durch Beziehungen der kameradschaftlichen Zusammenarbeit verbunden sind. Sie beruht auf der höchstentwickelten Technik und wird durch die bewusste Disziplin und einen neuen Typus der Leitung gekennzeichnet, der die Einzelleitung mit der größten Aktivität und Eigeninitiative der Massen verbindet. Das wichtigste Merkmal der sozialistischen Kooperation ist der sozialistische Wettbewerb. Der sozialistische Wettbewerb ist eine Triebkraft der Entwicklung der sozialistischen Wirtschaft.

5. Der Sozialismus schafft eine im Vergleich zum Kapitalismus schnellere Entwicklung der Produktivität der gesellschaftlichen Arbeit. Die Steigerung der Arbeitsproduktivität ist die entscheidende Bedingung für den ununterbrochenen Aufstieg der sozialistischen Produktion und für die Schaffung der Grundlagen des Kommunismus.